Staatsministerin Hinz stellt Hessische Ernährungsstrategie vor

Mittwoch, 07.10.2020
REGION - Bei unseren täglichen Entscheidungen in Bezug auf unser Essen geht es nicht nur darum, ob es uns gut schmeckt und satt macht. Sondern mit dem, was wir essen, wo wir es einkaufen und wie wir es zubereiten beeinflussen wir maßgeblich unsere Umwelt und unsere Gesundheit. Die Auswahl unser Lebensmittel hat grundlegende Auswirkungen auf den Klimaschutz, den Erhalt der Artenvielfalt, den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen wie Wasser, Luft und Böden oder das Tierwohl“, betont Priska Hinz, Hessens Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, heute in Wiesbaden.
Fünf Handlungsfelder für Hessen
Hinz stellt mit der Hessischen Ernährungsstrategie ein wegweisendes Konzept vor, das auf fünf Handlungsfelder aufbaut:
1. Gesunde und nachhaltige Angebote in der Gemeinschafts- und Schulverpflegung
2. Erzeugung, Angebot und Vermarktung nachhaltiger, ökologischer und regionaler Lebensmittel stärken
3. Die Ernährungsbildung verbessern
4. Zivilgesellschaftliches Engagement stärken
5. Lebensmittelverschwendung wirksam reduzieren
„Mit diesen fünf Handlungsfeldern verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Wir wollen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass sie nachhaltig wirken“, sagt Hinz. „Die Vernetzung der beteiligten Akteurinnen und Akteure und umfangreiche Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist dabei besonders wichtig“.
Einen hohen Stellenwert in der Strategie nehmen die Bereiche Ernährungsbildung und Gemeinschaftsverpflegung ein. „In dem bewährten Projekt Werkstatt Ernährung beispielsweise lernen Kinder der Klassen 5 bis 7 ihre Sinne einzusetzen und erfahren, wie sich Lebensmittel anfühlen, riechen und verarbeiten lassen – oder wie man mit Lebensmittelresten umgeht und den Kühlschrank optimal einräumt“, sagt die Ministerin. Die enge Verknüpfung der Themen spiegelt sich auch in zahlreichen neuen Maßnahmen wider: Dazu zählt das Projekt „Calciumhaltiges Schulfrühstück“ der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Ziel ist es, ein altersgerechtes und gesundes Schulfrühstück einzuführen. Eine weitere Maßnahme ist die Entwicklung eines Leitfadens, der erstmals auf die jeweilige Verpflegungseinrichtung zugeschnittene Informationen für ein nachhaltigeres Speisenangebot liefert. Erstellt wird dieser Leitfaden am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frankfurt.
„Es macht einen großen Unterschied, ob eine kleine Kindertagesstätte oder eine große Schule die Küche auf nachhaltigere Speisen umstellen möchte. Hier setzt der Leitfaden an, der modular aufgebaut ist und für Kantinen öffentlicher und privater Einrichtungen das passende Konzept liefern soll“, sagt Dr. Robert Hermanowski, Geschäftsführer des FiBL. Im Fokus stehen mehr biologische, saisonale und regional erzeugte Lebensmittel. „Wenn wir den Einrichtungen empfehlen, ausschließlich Bio zu erhöhen, egal woher, dann profitiert unsere regionale Landwirtschaft nicht davon." Darüber hinaus wird sich ein großes Projekt gemeinsam mit der Ökomodellregion Lahn-Dill/Gießen um die Stärkung der Schulverpflegung mit bio-regionalen Lebensmitteln kümmern.
Aus der Praxis vor Ort ist außerdem Frank Nettlenbusch, Betriebskoordinator des Studierendenwerks der TU Darmstadt für den Campus Lichtwiese. „In unseren Mensen geben wir bis zu 10.000 Essen am Tag aus und integrieren dabei einen Bioanteil von 23 Prozent. Wir sehen, wie gut die Gerichte angenommen werden, wenn man den Leuten nachhaltige und weniger fleischlastige Speisen schmackhaft präsentiert. Solange den Gästen nichts aufgezwungen wird, sind sie offen für mehr Bio und weniger Fleisch und auch bereit, mehr dafür zu zahlen“, so der gelernte Küchenmeister.
Das Netzwerk „100 KlimaKantinen“ geht noch in diesem Jahr an den Start. Dieses Landesprogramm umfasst die Bereiche Speisepläne und bio-regionale Produkte ebenso wie klimafreundliches Kantineninventar und soziale Aspekte wie die Inklusion. Teilnehmen können Kantinenbetreiber, die nachweislich mehr tun als andere, um nachhaltiger zu wirtschaften – zum Beispiel geringere Tellerportionen ausgeben und so der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken.
Abschließend betont Hinz, dass die Strategie genau das Ziel habe, möglichst viele Menschen für nachhaltige Ernährung zu sensibilisieren. „Wissen schafft zahlreiche Gelegenheiten, positive Ernährungsentscheidungen für sich selbst und unsere Umwelt zu treffen“, so Hinz. (pm) +++