WIESBADEN

Wohnungsbedarf in Hessen: 30 Partnerkommunen im Großen Frankfurter Bogen

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir (Bündnis 90 / Die Grünen) - Archivfoto: Hans-Hubertus Braune


Montag, 10.08.2020

WIESBADEN - "Hessen wächst und es gibt weiterhin einen Bedarf an neuen Wohnungen: Insgesamt 367.000 Wohnungen werden bis 2040 in Hessen gebraucht", sagte Wirtschafts- und Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir am Montag in Wiesbaden.

Dort stellte er die aktuelle Wohnungsbedarfsprognose vor, die im Auftrag des Ministeriums vom Institut für Wohnen und Umwelt (IWU), Darmstadt, erstellt wurde. Darin wurde auf der Basis der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung sowie gesellschaftlichen Entwicklungen errechnet, wie viele zusätzliche Wohnungen bis ins Jahr 2040 benötigt werden.

"Das Ergebnis ist nicht überraschend: Die meisten Menschen in Hessen wohnen in Südhessen. Besonders in den Städten wird die Bevölkerung in den kommenden zwei Jahrzehnten weiter zunehmen. Darum fehlen im Ballungsraum Rhein-Main, vor allem in den Städten Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Offenbach aber auch in Kassel am meisten neue Wohnungen", sagte der Minister. Aber nicht allein das Bevölkerungswachstum ist Grund für den Wohnungsbedarf: „Wir werden älter und bleiben daher länger in unseren Wohnungen. Außerdem wohnen Menschen inzwischen anders, immer mehr leben allein, zu zweit oder in einer Kleinfamilie. Im Vergleich zur Prognose aus dem Jahr 2016 liegen die größten Veränderungen darin, dass die Bevölkerung nicht wie vor vier Jahren angenommen in einem kurzen Zeitraum stark ansteigen, sondern gleichmäßiger wachsen wird. Daher verteilt sich der Neubaubedarf entsprechend auf einen längeren Zeitraum. Hinzu kommt, dass mehr gebaut wurde als 2016 prognostiziert. Auch der Trend zu kleinen Haushalten setzt sich fort, allerdings schwächt er sich im Vergleich zur letzten Prognose ab.

Rekordmittel von 2,2 Milliarden Euro für bezahlbaren Wohnraum

Die Wohnungsbedarfsprognose stellt dem Bedarf bis 2040 auch den durchschnittlichen Zubau an Wohnungen im Zeitraum zwischen 2012 und 2017 gegenüber. Um den vom IWU errechneten Bedarf bis 2040 zu decken, müssen jährlich im Durchschnitt 16.000 Wohnungen in Hessen zusätzlich geschaffen werden. Bleibt die durchschnittliche Wohnungsbautätigkeit der Jahre 2012 bis 2017 künftig auf demselben Niveau, kommen jährlich unter dem Strich 16.500 neue Wohnungen hinzu. „Auf ganz Hessen gerechnet könnte man daher sagen: Wir sind im Soll“, sagte Minister Al-Wazir. „Allerdings sind Wohnungsbestand und -neubau und Bedarf regional unterschiedlich verteilt. Während es vor allem in Mittel- und Nordhessen zum Teil mehr Wohnraum gibt als gebraucht wird, gibt es in Südhessen weiterhin eine Lücke.“ Vor allem in den kreisfreien Städten ist der Wohnungsmarkt angespannt. Auch hier ist Südhessen besonders betroffen: Allein 83 Prozent der Wohnungen, die bis 2040 in Hessen nötig sind, fehlen im Regierungsbezirk Darmstadt.

Die Corona-Pandemie könnte kurz- und mittelfristig Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt haben. „Viele Menschen kommen wegen der guten Jobaussichten nach Hessen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie könnten diesen Effekt bremsen. Zwar könnten die wirtschaftlichen Corona-Folgen den Zuzug in die Region abschwächen, andererseits ist aber auch klar, dass der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum groß ist und sich sogar noch weiter verstärken könnte. „Wir werden daher an unserem Kurs festhalten, die Bereitstellung von Bauland unterstützen und ein besonderes Augenmerk auf geförderte Wohnungen legen“, sagte der Minister.

Al-Wazir: Großer Frankfurter Bogen ein Erfolg

„Das Ziel der hessischen Wohnungspolitik ist, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten und zu schaffen. Das erreichen wir durch kurzfristige Maßnahmen wie den Zukauf von Belegungsrechten oder regulatorische Instrumente wie die Mietpreisbremse. Mittel- und langfristig aber müssen Wohnungen gebaut werden, und zwar dort, wo die Wohnungsmärkte angespannt sind. Insgesamt 2,2 Milliarden Euro stellen wir für den geförderten Wohnungsbau bis 2024 zur Verfügung, das sind Rekordmittel“, so Minister Al-Wazir.

Projekte im "Großer Frankfurter Bogen"

Zu den 30 Partnerkommunen gehören auch Darmstadt, Erzhausen, Karben und Hanau. In Darmstadt steht die Entwicklung des Ludwigshöhviertels im Vordergrund. Es liegt zwischen den Stadtteilen Bessungen und Eberstadt und soll als Wohngebiet entwickelt werden. Vorgesehen ist ein Quartier für Menschen aller Alters- und Einkommensklassen. Rund 3.100 Menschen sollen hier in den nächsten Jahren ein Zuhause finden. Oberbürgermeister Jochen Partsch: „Die Wissenschaftsstadt Darmstadt unterstützt den Ansatz der Hessischen Landesregierung, Wohnungsbau in der Rhein-Main-Region entlang der Linien des ÖPNV zu fördern, ausdrücklich. Auf den Konversionsflächen im Süden von Darmstadt, auf dem Lincoln-Areal und im Ludwigshöhviertel, schaffen wir rund 3.400 neue Wohnungen, ohne einen Quadratmeter Wald oder Flur zu verbrauchen. Dies ist der Darmstädter Weg einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung.“

Hanau bringt verschiedene Projekte in das Projekt Großer Frankfurter Bogen ein. Martin Bieberle, Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen & Umwelt: "Hanau hat in den letzten Jahren fast alle Flächenpotenziale bereits mobilisiert und ist sich deshalb bewusst, dass für weiteres, sozialverträgliches Wachstum die Entwicklung neuer Flächen für Wohnungsbau unumgänglich ist. Es ist an uns, den zukünftigen Generationen von kommunalen Entscheidern und Planern die notwendigen Optionen zu schaffen. Das Projekt Großer Frankfurter Bogen lenkt den Fokus darauf, dass Baulandentwicklung eine regionale Gemeinschaftsaufgabe sein muss. Hanau bekennt sich ausdrücklich zu dem Projekt und bringt verschiedene Flächen mit in den Großen Frankfurter Bogen ein, die als Siedlungserweiterungsflächen auch schon im Regionalen Entwicklungskonzept des Regierungspräsidiums diskutiert und beim Regionalverband als Option für den neuen regionalen Flächennutzungsplan 2030 vorgeschlagen wurden." (pm) +++

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