HANAU

"Das wird keiner überleben": Gastronomen bangen um ihre Existenz

Gastronomin Anetta Agata Amend (rechts) fürchtet wie viele andere Gastronomen um ihre Existenz. - Fotos: Joana Schneider


Mittwoch, 28.10.2020
von JOANA SCHNEIDER

HANAU - Von einem Lockdown wird zwar nicht gesprochen, von Schließungen aber allemal. Noch am Mittwochnachmittag berät Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Länderchefs über weitere Maßnahmen und Einschränkungen, um das exponentiell steigende Infektionsgeschehen wieder in den Griff zu bekommen (KINZIG.NEWS berichtete). Die sowieso schon leidende Gastronomie könnte dabei erneut hart getroffen werden. „Das wird keiner überleben“, befürchtet Gastronomin Anetta Agata Amend von der Vitamin Bar in Hanau.

Denn bereits der erste Lockdown „war ein absoluter Kampf“, berichtet Amend. „Wir mussten Angestellte entlassen. Haben früher aufgemacht und später geschlossen, um überhaupt Geld zu verdienen.“ Zwar hat die Vitamin Bar nach fast zehn Jahren in der Brüder-Grimm-Stadt zahlreiche Stammgäste, doch auch die bleiben aus Angst zu Hause. „Ich weiß nicht, ob wir einen zweiten Lockdown physisch und auch psychisch überstehen“, betont die Geschäftsführerin.

Seit fast zehn Jahren betreibt Amend die Vitamin Bar in Hanau.
Seit fast zehn Jahren betreibt Amend die Vitamin Bar in Hanau.
Auch Ahmet Balpetek vom Chococino weiß, dass es für die Branche düster aussieht.
Auch Ahmet Balpetek vom Chococino weiß, dass es für die Branche düster aussieht.
Vor etwa zwei Wochen eröffneten die beiden Gastronomen ihr neues Restaurant.
Vor etwa zwei Wochen eröffneten die beiden Gastronomen ihr neues Restaurant.

So wie Amend geht es auch anderen Gastronomen. Ob Jung Gi Kim und Bartosz Chablo vom Franchise Dean&David, Babak Bayat und Kashif Awam vom neu eröffneten Flamingo Beach oder Ahmet Balpetek vom etablierten Café Chococino und vermutlich vielen weiteren – sie alle fürchten um ihre Existenz.

Während bereits der erste Lockdown starke Spuren hinterlassen hat und für die meisten Lokale zur großen Herausforderung wurde, sehen die Gastronomen bei einem erneuten Lockdown „schwarz für die gesamte Branche“. Schon die erste Schließung brachte Entlassungen und Schulden mit sich, die den Betreibern noch heute im Nacken sitzen. Dabei gab es sogar noch Hilfen seitens der Regierung. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es wieder kompensiert wird“, befürchtet Chablo. Während das Franchise-Unternehmen zwar noch auf einen Lieferdienst ausweichen konnte, der auch weiterhin in Anspruch genommen wird, bedeute ein weiterer Lockdown „für die traditionelle Gastronomie den Genickbruch“.

Bartosz Chablo (links) und Jung Gi Kim vom Franchise-Unternehmen Dean & David.
Bartosz Chablo (links) und Jung Gi Kim vom Franchise-Unternehmen Dean & David.
Ahmet Balpetek vom Chococino
Ahmet Balpetek vom Chococino

Auch für die Betreiber des Flamingo Beach Restaurants, die seit Jahrzehnten in der Branche tätig sind, ist die diesjährige Situation völlig neu. „Nicht mal im Krieg gab es so eine Situation, dass die ganze Gastronomie zu war“. Zwar hatten Bayat und Awam den Mut, inmitten der Krise ein Restaurant zu eröffnen, wie es weitergeht, wenn eine Schließung droht, wissen die beiden aber nicht. Fest steht, dass Bund und Länder im Ernstfall „Hilfen bereitstellen müssen, ansonsten haben nicht nur wir, sondern die gesamte Branche keine Chance“. Denn bereits weitere Maßnahmen und Sperrstunden schüren die Ängste und „die Leute kommen gar nicht mehr“.

Ob neu eröffnet oder bereits Jahre etabliert, gefeit vor der Krise ist wohl niemand. Das weiß auch Balpetek, Inhaber des Chococino. Zwar ging es dem Café in der Innenstadt finanziell immer gut, doch mittlerweile seien auch die Ersparnisse der letzten Jahre größtenteils verbraucht. Denn selbst nach dem Lockdown lief der Betrieb nur schleppend an, denn „die Leute waren verunsichert und verängstigt“. Durch die bisherigen Maßnahmen und Sperrstunde verzeichnet der Betrieb noch weitere Umsatzeinbrüche, berichtet Balpetek. „Wenn die Maßnahmen noch verschärft werden, dann sieht es düster aus.“ +++


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