REGION

Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: "Gestalten des Adventes - Prophet Jesaja"

Stadtpfarrer Stefan Buß - Foto: Hendrik Urbin


Donnerstag, 10.12.2020
von STEFAN BUß

REGION - „Ich bin Stadtpfarrer …. – Nein, heute bin ich einmal der Prophet Jesaja. Ich wirkte zwischen 740 und 701 v. Chr. im Südreich Juda und verkündete das Gericht Gottes. 

Als alttestamentlicher Prophet Jesaja gelte ich dennoch als Wegbegleiter durch den Advent. Also, guten Morgen. Mein Name ist Jesaja. Gebürtig stamme ich aus dem alten Israel. Der Glaube meiner Mütter und Väter hat mich geprägt. Sie haben mir glaubhaft von einem Gott erzählt, der für sie der Urgrund allen Lebens und aller Liebe ist. Und sie haben mir Geschichten erzählt, wie sie diesen Gott in ihrem Leben ganz konkret erfahren haben. Wie sie sich von ihm geführt und beschützt fühlten. Deswegen habe ich wohl auch diesen Namen bekommen: Jesaja – „Der Herr rettet“. 


Mein Name ist mir zeitlebens Programm gewesen. Immer habe ich das konkrete Leben um mich herum kritisch beobachtet und versucht, es mit den Augen des Glaubens zu verstehen. Und das gerade in einer Zeit, in der es meinen Landsleuten schlecht ging. Damals waren die Zeiten nämlich äußerst unruhig. Die politischen Großmächte waren eine Bedrohung für unser Volk. Das führte immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen und Kriegen. Viele aus der gesellschaftlichen Oberschicht wurden verschleppt und lebten für lange Jahre im babylonischen Exil – ich auch. Unschuldige Menschen wurden so Opfer von Terror und Gewalt. Klingt ihnen das nicht vertraut? Ich meine, heute, im 21. Jahrhundert, sieht die Weltlage nicht wesentlich besser aus. Auch heute wird die Welt von Kriegen beherrscht; Menschen von Terror und Ungerechtigkeit gegeißelt. 


Ich, Jesaja, habe mich in einer ähnlichen Situation darum bemüht, aus der Erwartung auf Gottes Hilfe zu leben. Innerlich fühlte ich mich dazu gedrängt, auch meine Mitmenschen an einen Gott zu erinnern, der eben nicht möchte, dass wir leiden müssen und dass die Welt, in der wir leben, nicht dem Untergang geweiht ist. Ich sage Ihnen das, weil ich glaube, dass jetzt, im Advent, meine Texte auch Mut machen, auf Gott zu schauen, auf einen Gott, der an Weihnachten wie wir ein Mensch geworden ist. „Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.“ (Jes.7,14)