Elf Tonnen schwere Unterstützung: Medizinhilfe Karpato-Ukraine schickt Hilfstransport
Donnerstag, 04.07.2019
von Gelnhäuser Neue Zeitung
HANAU - Es ist brütend heiß an diesem Mittwochvormittag und den vielen Helfern vor, an und auf dem riesigen Sattelschlepper, der innerhalb eines Absperrbands am Seiteneingang des Parkhauses „Am Forum“ steht, steht der Schweiß auf der Stirn. Damit am Donnerstag zum vorerst letzten Mal, der bis oben hin vollgepackter Sattelschlepper von Hanau in Richtung Osteuropa, in die städtische Klinikum in Mukachevo im Westen der Ukraine starten konnte. Seine Fracht: medizinisches Material vom Einweghandschuh bis zur OP-Leuchte.
Knapp 80 Helfer packen hier mit an, darunter Schüler der Jahrgangsstufe elf der Karl-Rehbein-Schule und zahlreiche Unterstützer der Organisation um die Hanauer Ärztin Dr. Martina Scheufler. Es ist bereits der 15. Hilfsgütertransport, der sich aus Hanau auf den Weg macht, um ukrainische Krankenhäuser mit Dingen des täglichen Bedarfs zu unterstützen – Verbandsmaterial, Inhalationsmasken, Mundschutz, OP-Bedarf, aber auch Liegen, Waagen oder Rollstühle.
Martina Scheufler, die die humanitäre Initiative nach einem Besuch in der Ukraine ins Leben gerufen hatte, erinnert sich noch gut an ihren ersten Besuch vor Ort. „In einem Krankenhaus, das so groß ist wie unser Klinikum und das Vinzenz zusammen, mussten Patienten von ihren Angehörigen mit Essen versorgt werden, weil es nichts gab, und in der Hälfte der Betten fehlten die Matratzen“, erzählt sie, spricht von Ärzten, die gezwungen seien, ohne Handschuhe und Mundschutz zu operieren. „Es ist einfach eine unvorstellbare Armut.“ Inzwischen war Scheufler ganze 17 Mal vor Ort, um sich davon zu überzeugen, dass die Sachspenden, die die deutsche Organisation bekommt und die in der Ukraine so dringend benötigt werden, dort auch tatsächlich ankommen.
Auf das Christian Medical Center in Munkacs, eine Art Medizinisches Versorgungszentrum nach westlichem Vorbild, das die Medizinhilfe Karpato-Ukraine im Jahr 2000 aufgebaut hat und auf dem seither der Hauptfokus der Organisation liegt, wird die den äußeren Umständen angepasste Entscheidung jedoch keinen Einfluss haben. „Das Medical Center ist eine Herzensangelegenheit für uns. Zu ihm, seinen Mitarbeitern und seinen Patienten haben wir seit fast 20 Jahren eine sehr starke Bindung, an der wir festhalten wollen und werden“, bekräftigt Scheufler.
Von den 66 Paletten, die im Lager bereitstehen, finden schließlich mit viel gutem Willen, Muskelkraft und Fingerspitzengefühl 58 mit einem Gewicht von mehr als 11 Tonnen Platz im Laderaum des Sattelschleppers, den eine Hanauer Spedition in die Ukraine steuert. Am Donnerstagvormittag startet der Sattelschlepper von Hanau aus auf seine lange Reise. Zweieinhalb bis vier Tage dauert die Fahrt nach Mukachevo, und Martina Scheufler hofft, dass es nicht die letzte war.+++