FULDA

Bischof von Fulda: "Viele Menschen in der Pandemie ohne echtes Gegenüber"

Der Bischof von Fulda, Dr. Michael Gerber, hat die Einsamkeit vieler Menschen in der Coronakrise zum Thema seiner Weihnachtspredigt gemacht. - Archivfoto: Martin Engel


Freitag, 25.12.2020

FULDA - Der Bischof von Fulda, Dr. Michael Gerber, hat die Einsamkeit vieler Menschen in der Coronakrise zum Thema seiner Weihnachtspredigt gemacht. Im Festgottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag sprach der Bischof im Fuldaer Dom von einer "Pandemie der Einsamkeit". Im englischsprachigen Raum gebe es zu diesem Stichwort bereits viel Literatur - in Deutschland häuften sich Umfragen zum Problem der Einsamkeit, das sich durch die Pandemie offenbar verstärkt habe.

"Wir sollten vorsichtig sein und den Begriff Pandemie nicht inflationär benutzen - auch um Verharmlosungen zu vermeiden", erklärte Gerber. Aber es müsse nachdenklich stimmen, "wenn offenbar diese Erfahrung um sich greift, die mehr und mehr Menschen machen: Eigentlich habe ich kein echtes Gegenüber". Gegen Covid gebe es inzwischen einen Impfstoff – "doch wie sieht es mit der Einsamkeit aus?"

"Resonanz - wesentlich für unser Leben"


Nach den Worten des Bischofs von Fulda ist das die Sehnsucht, die gerade an Weihnachten an die Oberfläche kommt: "Wo findet die tiefe Schwingung meiner Seele eine Resonanz in einem Gegenüber? Es ist ein Grundbedürfnis, wesentlich für unser Leben. Diese Sehnsucht, ein Gegenüber zu haben, das auf meine Empfindungen reagiert, zeigt sich gerade an diesem Weihnachten 2020." Das sei "nicht selten schmerzhaft, weil nämlich viel an Begegnung, was wir eigentlich mit diesen Tagen verbinden, nicht möglich ist".

Einsamkeit ist nach Überzeugung von Bischof Gerber "mehr als einfach alleine zu sein, als keinen Menschen besuchen zu können". Er kenne eine ganze Reihe von Menschen, die Weihnachten bewusst allein feiern: "Sie sind allein, aber nicht unbedingt einsam. Einsam bin ich da, wo ich die Erfahrung mache: Was mich tief in meinem Innersten umtreibt, findet keine Resonanz bei einem Gegenüber. Ich fühle mich damit allein gelassen."

Gerber: "Was will Gott mit uns an Weihnachten 2020 beginnen?"


Gerade ungewöhnliche Situationen wie die aktuelle Coronakrise hätten das Potential, Menschen formen zu können: "Das kann positiv wie negativ sein, traumatisierend wie heilend. Wie ich eine Krisensituation durchlebe, ob tiefbleibende Verletzungen vorherrschend sind oder Heilungsprozesse angeregt werden, hat viel damit zu tun, ob das, was ich empfinde, bei einem Gegenüber Resonanz findet." Das Weihnachtsfest 2020, an dem die vertrauten Weihnachtslieder in unseren Kirchen nicht erklingen, könne auf ganz andere Weise zu einem Resonanzraum werden: "Bleiben wir aufmerksam: Wo möchte Jesus unsere Seele zum Schwingen bringen in der Art und Weise, wie ich mein Gegenüber in mich aufnehme und darauf reagiere. Fangen wir einfach an – und sind wir gespannt, was Gott mit uns an diesem Weihnachtsfest 2020 beginnen möchte."

Aufruf zu Spenden für Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat


Der Bischof von Fulda bittet zu Weihnachten darum, jene Menschen im Blick zu behalten, die durch die Folgen der Corona-Krise stark betroffen sind. Die Corona-Pandemie sei für viele Menschen in den armen Ländern existenzbedrohend: Das Virus trifft dort mit der Landbevölkerung auf eine besonders verletzliche Gruppe von Menschen, deren Immunabwehr aufgrund ihrer Armut, den chronischen Leiden an Infektionskrankheiten sowie ihrer schlechten Ernährungssituation bei einer Infektion schnell überfordert ist.

Deshalb rückt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat mit seiner Weihnachtsaktion 2020 die Sorgen und Nöte der armen Landbevölkerung in den Blickpunkt. Spenden sind auch online möglich: https://www.adveniat.de/helfen/online-spenden/donate/new/spendenzweck/1/. (pm) +++

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