STEINAU A. D. STRASSE

Tafelhelfer gehen mit 82 Jahren in den verdienten Ruhestand

Karl Theo Hahn (links) und Adam Berkel (rechts) - Foto: privat


Dienstag, 18.08.2020

STEINAU A. D. STRASSE - Zusammen bringen es Adam Berkel und sein Mitstreiter Karl Theo Hahn immerhin auf stolze 164 Jahre. Jahrelang haben sie für die Tafel Lebensmittel in den Schlüchterner und Steinauer Supermärkten abgeholt. Egal ob bei 30 Grad im Schatten oder bei Schneegestöber. Pünktlich um 9 Uhr starteten sie jeden Mittwoch ihre Tour und beluden einen ganzen Transit mit den eingesammelten Lebensmittel.

 In Steinau wurde der Wagen ausgeladen und erneut machten sie sich daran Körbe einzuladen. Diesmal waren es die fertig gepackten Warenkörbe für die Kunden der Mittwochsausgabe in Schlüchtern, die sie nach Schlüchtern brachten und dort säuberlich stapelten. Wie viel 100 Tonnen sie so im letzten Jahrzehnt bewegt haben, hat bisher noch niemand ausgerechnet. Eine Kraftleistung, die sie 52 mal im Jahr erbrachten. „Ich kann mich nicht erinnern, dass einer der Beiden einmal krank war oder Urlaub machte,“ staunt Jutta Mieke, die den Fahrdienst der Tafel organisiert. „Wir bedauern es sehr zwei so zuverlässige Helfer zu verlieren, doch der Ruhestand ist ihnen wirklich zu gönnen. Auch wenn es uns gerade jetzt besonders weh tut, da wir noch nicht wissen, wie wir diese Lücke füllen sollen.“ „Ich werde Herrn Berkel und Herrn Hahn vermissen,“ sagt auch Walter Pickert, der sich einen Mittwoch ohne dieses Team noch gar nicht vorstellen kann. „Danke für die vielen Jahre eurer Mitarbeit.“

Helfer werden noch gesucht!

Noch immer sind nach der Coronapause nicht alle Helfer zurückgekehrt. Die Hälfte unserer Helfer ist über 70 Jahre alt und einige haben das 80. Lebensjahr schon deutlich überschritten. Da ist es verständlich, wenn öfter mal eine kleine Unpässlichkeit oder ein Arzttermin den Dienstplan bei der Tafel durcheinander bringt. „Wir konnten in den vergangenen Wochen auch einige neue, junge Leute bei der Tafel begrüßen“; erklärt Gabi Pricop. „Doch Schüler und Studenten können nicht immer frei über ihre Zeit verfügen und so ist es jede Woche ein kleiner Kraftakt, möglichst alle Aufgaben zu erledigen. Erschwerend kommt hinzu, dass Helfer die früher mehrmals in der Woche zugepackt haben, jetzt nur noch einmal kommen können, da wir die einzelnen Teams voneinander trennen wollen, um die Kontakte und damit das Ansteckungsrisiko während der Corona-Pandemie so gering wie möglich zu halten. Jeder einzelne Helfer sollte nur innerhalb eines festen Teams arbeiten.“

Doch nicht nur in den Fahrer- und Helferteams ist die Personaldecke sehr, sehr dünn. Von den sieben Vorstandsposten sind momentan noch fünf besetzt. Leider ist Herr Fritzsch, der Vorsitzende der Tafel im Bergwinkel, durch eine längere Krankheit in diesem Jahr fast vollständig ausgefallen. So hat sich die Arbeit auf nur vier Personen verteilt. Herr Petrus Köllmann, der jahrelang unsere Sponsoren betreute ist im Januar aus Steinau weggezogen. Mit Herrn Brückner-Werner hatten wir schnell einen kompetenten und engagierten Ersatz gefunden. Doch auch er hat diese schöne Gegend verlassen und ist in die Nähe seiner Kinder gezogen. Jetzt mag sich so mancher Leser fragen, was so ein Vorstandsmitglied denn eigentlich macht. So viel kann es doch nicht sein, oder?

Organisationsaufgaben bei der Tafel

Die Tafel im Bergwinkel hält Kontakt zu den einzelnen Supermärkten und Geschäften in der Region, Förderanträge müssen gestellt werden, Spenden müssen entgegengenommen oder abgeholt werden. Angebote der Zentrallager müssen gesichtet, die Waren bestellt und die Abholung organisiert werden. Der Kontakt zu Gemeinden, dem Kreis und oder dem Sozialministerium muss gepflegt werden. Pressemitteilungen müssen geschrieben werden.

Dazu kommt die tägliche Arbeit, wie Bereitstellung der Arbeitsmittel, Einteilung der Waren, Erstellung der Dienstpläne und die suche nach Vertretungskräften. Alle Vorstandsmitglieder sind in die tägliche Arbeit eingebunden und stehen an den Sortiertischen, arbeiten bei der Ausgabe oder holen Lebensmitteln von den Supermärkte ab. Eine Arbeitsbelastung, die auf Dauer nicht zu stemmen ist. Daher suchen wir dringen hilfsbereite Menschen, die sich hier einbringen möchten. Egal ob jemand sich um die Technik kümmern möchte, die Sponsorenbetreuung oder aber die Einteilung der Helferteams übernehmen will. Jede Hilfe ist willkommen. Die Tafel im Bergwinkel sucht daher dringend Leute, die bereit sind in den Ausgabestellen, als Fahrer oder beim Sortieren in Steinau zu helfen. Vielleicht findet sich ja auch jemand, der sich dann vorstellen kann, eine Arbeit im Vorstand zu übernehmen.

Schön wäre es, wenn der Wunsch unseres Vorsitzenden in Erfüllung gehen würde und die Tafel eines Tages überflüssig würde. Doch Armut verschwindet nicht einfach so. So lange es den Niedriglohnsektor gibt und damit auch sehr geringe Renten, sind viele Familien auf Unterstützung angewiesen. Oft erleben wir auch, wie eine Krankheit die finanzielle Sicherheit einer Familie ins Wanken bringt. Daher möchten wir die Tafelarbeit auch in den nächsten Jahren fortsetzen und hoffen auf viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich in diesem wichtigen Bereich engagieren. (pm) +++

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