Abgesagte Weihnachtsmärkte: Das Aus für die Schausteller-Branche?
Montag, 23.11.2020
von JOANA SCHNEIDER
HANAU - Leuchtende Buden, der Duft gebrannter Mandeln, heißer Glühwein und weihnachtliche Musik – das alles und noch mehr macht ihn aus, den Frankfurter Weihnachtsmarkt. Und eigentlich sollte der beliebte Markt an diesem Montag starten. Doch auch er fiel, wie zahlreiche andere Weihnachtsmärkte, der Corona-Pandemie zum Opfer. Traurig, aber vor allem auch „existenzbedrohend für die Schaustellerbranche“, erklärt Thomas Roie, Vorsitzender des Schaustellerverbands Frankfurt Rhein-Main.
Immerhin machen „die Weihnachtsmärkte rund ein Drittel der Jahresumsätze in der Branche aus“ und sind somit „existenziell“. Helfen kann jetzt nur noch die Regierung, weiß Roie, denn „ein ganzes Jahr ohne Einnahmen, überlebt keiner“. „Ohne massive Hilfe seitens der Regierung, überstehen vielleicht gerade mal 20 Prozent diese Krise“ und „dann wird es Volksfeste in dieser Form nicht mehr geben“, befürchtet der Verbandsvorsitzende.
Wie belastend diese Situation ist, weiß auch die Schausteller-Familie Eiserloh aus Hanau. „Wir haben in diesem Jahr nichts davon gemacht, was eigentlich unser Leben ist“, erklärt Monika Eiserloh von der Süßen Mandelbar. Und das schmerzt nicht nur finanziell, auch „das Herz blutet“, denn die Schaustellerei ist „mehr als nur ein Job“, betont Schwägerin Yvonne Eiserloh, Stand-Betreiberin der Himmlischen Früchte.
Die Originale vom Frankfurter Weihnachtsmarkt in einer Box
Um wenigstens ein bisschen was zu machen, ließen sich Familie Eiserloh gemeinsam mit den Schausteller-Kollegen und guten Freunden Patrick Hausmann, Glühweinstand- und Imbiss-Betreiber, und Vanessa Keth, Betreiberin der „Original Frankfurter Bethmännchen Hütte“, etwas ganz besonderes einfallen: die Weihnachtsmarkt-Box mit Leckereien der Frankfurter Originale vom Weihnachtsmarkt. „Wir wollten unseren Kunden unsere Produkte trotzdem zukommen lassen“, erklärt Hausmann.
Für 19,50 Euro gibt es sozusagen ein kleines „Komplett-Paket vom Frankfurter Römer“, freut sich der Glühweinstand-Betreiber. In der Box sind die typischen Weihnachtsmarkt-Leckereien: Gebrannte Mandeln, Glühwein, Frankfurter Bethmännchen und eine schokoladige Überraschung. Als besonderes Extra gibt es zusätzlich noch Gutscheine für den Weihnachtsmarkt 2021 im Wert von rund 15 Euro. „Da wir unsere Kunden dieses Jahr leider nicht persönlich begrüßen können, möchten wir sie mit den Gutscheinen schon auf den Frankfurter Weihnachtsmarkt im nächsten Jahr einladen“, erklärt Monika Eiserloh.
Pro verkaufter Weihnachtsmarkt-Box gehen außerdem zwei Euro an die „LEBERECHT-Stiftung“, die sich für behinderte und benachteiligte Kinder und Jugendliche und ihre Familien im Rhein-Main-Gebiet engagiert.
„Weihnachtsmarkt-Feeling für Zuhause“
Finanziell ist die Box somit zwar nur eine „kleine Aushilfe“ und „hat nichts mit den Dimensionen der Märkte zu tun“, erklärt Hausmann, für die Kunden gibt es so aber wenigstens ein bisschen „Weihnachtsmarkt-Feeling für Zuhause“, freu sich die Mandelbar-Betreiberin. Immerhin „haben wir noch das Glück, unsere Produkte verkaufen zu können“.
Zu bestellen gibt es die Weihnachtsmarkt-Box, solange der Vorrat reicht, über www.mandelbar.de. Dort können auch personalisierte Boxen mit Firmenlogo und eigenem Text geordert werden. An verschiedenen Verkaufsstellen gibt es die Box außerdem zum sofortigen Mitnehmen.
Die Familie Eiserloh versucht sich zudem mit Ständen vor Einkaufsläden und dem Online-Versand ihrer Produkte über www.mandelbar.de und www.himmlische-fruechte.de über Wasser zu halten. Diese Möglichkeit haben gerade mal fünf Prozent der Branche, weiß auch Roie. Denn im Gegensatz zu Imbiss- und Süßigkeiten-Ständen, kann ein Karussell nicht mal eben vor einem Einkaufsladen aufgestellt werden. Etwa „95 Prozent der Schausteller versuchen sich deshalb anderweitig mit Jobs zu arrangieren“. +++