Die große Angst vor dem erneuten Lockdown: "Mit allen Kräften vermeiden"

Dienstag, 25.08.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE
HANAU - "Es muss mit allen Kräften vermieden werden, dass es zu einem Lockdown kommt, das muss vermieden werden", wiederholt Claus Kaminsky, Oberbürgermeister von Hanau, am Montagnachmittag mit deutlichen Worten das Kernziel der beschlossenen Corona-Maßnahmen. In seiner Stadt sind die Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen auf über 63 pro 100.000 Einwohner angestiegen.
Zuviel, um die neugewonnenen Lockerungen aufrechterhalten zu können. Die Realität hat die Region eingeholt. Während sich viele Menschen nach wie vor der Situation entsprechend mit Distanz und mit Rücksicht verhalten, übertreiben es einige mit Feiern und Zusammenkünften. Auch zu viele Reiserückkehrer hatten oder haben den Coronavirus leider im Gepäck.
Auffällig sei zudem, dass aktuell vor allem jüngere Menschen von den Neuinfektionen betroffen seien. Da auch in den umliegenden Kommunen die Zahlen deutlich angestiegen sind, betreffen die massiven Verschärfungen der Corona-Maßnahmen auch die Städte Bruchköbel, Erlensee, Maintal, Neuberg und Nidderau.
Für sie gelten nun unter anderem Einschränkungen für Veranstaltungen unter freiem Himmel (auf 100 Personen begrenzt), Veranstaltungen in geschlossenen Räumen (50 Personen), Treffen von Gruppen in der Öffentlichkeit und in Restaurants (fünf Personen oder höchstens aus zwei Haushalten) sowie Treffen von Gruppen im privaten Umfeld und bei Vereinsveranstaltungen (20 Personen). Es gilt zudem eine verschärfte Maskenpflicht, welche mit zusätzlichem Personal etwa in Bussen, Straßenbahnen und der Gastronomie kontrolliert werden.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz appellieren Landrat Thorsten Stolz, Oberbürgermeister Claus Kaminsky, Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler und als Vertreter der weiteren Bürgermeister im Main-Kinzig-Kreis, Stefan Erb (Bürgermeister von Erlensee) an die Menschen, sich an die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln zu halten. Es gebe keine Alternative. "Wir sind in tiefer Sorgen", sagt Kaminsky. Vor gut einer Woche hätte er mit solch einer Dynamik der Zahlen nicht gerechnet. Dass es zu steigenden Zahlen nach der Urlaubszeit kommen würde, ja, aber nicht in dieser Dimension.
Reiserückkehrer und Feiern
Trotzdem bestehe kein Grund zur Panik. Derzeit sei die Lage in den Kliniken im Griff. Das aber kann sich ändern, sollten die Infektionszahlen weiter steigen. Dies gelte es mit aller Macht zu verhindern. Reiserückkehrer aber auch vermehrte Familientreffen und Feiern seien der Auslöser erklärte Semmler. Viel Wert werde auf die Nachverfolgung der Kontakte gelegt. Die Infektionsketten sollen unterbrochen werden. Die größeren Zusammenkünfte sollen nun verhindert werden. Sorgen und Ängste, dass die Situation außer Kontrolle gerät, ließ die Verantwortlichen der Kommunen und dem Main-Kinzig-Kreis während einer gemeinsamen Krisensitzung am Montag die Zügel anziehen.
Auch im Freizeitbereich und natürlich in den Schulen gelten verschärfte Maßnahmen, in weiterführenden Schule gelte Maskenpflicht wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Fußballvereine dürfen in den nächsten Wochen nicht mehr mit Kontakt und über zehn Spielern trainieren. Für Mannschaften wie die Hessenligisten 1. Hanauer FC oder dem FC Erlensee ist dies ein herber Rückschlag. "Für den FC Erlensee ist das eine Katastrophe", sagte Erb. Gerade auch für die vielen ambitionierten Juniorenmannschaften der Erlenseer. In knapp zwei Wochen soll die neue Fußballsaison starten. Wie es jetzt weitergeht, ist unklar.
"Schnelles und wirksamen Handeln"
Aber auch Erb zeigte Verständnis für die notwendigen Maßnahmen. Stolz machte die Unterschiede im Main-Kinzig-Kreis anhand einer Karte deutlich. Östlich von Hanau über Gelnhausen bis Sinntal sind die Infektionszahlen vergleichsweise gering. Deshalb gelten die verschärften Maßnahmen zumindest derzeit in den sechs Kommunen im Altkreis Hanau, für die weiteren Kommunen im Altkreis Hanau gelte eine Empfehlung. "Wir stellen andererseits fest, dass die Zahl der gemeldeten Fälle in der östlichen Hälfte fast durchweg im grünen Bereich liegt. Das Infektionsgeschehen in den Kommunen nahe Frankfurt und Offenbach fordert hingegen schnelles und wirksames Handeln, gerade in Hanau. Deshalb setzen wir zielgenau lokal an", sagte Stolz.
Per Allgemeinverfügung wird der Kreis die einzelnen Maßnahmen in den nächsten Tagen in Gesetzesform gießen. Darüber hinaus bittet der Kreis schon jetzt alle betreffenden Verwaltungen, Gemeinden, Schulen, Betriebe, Vereine bis hin zu Privatleuten um Beachtung und Umsetzung. Die Verantwortlichen wollen die Situation täglich beurteilen. Die Maßnahmen sollen entsprechend angepasst werden. Sie hoffen, dass die Neuinfektionen zurückgehen und Lockerungen auch innerhalb der nächsten Wochen wieder möglich sind.
Einen erneuten Lockdown wollen sich Stolz und Kaminsky nicht vorstellen. Die nun getroffenen Entscheidungen seien das geringere Übel. Es hängt davon ab, wie sich die Menschen an den Regeln halten. Weitere Informationen zu den detaillierten Regeln finden Sie im Internet unter der Adresse http://corona-hanau.de . +++