Das Team des Gesundheitsamtes beantwortet alle Fragen zu Corona

Freitag, 18.09.2020
REGION - „Ich war mit einem Bekannten Kaffee trinken und er wurde jetzt positiv auf Corona getestet. Wie geht es jetzt weiter?“, fragt die Anruferin. Angst und Unsicherheit sind groß, die Menschen die im Gesundheitsamt anrufen, haben sich beispielsweise auf das Virus testen lassen oder wurden vom Gesundheitsamt als Kontaktperson identifiziert. Dabei unterscheiden die Mitarbeiter zwischen Kontaktperson 1, das sind jene Menschen, die sich mindestens 15 Minuten ohne Mund-Nasenschutz mit einer positiv getesteten Person getroffen haben und die Abstandsregelung nicht eingehalten haben. Menschen, die als Kontaktperson der Kategorie 2 eingestuft werden, haben die AHA-Regel beachtet, also Abstand gehalten, Hände gewaschen und eine Alltagsmaske getragen. Bei ihnen ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie sich angesteckt haben. Trotzdem sollen sie sich für 14 Tage gut beobachten und bei auftretenden Erkältungssymptomen Kontakt mit dem Gesundsamt aufnehmen. Eine Quarantäne ist nicht erforderlich.
„Das ergibt sich aus der Inkubationszeit,“ erklärt Dr. Christiane Faust, Ärztin und stellvertretende Leiterin des städtischen Gesundheitsamtes. „Diese liegt bei Covid-19 zwischen drei und 14 Tagen. Um mögliche Infektionsketten zu stoppen, müssen wir die betroffenen Personen isolieren.“ Das heißt Reduzierung der sozialen Kontakte und häusliche Absonderung. „Wir wissen, dass das eine Herausforderung ist, wenn der Bewegungsradius derart eingeschränkt wird. Deshalb melden sich unsere Mitarbeiter täglich bei den Menschen in Quarantäne.“ Natürlich, um deren Einhaltung sicherzustellen – im Zweifelsfall klingelt auch schon mal die Polizei – aber auch, um etwaige soziopsychologische Probleme aufzufangen.
Rund 20 Minuten dauert ein solches Gespräch in der Regel, dabei werden etwaige Beschwerden oder auftretende Symptome, aber auch Alltagsprobleme besprochen. „Die intensive Betreuung kommt gut an, vor allem ältere Menschen oder Risikopatienten sind dankbar für den positiven Zuspruch.“ Denn trotz aller Präventionsmaßnahmen, zu denen die Quarantäne zweifelsohne zählt, dürfe man nicht vergessen, dass die Einstufung als Kontaktperson bereits Angst mache, sagt Faust: „Die Menschen wissen um die Gefährlichkeit des Virus und durch den Kontakt mit uns wird die Gefahr sehr greifbar. Vor allem, wenn erste Symptome wie Atemnot auftreten.“
Passiert dies, sollte je nach Schwere der Symptome entweder der ärztliche Bereitschaftsdienst unter 116 117 oder der Rettungsdienst unter 112 verständigt werden. Bisher mussten glücklicherweise nur wenige Menschen aus Offenbach im Krankenhaus behandelt werden. Ohnehin, bestätigt auch Dr. Faust, verarbeiten junge Menschen die Infektion um einiges besser als ältere. Allerdings begünstigen auch bei ihnen Vorerkrankungen einen schweren Verlauf. „Insgesamt wissen wir noch viel zu wenig und deshalb ist weiterhin Vorsicht angebracht“, erklärt die Ärztin. Daher arbeitet das Gesundheitsamt bei Bekanntwerden einer Infektion mit Hochdruck daran, sofort etwaige Kontaktpersonen des positiv Getesteten zu finden und schnellstmöglich zu isolieren. „Am Anfang der Pandemie war das vergleichsweise einfach, weil die Menschen von sich aus vorsichtiger agierten und ihre Kontakte reduzierten. Mit dem Sommer haben wir eine gewisse Leichtigkeit festgestellt, 80 Kontaktpersonen und mehr bei einem positiven Fall sind leider keine Seltenheit.“ Sind alle identifiziert, geht es um deren Differenzierung in Kontaktpersonen ersten oder zweiten Grades. Für die Mitarbeiter des 30-köpfigen Corona-Teams beim Gesundheitsamt heißt es dann, alle Kontaktpersonen abzutelefonieren und zu erreichen. Erst nach dieser Ermittlung kann darüber entschieden werden, ob beispielsweise eine Schule komplett geschlossen, eine ganze Klasse oder nur einzelne Teilnehmer eines Kurses beziehungsweise einer Klasse in Quarantäne geschickt werden müssen.
„Die Arbeit des Gesundheitsamtes ist in dieser Zeit von unschätzbarem Wert, denn nur so kommen die Offenbacherinnen und Offenbacher sicher durch die Krise. Wie wichtig die Kontaktnachverfolgung und die Verhängung von Quarantäne ist, wird auch aus der Analyse der nun in Frankreich wieder schnell nach oben schnellenden Fallzahlen deutlich. Denn eine Erklärung dafür ist, dass die Gesundheitsämter dort die Kontaktnachverfolgung und die Anordnung von Quarantäne nicht mit der gleichen Stringenz wie unser Gesundheitsamt und insgesamt die Gesundheitsämter in Deutschland betreiben“, betont Gesundheitsdezernentin Sabine Groß. „Das unterstreicht nochmals die Bedeutung unseres Gesundheitsamtes und zeigt welch gute und im Einzelfall lebensrettende Arbeit dort geleistet wird und wie wichtig es war und bleibt, dass wir das Stadtgesundheitsamt personell aufgestockt haben.“ (pm) +++