TÜV-Plakette für ein Schnitzel: Schmiergeldskandal in der Prüfstelle
Freitag, 31.07.2020
von JOANA GIBBE
Bestechlichkeit und Schmiergelder machen vor keiner Branche
halt. Dass Beträge zwischen 5 und 20 Euro allerdings schon ausreichen, um beim
TÜV trotz erheblicher Mängel am Fahrzeug durchgewunken zu werden, setzt wohl
neue Maßstäbe in Sachen Dreistigkeit. Genau das wirft das Hanauer Landgericht seit
Donnerstag insgesamt fünf Männern im Alter von 29 bis 74 Jahren vor, denen der
Prozess wegen der Annahme von Bestechungsgeldern gemacht wird. Das berichtet
hessenschau.de.
Trotz erheblicher Mängel sollen für insgesamt 69 Fahrzeuge
zwischen August 2011 und November 2013 Plaketten ausgestellt worden sein. Wegen
der Vielzahl der Vergehen und der vorigen Absprache spricht die
Staatsanwaltschaft von „gewerbs- und bandenmäßigen Bestechungsfällen“.
Auch mit einer Offenbacher Werkstatt, in der zwei der
Angeklagten arbeiten, sollen Abmachungen getroffen und notwendige Reparaturen
nicht durchgeführt worden sein. Das Schmiergeld floss zu Beginn direkt in die
Kaffeekasse der TÜV-Stelle und finanzierte donnerstags den Schnitzeltag der
Belegschaft, später soll das Geld auch für private Zwecke genutzt worden sein.
Nachdem Hinweise aus den eigenen Reihen der TÜV-Stelle bei
der Staatsanwaltschaft eingegangen waren, wurde die Hanauer TÜV-Stelle von verdeckten
Ermittlern und mithilfe präparierter Fahrzeuge unter die Lupe genommen. Zahlreiche Autos wurden dabei ebenfalls trotz erheblicher Mängel von der Prüfstelle durchgewunken.
HANAU -
Für den Prozess gegen die Männer sind insgesamt acht Verhandlungstage
angesetzt. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu drei Jahren. +++