Fleisch-Sommeliers: Trends zeigen, dass sich der Sonntagsbraten gerade neu erfindet
Sonntag, 08.11.2020
SCHLÜCHTERN - Mit dem Herbst und der bald beginnenden Weihnachtszeit hat eine sehr kulinarische Zeit begonnen, die sich vom Rest des Jahres abhebt, denn neben dem Backen von Plätzchen stehen in der dunkleren Jahreszeit auch Braten auf dem Speiseplan. "Wie es um den traditionellen Sonntagsbraten und aktuelle Trends steht, haben wir beim Verband der deutschen Fleisch-Sommeliers nachgefragt", heißt es in einer Pressemitteilung der Metzgerei Der Ludwig aus Schlüchtern.
"Auch bei uns steht nicht jeden Tag ein Braten auf dem Tisch", unterstreicht Fleisch-Sommeliere Jessica Sopper aus Steinau an der Straße. Ein solches Gericht müsse etwas Besonderes bleiben. Dies habe auch mit der Wertschätzung des Produktes zu tun, so der Fleisch-Sommelier. Nach wie vor stehe bei den Kunden der Schweinsbraten an erster Stelle, aber auch Rind und Geflügel sind gefragt. Während aber vor einigen Jahren Fleischteilstücke wie Halsgrat oder Bauch gekauft worden, rücken heute fertige Rollbraten, die großenteils gefüllt sind, in den Fokus. „Viele Kunden sparen sich die Zeit der Zubereitung und erwerben so ein Produkt, das direkt in den Ofen oder auf den Grill kann“, erklärt Jessica Sopper.
Und hier wären wir schon bei einem Trend: dem Wintergrillen, bei dem der Braten durchaus eine Rolle spielt. Während einerseits das Wissen um die Zubereitung schwindet, nehmen sich viele Kunden Zeit, sich an den Grill zu stellen und bereiten die Fleischstücke entsprechend vor. Hier kommen typische BBQ-Gerichte wie Brisket oder BaconBomb, aber auch der DutchOven, ein gusseiserner Topf, zum Einsatz, in dem beispielsweise Schichtfleisch oder Gulasch zubereitet werden.
Größere Nachfrage gibt es auch im Bereich der sogenannten Special-Cuts, also Fleischteilzuschnitten, die bisher nicht in Deutschland üblich waren, wie Flank vom Rind oder Secreto vom Schwein. In diesem Bereich sind die Fleisch-Sommelier Spezialisten, da diese Zuschnitte ein großer Teil der Ausbildung sind. Weiterhin ist zu beobachten, dass immer mehr Kunden dryaged-Produkte nachfragen, also am Knochen gereiftes Fleisch, das durch die Reifung zarter und geschmackvoller wird.
"Der Sonntagsbraten ist also nicht tot – er erfindet sich nur gerade neu", schmunzelt Jessica Sopper. Der Verband setzt sich deshalb unter dem Hashtag #makesonntagsbratengreatagain dafür ein, die Familie am Wochenende für ein gemeinsames Essen an den Tisch zu bringen. „Damit soll nicht nur die Wertschätzung gegenüber dem Produkt Fleisch, sondern auch der gemeinsame Genuss wieder in den Fokus gerückt werden“, unterstreicht Stefan Ulbricht, Geschäftsführer des Sommeliervereins. Bereits das gemeinsame Zubereiten der Gerichte, ob draußen am Grill oder im Backofen in der Küche sei Genuss, der das Leben lebenswerter macht. (pm) +++