Ab in den Lockdown statt "Zum Paradies": Berwary bangt um Zukunft

Sonntag, 01.11.2020
von JOANA SCHNEIDER
„Wir haben wirklich viel erlebt dieses Jahr“, blickt Kawa Berwary,
Betreiber des Restaurants „Zum Paradies“ in Gelnhausen, auf den ersten Lockdown,
die Wiedereröffnung und die Strapazen der letzten Monate zurück. Und nun steht
der zweite Lockdown bevor. Ab Montag muss die Gastronomie aufgrund des dramatisch
gestiegenen Infektionsgeschehens der letzten Wochen erneut schließen – vorerst
bis zum 30. November. „Wir stehen vor einem dunkeln Tunnel und wir sehen noch
kein Licht am Ende des Tunnels.“
Seit 22 Jahren führt der Gastronom das italienische Restaurant über den Dächern der Barbarossa-Stadt. Leckeres Essen, der einmalige Ausblick und die familiäre Atmosphäre sind nur einige Merkmale, die die Gäste an Berwarys Restaurant schätzen. Als Ausflugsziel und Location für Feierlichkeiten, wie Hochzeiten, Geburtstage und Firmenevents sowie Theaterveranstaltungen ist das Restaurant sehr gefragt. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Nur schwer lief der Betrieb nach dem wochenlangen Lockdown im Frühjahr wieder an. Erst im Sommer, als die Infektionszahlen gesunken sind, „ging es wieder bergauf“, berichtet der 50-Jährige. Feierlichkeiten, die immerhin fast die Hälfte des Umsatzes generieren, blieben aber weiterhin aus. Die Einbußen und Kosten konnten daher zwar nicht wieder ausgeglichen werden, doch „wir konnten unsere Gäste und Freunde wiedersehen“.
Nun steht der zweite Lockdown vor der Tür, zahlreiche Feierlichkeiten und auch Weihnachtsfeiern bleiben damit weiterhin aus und Berwary macht sich erneut Sorgen. Nicht nur um sein Restaurant, sondern vor allem um sein Team. Denn schon wieder heißt es für die fast 20 Mitarbeiter Kurzarbeit, doch „Mieten, Kredite und solche Kosten“ laufen wie gewohnt weiter und „wir wissen nicht wirklich, wo wir dran sind und wann es tatsächlich weitergeht“.
Verständnis habe Berwary aber allemal. „Es ist ja keine böse Absicht der Bundesregierung. Die Gesundheit aller muss nun mal im Vordergrund stehen. Es geht schließlich um uns alle, also müssen wir da auch gemeinsam durch.“ Zwar biete das Restaurant ausreichend Platz und sei für die Gäste wahrscheinlich ungefährlicher als ein Gang zum Supermarkt, allerdings sei es auch nicht möglich „jeden Einzelfall zu betrachten“, weiß der Gastronom. „Die Gäste kommen nicht, wenn es ihnen schlecht geht, hier ist auch nicht so viel Alkohol im Spiel, dass die Leute die Kontrolle verlieren und unachtsam werden, es geht ihnen eher darum, die Zeit hier zu genießen.“
Und genau dafür nutzten die Gäste auch dieses sonnige Wochenende. Ließen es sich noch einmal richtig schmecken, genossen die wunderbare Aussicht und zeigten „großes Mitgefühl und Anteilnahme“. Ob es einen Lieferdienst geben wird, steht noch nicht fest, denn der habe sich schon während des ersten Lockdowns nicht wirklich rentiert, sei man doch eher als Ausgehlokal und nicht als Lieferservice bekannt. „Also bis spätestens in fünf Wochen“, verabschiedet sich ein Gast mit der Vorfreude auf den nächsten Wochenendausflug „Zum Paradies“. +++