Bischofskonferenz -Bischof Georg Bätzing: "Dankbar für brüderliche Diskussion"

Dienstag, 22.09.2020
von MORITZ PAPPERT
FULDA - Unter den strengen Hygiene- und Abstandsregeln sind die 69 Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag traditionell in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung zusammengekommen. "Wir stehen in Corona-Zeiten, Corona ist nicht vorbei", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg) zu Beginn der Pressekonferenz im Dompfarrzentrum.
"Ich bin der Stadt Fulda sehr dankbar, dass wir im Stadtschloss tagen können", sagte der Vorsitzende. Im historischen Fürstensaal haben die 69 Bischöfe mehr Platz und Raum für sicher intensive Diskussionen. Die direkte Kommunikation sei wichtig, erklärte Bätzing. Deswegen wollen sie sich direkt sehen und nicht virtuell tagen. Die Corona-Pandemie beschäftige die Kirche, ein Rückblick auf die Situation des Lockdowns mit den vielen Einschränkungen und den untersagten Kontakten etwa zu schwer erkrankten und sterbenden Menschen werde analysiert. Zu diesem Thema ist eine eigene Pressekonferenz am Mittwoch geplant.
Kontroverse Themen und Beratungen
Die Bischöfe haben eine Reihe von kontroversen Themen auf ihrer Agenda. Bätzing sagte trotzdem: "Die Stimmung ist gut", verhehlte aber nicht, dass es durchaus unterschiedliche Perspektiven innerhalb der katholischen Kirche gebe. "Ich bin dankbar für die brüderliche Diskussion", sagte er und gab zu, "Druck zu verspüren". Insbesondere die zahlreichen Kirchenaustritte machen der katholischen Kirche zu schaffen. "Die Zahlen sind erschreckend", gab Bätzing zu. Es sei eine dringliche Befassung mit dem Thema notwendig. Es sollen Perspektiven entwickelt werden, damit die Menschen wieder mehr Bindung zu ihrer Kirche finden.
Im Fokus stehen zudem die Diskussionen um die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Wie werden die Opfer entschädigt? Diese Frage beschäftigt nicht nur die betroffenen Menschen. Es geht zunächst um die Anerkennung ihres Leids. Zum Abschluss der dreitägigen Bischofskonferenz sollen dazu auch Zahlen genannt werden.
Nach den fünf regionalen Konferenzen beraten die Bischöfe auch den Fortgang des Synodalen Wegs. "Es geht gut voran", sagte Bätzing. Die Bischöfe wollen auch mit den Protestbewegungen sprechen, welche sich ebenfalls in Fulda versammelt haben. "Ich danke und schätze die Protestierenden. Wir nehmen Gespräche auf", sagte der Limburger Bischof. Und er machte deutlich: "Wir sind keine nationale Kirche" - und schloss damit einen Alleingang der deutschen katholischen Kirche aus.
Die Vorbereitung für den ökumenischen Kirchentag im kommenden Jahr in Frankfurt am Main laufen. "Ökomene spielt eine wichtige Rolle", erklärt der Vorsitzende während der Pressekonferenz. Der Kirchentag solle ein starkes Zeichen setzen: "Wir werden da sein".
Schwierige politische Lage
Zum Abschluss der gut 30-minütigen Pressekonferenz nahm Bätzing auch zu aktuellen politischen Themen Stellung. Zur Katastrophe im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos warb Bätzing für einen gemeinsamen europäischen Weg und keine Alleingänge. "Wir brauchen ein in Europa abgestimmtes System", sagte Bätzing. Deutschland kann die Frage nicht alleine lösen. Er dankte den Initiativen wie die Caritas, die vor Ort den Flüchtlingen in der schwierigen Situation auf der griechischen Insel helfen.
Der Blick der Bischöfe richte sich auch auf Weißrussland. Bätzing zeigte sich solidarisch mit der belarussischen Opposition, den Menschen, die sich für Freiheit und Demokratie in ihrem Land einsetzen. Er forderte die Regierung auf, dass der Bischof von Minsk in sein Bistum zurückkehren dürfen.
Die schwierige politische Lage in der Welt, die Corona-Pandemie und die vielen innerkirchlichen Herausforderungen - für die 69 Bischöfe sind es schwierige Gespräche in dieser Woche in Fulda. Die Bischöfe haben den Anspruch, Kirche zu verändern und sehen einen Aufbruch heraus aus der Krise.
Am Abend versammeln sich die Bischöfe zum Eröffnungsgottesdienst im Dom zu Fulda. Wegen der Corona-Pandemie dürfen nur 40 Gäste in den Dom. Die Predigt hält der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing. Interessierte können sich den Gottesdienst im Livestream auf www.dbk.de anschauen. +++