REGION

Corona in Kenia: Viele Waisenkinder in Mamba Village leiden gleich mehrfach

Fotos: privat


Mittwoch, 11.11.2020

REGION - In Mamba Village, dem Herz des Projektgebiets des Gelnhäuser Vereins „Wir helfen in Afrika“, herrscht große Hitze. Die jüngste Regenzeit war schwach. Die Gemüsegärten der Menschen sind staubige Flächen mit kümmerlichen Pflanzen, als Peter Musomba, Koordinator der Corona-Hilfe des Vereins, im Ort südlich von Mombasa eintrifft. Vor allem Waisenkinder besucht Musomba. Mehr als 70 unterstützt „Wir helfen in Afrika“. Was Musomba vor Ort vorfindet, macht ihn sehr betroffen.

Die Waisenkinder von Mamba Village gehören zu den mehr als 200 Patenkinder, denen der Verein eine Schulbildung, eine tägliche warme Mahlzeit und damit eine echte Zukunftschance bietet. Eigentlich – denn zurzeit gibt es in ganz Kenia keinen Unterricht, nur die Abschlussklassen gehen derzeit zur Schule (wir berichteten). Und so fehlt den Kindern neben der Bildung auch die so wichtige, tägliche warme Mahlzeit. „Das habe ich erfahren, als ich Zuma Nyundo besucht habe“, sagt Peter Musomba. Der Waisenjunge lebt gemeinsam mit seinem älteren Bruder bei seiner Tante Binti Chimambo. „Ich kam bei der Familie kurz nach Mittag an. Ich sah keinen Rauch im Herd, keinen Topf.“ Binti Chiambo zieht die beiden gemeinsam mit ihren eigenen sechs Kindern groß. Der Vater ihrer Kinder lebt schon lange nicht mehr bei seiner Familie, auch darum kämpft die 60-Jährige hart ums Überleben. „Ihnen fehlen grundlegende Dinge des täglichen Bedarfs“, berichtet Peter Musomba. „Sie haben keine Betten, keine Matratzen. Sie schlafen auf Bastmatten auf dem Boden.“ Seit Beginn der Corona-Soforthilfe durch „Wir helfen in Afrika“ bekommt die Familie ein kleines Lebensmittelpaket mit etwas Mais, Bohnen und Öl. „Das kleine Paket reicht für die neun Personen gerade zwei bis drei Tage“, so Musomba. „Erst nach zwei, drei Wochen aber kommt das nächste Paket. Dazwischen gibt es nur das, was Binti Chiambo irgendwie auftreiben kann.“

Ein paar Hütten weiter besucht Peter Musomba Mumbua Muma. Das kleine Mädchen geht genau wie Zuma eigentlich auf die Oasis Schule. Seit dem Tod ihres Vaters 2014 und ihrer Mutter vor etwa einem Jahr sind sie und ihre drei Geschwister Vollwaisen. Die gesamte Last des Überlebens ruht nun auf den Schultern ihrer Oma Mnyazi Muma. „Die 65-Jährige hatte gerade Mumbuas ältere Schwester zu den Nachbarn geschickt, um 100 Shilling zu leihen. Denn seit dem Vortag hatte die Familie nichts gegessen und kein eigenes Geld, etwas zu kaufen“, sagt Peter Musomba. „Wir haben ihnen 300 Shilling gegeben, um zumindest fürs erste den Bedarf zu decken.“ Auch die Hütte von Mnyazi Muma ist erbärmlich ausgestattet. Auch dort schlafen die Kinder auf dem blanken Boden.

„Es ist niederschmetternd“, berichtet Peter Musomba nach seinem jüngsten Besuch in Mamba Village. Da die letzte Ernte ausgefallen, die aktuelle verdorrt ist, sei die Situation außer Kontrolle. „Dreiviertel der Menschen in und um Mamba leben unter der Armutsgrenze. Sie leiden Hunger, jeden Tag.“ Umso wichtiger seien die Lebensmittellieferungen. Am nächsten Wochenende lässt der Gelnhäuser Verein wieder über 16 Tonnen Hilfsgüter verteilen. Mehr als 200 große Pakete mit je etwa 30 Kilogramm Lebensmittel, weit über 700 kleine Pakete mit 13 Kilogramm sowie die vielen Hundert etwa 1,2 Kilogramm schweren Pakete, die an der Krankenstation des Vereins in Lunga Lunga verteilt werden helfen, zumindest eine kleine Versorgungslücke zu schließen. Dabei ist Hilfe in jedem Einzelfall überlebenswichtig.

 „Ein großes Paket kostet uns im Einkauf bei lokalen Händlern etwa 3000 Shilling, Rund 30 Euro. Es hilft einer Familie über viele Tage“, so Musomba. Gleichwohl weiß auch er, dass sich die Situation für die Patenkinder in Mamba und ihre Familien erst dann verbessern wird, wenn die Schulen wieder öffnen. „Obwohl auch bei uns die Fallzahlen wieder steigen hoffen wir, dass es im Januar wie angekündigt wieder los geht.“ Denn dann bekommen die Kinder entlich wieder Bildung und jeden Tag eine warme Mahlzeit. „Das entlastet auch die Eltern und die Erwachsenen, die unsere Waisenkinder zuhause in ihre Familien mit aufgenommen haben.“ (pm) +++

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