Schwanheimer Fähre als denkbares Referenzobjekt für Maintal

Mittwoch, 04.11.2020
MAINTAL - Die Fährverbindung zwischen Maintal und Mühlheim hat eine lange Tradition. 120 Jahre lang verband ein Fährschiff, was der Fluss trennt. Seit drei Jahren ruht der Betrieb. Im Juni hatten der Offenbacher Kreistag und die Mühlheimer Stadtverordneten endgültig über die dauerhafte Einstellung der Mainfähre entschieden. Der Maintaler Magistrat prüft seitdem, ob eine Fährverbindung in kommunaler Verantwortung denkbar wäre. Vorbild könnte das Schwanheimer Modell sein.
Der Erste Stadtrat Karl-Heinz Kaiser hat es sich zur Aufgabe gemacht, gemäß eines Stadtverordnetenbeschlusses die Voraussetzungen zu prüfen, unter denen der Fährbetrieb zwischen Maintal und Mühlheim wieder aufgenommen werden könnte. Allerdings nicht durch eine Autofähre – hier gibt es ein entsprechendes Angebot durch die Rumpenheimer Fähre -, sondern als Verbindung für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen. Die Analyse verschiedener vergleichbarer Fährverbindungen in Deutschland und Österreich hat ergeben, dass die Fähre zwischen Schwanheim und Höchst ein geeignetes Referenzobjekt ist. Denn sie entspricht den Anforderungen und Gegebenheiten in Maintal.
Im September informierte sich der Verkehrsdezernent daraufhin vor Ort umfassend über die erforderlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb einer solchen Fähre in Maintal. Auf dieser Basis erarbeitete Kaiser ein mögliches Betreibermodell. Demzufolge wäre denkbar, dass die Stadt Maintal eine baugleiche Fähre erwirbt und die Konzession für deren Betrieb an einen externen Betreiber vergibt, der idealerweise bereits Fähren des gleichen Typs betreibt. Dieser wäre dann verantwortlich für die Einstellung und Ausbildung von geeignetem Personal.
„Für eine Fähre nach dem Schwanheimer Modell muss das fahrende Personal 180 Tage auf einer Fähre dieses Typs geschult worden sein. Der Ort, an dem Ausbildung und Fahrpraxis erworben wurden, ist hingegen nebensächlich. Für einen Einsatz in Maintal könnte also auch Fährpersonal rekrutiert werden, das nicht in Maintal geschult wurde. Relevant ist, dass die Ausbildung auf einer Fähre des gleichen Typs erfolgte“, erläutert Kaiser den heiklen Punkt der Personalgewinnung. Schließlich würden für einen ganzjährigen Betrieb an sechs bis sieben Tagen pro Woche mit rund 14 Stunden täglich mindestens drei Fährleute mit dem entsprechenden Patent benötigt. Dieser Punkt würde gegen einen Betrieb in städtischer Eigenregie sprechen, denn in Maintal gibt es keine Personen, die über die notwendige grundlegende Erfahrung verfügen.
Für den Erwerb einer Fähre analog dem Schwanheimer Modell wird mit Kosten von rund 600.000 Euro netto, zuzüglich Abnahmegebühren und Überführungskosten, gerechnet. Hinzu kämen Maßnahmen zur Instandsetzung und Anpassung von Anlegestelle und Liegeplatz. Hier wird mit rund 60.000 Euro netto gerechnet. Denn der Liegeplatz ist sanierungsbedürftig, und an An- und Ablegestelle müssten Dalben eingebracht werden, weil eine Fähre wie in Schwanheim ohne Gierseil fährt. Neben diesen einmaligen Kosten wäre für einen wirtschaftlichen Betrieb der Verbindung möglicherweise ein jährlicher Zuschuss nötig. Dies ist jedoch abhängig von der Gestaltung der Fahrtkosten, die der Stadt Maintal als Konzessionsgeber obliegen würde.
Der Magistrat hat bereits eine entsprechende Vorlage erstellt, über welche die Stadtverordneten im Rahmen ihrer nächsten planmäßigen Sitzung am 9. November beraten und entscheiden könnten. „Damit liegt die Entscheidung über die Realisierung einer Fährverbindung zwischen Maintal und Mühlheim zunächst allein in Maintaler Händen, um in einer Art Grundsatzbeschluss die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme zu schaffen“, betont Kaiser abschließend. (pm) +++