FULDA

Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Adveniat Weihnachtsaktion 2020

Stadtpfarrer Stefan Buß. - Archivfoto: Kinzig.News/Hendrik Urbin


Sonntag, 20.12.2020
von STEFAN BUß

FULDA - Wir feiern Weihnachten oft beschaulich und besinnlich in unseren Familien – das Fest des Friedens, die Vorstellung von Ruhe und Idylle.  In unseren Krippen schaut Maria meist ruhig und liebevoll auf ihr Kind, bei der Heiligen Familie scheint alles perfekt. Schauen wir aber auf das Lukasevangelium, ist davon wenig zu finden. 

Josef zog mit der hochschwangeren Maria von Nazareth bis Bethlehem, also praktisch durch halb Israel. Vermutlich erschöpft und kurz vor der Geburt suchen sie dringend irgendeine Bleibe, aber in den Herbergen ist kein Platz für sie, nirgends kommen sie unter. Notgedrungen legen sie nach der Geburt das Kind in eine Krippe. Nach einer Geburt ohne jegliche medizinische Hilfe, ohne jemanden, der der jungen Maria bei ihrer ersten Geburt hätte helfen können, außer Josef, der vermutlich mit der Situation auch mehr als überfordert war.

So klein und zerbrechlich

Das Baby ist so klein und zerbrechlich in ihren Händen, in der Krippe, im Stall. Von Besinnlichkeit und Idylle ist hier nichts zu lesen. Eine Situation, wie sie in Lateinamerika gar nicht so ungewöhnlich ist. Maria und Josef: ein junges Paar. Die beiden gehörten nicht zur Oberschicht und lebten in einfachen Verhältnissen. Auch in Lateinamerika müssen junge Menschen häufig früh anfangen zu arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Gerade an den Stadträndern leben die Menschen in prekären Verhältnissen. Jugendliche in dieser Situation haben selten eine Ausbildung und fangen früh an zu arbeiten, für einen Hungerlohn verkaufen sie irgendetwas – wenn sie überhaupt eine Arbeit finden.

Die Perspektivlosigkeit dieser Jugendlichen ist zermürbend. Selbst mit einer guten Ausbildung sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt häufig gleich null. Eine Situation, die schnell dazu führt, wenigstens durch Alkohol oder Gewalt Herr des eigenen Lebens zu sein. Auch hier könnten Maria und Josef gelebt haben. Etwa 20 Prozent der jungen Frauen in Lateinamerika werden vor ihrem 20. Lebensjahr schwanger. Hierbei spielt unter anderem die massive Gewalt gegen Frauen eine Rolle.

Hier ist Gott Mensch geworden

Mädchen und Frauen haben ohnehin häufig deutlich schlechtere Ausgangspositionen, zählen in der Gesellschaft wenig und werden den Männern untergeordnet. Es scheint einen deutlichen Unterschied zwischen der Situation damals in Bethlehem und den Situationen der jungen Menschen in Lateinamerika zu geben: Maria ist von Gott erwählt, sie hat die Zusage Gottes. Diese Erwählung setzt die gesellschaftliche Randposition außer Kraft. Hier ist Gott Mensch geworden, bei diesen beiden jungen Menschen. Bei den einfachen, armen, für die nirgendwo mehr ein Platz zu finden war.

Die ersten, die von dieser Geburt erfahren, sind Hirten. Menschen ohne eine große Perspektive, vermutlich waren auch junge Menschen dabei. Hier gibt es Hoffnung, durch diese Erwählung und Zusage. Weihnachten zeigt uns in besonderer Weise: Hoffnungslosigkeit ist fehl am Platz! Gott erwählt diejenigen, die am Abgrund stehen, die nicht mehr weiterwissen, die keine Perspektive mehr sehen. Auch und besonders für diese Mädchen und Jungen ist Gott Mensch geworden!

Durch die Unterstützung er Adveniat Weihnachtsaktion können wir ihnen durch unser Verhalten zeigen, dass ihr Leben und ihr Engagement Sinn haben, ja dass sie eine Chance haben. Zeigen wir ihnen durch unser Tun Perspektiven auf, zeigen wir ihnen, dass es Licht und Hoffnung gibt. Gott ist Mensch geworden! Das ist die Zusage unseres Glaubens und bedeutet Hoffnung. Unterstützen auch Sie die Adveniat Weihnachtsaktion 2020.  +++