HASSELROTH

Stadtkühe mit Extacy-Problemen: „Gag Pack“ begeistert in der Friedrich-Hofacker-Halle

v.l. Andy Ost, Jürgen Leber, Henni Nachtsheim, Johannes Scherer - Fotos: Anja Goldstein


Samstag, 19.09.2020

HASSELROTH - Mit Henni Nachtsheim, Johannes Scherer, Jürgen Leber und Andy Ost standen gleich vier hochkarätige hessische Comedians auf der Bühne in der Friedrich-Hofacker-Halle. Unter dem Namen „Gag Pack“, in Anlehnung an das legendäre „Rat Pack“ aus den 60er Jahren, boten die vier grandiose Unterhaltung vor 200 Gästen.

Die Chemie stimmte zwischen Publikum und Akteuren von Anfang an: Gleich nach der Eröffnung durch Andy Ost gab es die ersten „Zugabe!“-Rufe, obwohl damit der Abend erst begonnen hatte. Die Zuschauer waren so begeistert von der Show, dass viele auch nach rund drei Stunden nicht nach Hause gehen wollten und eine Zugabe nach der nächsten forderten. Lautes Johlen, Pfiffe und jede Menge Applaus begleiten jeden einzelnen Act und die Künstler genossen den lange vermissten Applaus sichtlich. Die vier hessischen Comedians wechselten sich mit standup-Comedy, zutiefst sarkastischer Satire oder musikalischen Einlagen auf der Bühne ab.

Ein wahres Gag-Feuerwerk zündete Jürgen Leber, der vor allem durch seine Auftritte bei „Hessen lacht zur Fassenacht“ bekannt ist, ab. Im Arztkittel nahm er den Abend als „Therapiestunde“ wahr und kurierte damit sowohl seine Kollegen als auch das Publikum vom „Corona-Blues“: man müsse langsam wieder anfangen, ein „Resozialisierungsprogramm zu starten und die Kollegen langsam wieder auszuwildern.“ Am Lockdown-Speck konnte Leber sogar Vorteile sehen: „wer schwerer ist, fliegt im Kettenkarussell weiter außen. Da kommt man halt weiter rum in der Welt.“ Selbst die aktuelle Diskussion um überfüllte Schulbusse regte den Stadup-Comedian zu Witzen an: man müsse die „Turnbeutel als Personen mitzählen, die stoffwechseln selbst auch schon.“ Aber Corona war nicht Lebers einziges Thema. So rezitierte er leidenschaftlich, an Goethes „Erlkönig“ angelehnt, die hessische Version vom „Äpplerkönig“ und begeisterte mit der Erkenntnis, dass Christoph Kolumbus Hesse gewesen sein muss: „wer nach Indien will und links blinkt, aber rechts abbiegt, muss Offenbacher gewesen sein.“

Blick ins Publikum: in achter-Grüppchen zusammen gestellt passten 200 Plätze in die Halle. Alle Anwesenden achteten genau darauf, bei jeder Bewegung vom Platz weg einen Mundschutz zu tragen.
Blick ins Publikum: in achter-Grüppchen zusammen gestellt passten 200 Plätze in die Halle. Alle Anwesenden achteten genau darauf, bei jeder Bewegung vom Platz weg einen Mundschutz zu tragen.
Andy Ost eröffnete den Abend
Andy Ost eröffnete den Abend
Jürgen Leber therapierte Gäste und Kollegen vom Corona-Blues
Jürgen Leber therapierte Gäste und Kollegen vom Corona-Blues

Johannes Scherer, FFH-Moderator und laut Nachtsheim „eben noch im Radio und jetzt schon auf der Bühne“, regte das Publikum zu brüllendem Gelächter mit seinen selbstironischen und sarkastischen Gedanken an. So sei er selbst das „Sanostol-Kind aus der Werbung, dass immer lustlos mit hängendem Kopf über den Schulhof schleicht. Beim Fussballspielen in der Pause war ich der Pfosten.“ Anders als aus dem Radio gewohnt, hielt Scherer seine Auftritte im tiefsten Kahlgrunder Dialekt. In Schöllkrippen aufgewachsen, seinen ihm die Hessen schon immer suspekt gewesen: „die arbeiten freiwillig an 3-König.“ Seine Mama sei schon seit seiner Kindheit dem Virologen Christian Drosten um Lichtjahre voraus gewesen: sie hätte immer darauf bestanden, ab 10 Grad alle Gesichtsöffnungen zu verrammeln.“ Allerdings sei seine Kindheit weitaus gefährlicher gewesen als heutzutage: er hatte zur Schule laufen müssen, während heute die 15-Jährigen noch von Mutti im SUV im Kindersitz bis ins Klassenzimmer gefahren werden würden. Im zweiten Teil des Abends ließ sich Scherer über Bluetooth-Kühlschränke aus, die einem über das Handy den aktuellen Inhalt übermittelten: „Gondsroth war früher eine Millionenstadt. Allerdings sind die alle im Supermarkt tot umgefallen, weil die den Einkaufszettel erst so spät erfunden haben.

Johannes Scherer dachte als Kind, alle Hessen reden wie Heinz Schenk
Johannes Scherer dachte als Kind, alle Hessen reden wie Heinz Schenk
Henni Nachtsheim
Henni Nachtsheim

Henni Nachtsheim, eine Hälfte des legendären „Badesalz“-Duos, ließ sich in epischer Breite über den Gag aus, den er hatte spielen wollen. Der Veranstalter wollte seine Bühnenanweisung aber leider nicht genehmigen. So verstand Nachtsheim nicht, wieso er in Niedermittlau keine Showtreppe bekam, 248 Tänzer einladen oder Haie sprengen durfte. Auch die „schwulen Giraffen- und ja, es müssen schwule sein, die bewegen sich viel lustiger-“ wurden ihm leider nicht genehmigt. Dafür betonte er die Vorteile der hessischen „Kompaktgespräche“, die gar in einem Volkshochschulkurs angeboten werden würden: so reiche dem Bürger ein „Unn?“- „Selber!“ um alle wichtigen Informationen kurz und kompakt zu übermitteln. Allerdings böte die VHS auch Kurse zu „Impro-Blinddarm-OPs an“ und „Wunderwaffe Handkäs“ und das beweise den hessischen Wissendurst. Er tränke auch nur noch Landmilch, denn man wisse ja, dass „die Stadtkühe in Frankfurt ein Extacy-Problem haben und man würde durch deren Milch eine Laktose-und Drogen-Intoleranz entwickeln.“

Ost, der seine musikalischen Parodien mit kleinen Witzchen wie „wenn meine Tante in den Zoo geht, stellen sich die Tiger tot“ würzte, riss das Publikum mit wunderbaren Streifzügen durch die Musik mit. So parodierte er Ozzi Osborne, der nur durch Nuscheln verberge, dass er deutsch singe, aber auch Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer oder Mark Foster kamen zu Gehör. Doch auch die gesungene Sprache des Liedtextes sei ein wichtiges Thema: so klang „alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“ auf spanisch wie das schönste Liebeslied.

Das Publikum lobte die Vorstellung mit standing Ovations, jubeln und lang anhaltendem Applaus. Auch Bürgermeister Matthias Pfeifer, der sich unter den Gästen befand, lobte die Veranstaltung: „die Leute gieren nach Unterhaltung. Ich freue mich riesig, dass hier wieder wenigstens ein bisschen was passiert!“ (ag) +++

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