BAD BRÜCKENAU

PUR Open Air-Tour im Schlosspark: Zwischen den Welten

Fotos: Walter Dörr">
Pur mit "Zwischen den Welten" im Schlosspark in Bad Brückenau. - Fotos: Walter Dörr


Sonntag, 30.06.2019
von Walter Dörr

BAD BRÜCKENAU - Bei Kaiserwetter war das Open-Air im Schlosspark von Bad Brückenau (Bad Kissingen) am Samstagabend ein purer Genuss. Und das kommt nicht von ungefähr, denn „Pur“, eine der erfolgreichsten deutschen Bands, machte auf seiner „Zwischen den Welten Open-Air-Tour“ (das dritte von 28 Konzerten) Station in dem bayerischen Staatsbad.

Rund drei Tausend Fans auf dem Schlosspark-Grün, das umgeben ist von Gebäuden, die König Ludwig I. einst erbauen ließ, wie das Kursaalgebäude (1826), der Elisabethenhof (1894), das Kurhotel (1899) oder das Badhotel (1821)- nicht eingerechnet die zahlreichen Zaungäste auf der Anhöhe vor dem Schlosshotel Fürstenhof, die wieder einen kostenfreien Hörgenuss sogar auch Blickkontakt zur riesigen Bühne hatten. Die Provinztour Konzert- und Theateragentur, Neuenstadt, holte die Band um Leadsänger Hartmut Engler, die tags zuvor in der Commerzbank Arena in Frankfurt gastierte, drei Jahre nach ihrem ersten Gastspiel wieder in die fränkische Provinz Bad Brückenau.

Kurdirektorin Andrea Schallenkammer begrüßte die Gäste, die, wie sie vermutete, nicht wegen ihr erwartungsvoll zur Bühne schauen würden. Die Kurdirektorin entschuldigte sich quasi, dass König Ludwig auf seinem Steinsockel in der Mitte des Schlossparks in die falsche Richtung blickt. Ein Dank galt für das hervorragend vorbereitete Open-Air-Konzert Provinztour und dem Staatsband-Team sowie das Mitwirken vom Roten Kreuz, der Feuerwehr und Polizei. Schallenkammer wünschte eine tolle Sommerparty.

Das war dann auch keine nur Tanztee-Kurgastbespaßung, die in dem bayerischen Staatsbad abging. Die Jungs um Hartmut Engler können es halt und auch nach mehr als drei Jahrzehnten begeistern sie ihre Fans immer noch. Zwölf Millionen verkaufte Tonträger und zehn Alben auf Platz eins der Media Control Charts beweisen das. Auch live bietet die Band aus dem schwäbischen Bietigheim-Bissingen hörbaren Rock und Pop, melodiös anspruchsvolle Musik mit deutschen Texten, über die es sich näher nachzudenken lohnt. Treue Fans in der Region und von weither angereist hat die Band in der Ü40-Generation, die in Bad Brückenau natürlich aus dem Häuschen waren, wenn Engler die bekannten Hits anstimmte. Aber auch viel junges Gemüse fand Gefallen an den coolen Songs der älteren Herren, die noch bis zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum in 2021 durchhalten wollen. Das Publikum, das dicht gedrängt auf dem strapazierten Grün des Schlossgartens stand oder sich auf Decken bequem gemacht hatte, war altersmäßig durchwachsen. Pur polarisiert mit seinen Liedern, sodass man die Musik und die Texte der „älter gewordenen Schülerband“ mag oder nichts damit anfangen kann. Das „Zwischen den Welten“-Tourprogramm ist ein Mix aus den Titeln des aktuellen gleichnamigen Albums und gern gehörter Klassiker. Pur, 1975 als Crusade gegründet, 1980 in Opus und 1985 dann in Pur umbenannt, sind Hartmut Engler, Ingo Reidl, Joe Crawford, Rudi Buttas und Martin Ansel. 

Eingeheizt wurde das Publikum – was bei den hochsommerlichen Temperaturen gar nicht nötig gewesen wäre – von der Stuttgarter A-Cappella-Gruppe „Füenf“. Das Quintett „fast ohne Instrumente“ gab sich diesen „quantitativen“ Namen, die außergewöhnliche Schreibweise ist bezeichnend für deren künstlerisches Schaffen. Hinhören lohnte sich beim aktuellen Programm „Im Dienste ihrer Mayonnaise“. Sing und Unsing von Engelszungen begeisterte das Publikum. Singende Wortakrobaten, scharfzüngig, lachkrampferprobt, scherzgewaltig. Wie beim Lied „Bring mir die Sonne wieder zurück“, das man einfach aus Patrick-Lindner-Titeln baute. +++