REGION

KOMMENTAR: Der Freund und Helfer als Prellbock der Nation?

Wo wären wir, wenn es keine Polizisten mehr gäbe? - Symbolbild: Pixabay.com


Dienstag, 18.08.2020
von MIRIAM ROMMEL

REGION - Nein. Gewalt ist nie eine Lösung: Nicht, wenn ein Polizist einen auf dem Boden liegenden Mann tritt, aber auch nicht, wenn ein Polizist im Dienst von Krawallmachern angegriffen wird. Eine Videosequenz, aufgenommen von Unbekannten am vergangenen Wochenende in Frankfurt, sorgt aktuell bundesweit für hohe Wellen.

Eine alkoholisierte Gruppe von Männern soll eines Platzes verwiesen werden. Ein 29-Jähriger beleidigt die eingesetzten Beamten, spuckt ihnen ins Gesicht. Was genau danach geschieht, ist ungewiss. Auf dem Video, welches erst nach dem Vorfall startet, sieht man den 29-Jährigen, der auf dem Boden liegt. Er wird von Beamten fixiert - und mindestens einmal von einem Polizisten getreten. 

Schnell wird in zahlreichen Medien und von einem Teil der Bevölkerung der moralische Zeigefinger erhoben: "Szenen wie bei George Floyd" heißt es beispielsweise. Wutentbrannt und völlig ernst gemeint fordert ein Journalist der Frankfurter Rundschau, dass es massive Veränderungen bei der gesamten hessischen Polizei geben müsse. Die Beamten, so mutmaßt der Autor eines Kommentars, hätten ein grundsätzliches Gewaltproblem, seien Hooligans und "viel zu viele Einzelfälle". Am Schluss seiner Tirade fordert er – genau wie Linken-Fraktionsvorsitzende Janine Wissler- eine unabhängige Stelle, "die für die Aufklärung von Polizeigewalt nötig ist". 

Wenn man manchen Journalisten, Politiker oder Bürger momentan hört, könnte man meinen, Hessen sei plötzlich Minneapolis: SPD-Vorsitzende Saskia Esken, die einen latenten Rechtsextremismus entdeckt haben will, oder eine aufmerksamkeitsheischende TAZ-Kolumnistin, die Polizeibeamte mit Müll vergleicht, sind nur zwei Beispiele. 

Die gesamte Polizei wird vorverurteilt - und jedem Polizisten abgesprochen, gesetzeskonform zu handeln. Was bei allen anderen gilt – nämlich keine Gruppe unter Generalverdacht zu stellen – bei den Beamtinnen und Beamten, die täglich für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen, scheint diese Maxime nicht mehr zu gelten. 

Auf dem Boden der Tatsachen

Ein Polizist hat in Frankfurt nun etwas höchst Verwerfliches getan: Er hat einen am Boden liegenden Menschen getreten, seine Macht ausgenutzt. Dafür muss er sich erklären, verantworten und bestraft werden. Deswegen auf alle anderen Gesetzeshüter zu schließen, wäre allerdings grob fahrlässig.

Wo wären wir, wenn es keine Polizisten mehr gäbe? Es ist mit Sicherheit kein Vergnügen, jeden Tag dort zu sein, wo das menschliche Zusammensein misslingt. Polizisten werden zu Schlägereien, Ehestreitigkeiten, tödlichen Unfällen, Mord und Totschlag gerufen. Sie wissen, wie es ist, von einem Alkoholisierten ein Messer entgegengehalten zu bekommen, und auch wie es sich anfühlt, offen bedroht zu werden. Im Jahr 2019 gab es knapp 37.000 Fälle von Widerstand oder tätlichem Angriff auf Polizeibeamte, das waren 2.791 mehr als im Jahr zuvor. Der Stress und auch der Druck auf Polizisten wächst stetig – nicht zuletzt dadurch, dass mancher Politiker nicht hinter der für uns existenziellen Berufsgruppe steht, dafür aber möglichst medienwirksam einen absurden Generalverdacht ausspricht.

Das ist gefährlich: Wenn wir nicht aufpassen, bekommen wir Polizisten, die zwar tausendprozentig politisch korrekt sind, sich aber mit notwendigen Eingriffen immer schwerer tun. +++

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