April, Mai und Juni: Corona-Pandemie - Lockerungen und ein bisschen "normaler"

Dienstag, 29.12.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE
REGION - Es gibt Momente, die brennen sich in das kollektive Gedächtnis ein. Und so wird sich wohl jeder daran erinnern, wann und wo er erfahren hat, dass im März 2020 das komplette öffentliche Leben heruntergefahren werden soll.
Sowas gab es in Deutschland nicht mehr seit dem Zweiten Weltkrieg. An dieses Jahr erinnert KINZIG.NEWS mit einem vierteiligen Jahresrückblick. Heute schauen wir auf die Monate April, Mai und Juni.
April 2020 - Lockdown macht kreativ: Online und "to go"
Die Corona-Pandemie beschäftigt die Menschen in der Welt. In Deutschland ist Lockdown. Viele Geschäfte sind seit Mitte März dieses Jahres zu. Ostern rückt näher. Wochenlang keine Gottesdienste? Das will die Kirche nicht und findet deshalb in vielen Gemeinden Alternativen über das Internet und die Online-Medien. "Ich bin sehr berührt, wie viele Menschen sich zuschalten. Und der Trend ist eindeutig: Die Zahl der Anschlüsse steigt", sagt Bischof Dr. Michael Gerber im Bistum Fulda.
Ab dem 20. April dürfen die Geschäfte wieder öffnen. In Hanau gehört der Mund-Nasen-Schutz dazu. Abstands- und Hygieneregeln gehören zum Alltag. Nach und nach gibt es mehr Lockerungen. Die Schüler dürfen zum Teil wieder zurück in ihre Schule - Hurra. Das war mal anders: Die jungen Leute freuen sich größtenteils, ihre Freunde und sogar ihre Lehrer wiederzusehen - live und nicht via Videokonferenz. Aber auch sie müssen sich an viele neue Regeln gewöhnen. Homeschooling, Distanzunterricht oder Präsenz? Die Diskussionen werden weitergehen.
"Nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben" - so lautet die Devise bei den Brüder Grimm Festspielen. Großveranstaltungen werden abgesagt - auch im Sommer werden sie nicht erlaubt sein. Was noch auffällt? Es ist relativ ruhig am Himmel. Nur ganz wenige Flugzeuge dröhnen über dem Kinzigtal. Die Passagierzahlen am Flughafen Frankfurt am Main sind rapide zurück gegangen. Kaum ein Flieger hebt ab oder landet. Außer beim Frachtverkehr - hier boomt das Geschäft weiter.
Die Natur lässt sich dagegen von der Corona-Pandemie nicht beirren. "Draußen grünt und blüht es", schreibt KN. Jetzt ist die Zeit für ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen durch den Spessart. Die schönsten Wege durch das hessische Mittelgebirge entdecken Naturgenießer auf den Wanderrouten des Zweckverbandes Naturpark Hessischer Spessart: zum Beispiel auf dem 90 Kilometer langen Premiumweg Spessartbogen zwischen Langenselbold und Schlüchtern. Rechtzeitig zur Wandersaison wurde der Premiumweg neu markiert. Die Menschen entdecken den Spessart - sogar die Wiesbadener kommen und merken, dass der Taunus mit seinem überlaufenen Feldberg nicht alles ist.
Mai 2020 - Corona-Pandemie: Friseure öffnen - Urlaub daheim?
Die Corona-Pandemie ist weiterhin allgegenwärtig. Doch die Hilfsbereitschaft und die Kreativität vieler Menschen hilft gegen die ungewohnte Situation. Ein Beispiel: Der kleine Marlon feierte seinen siebten Geburtstag und da das Corona-Kontaktverbot herrscht, musste er das in diesem Jahr ohne Freunde und Familie machen. Damit Marlon seinen Ehrentag trotzdem lange in Erinnerung halten wird, kam seiner Oma eine Idee. Marlon ist schon seit längerer Zeit feuerwehrbegeistert, was Oma Birgit dazu bewegte, sich Mitte April an die Feuerwehr zu wenden. Die Feuerwehr kam dann sogar mit der Drehleiter zum Marlon. Die Überraschung war gelungen.
Auch die Friseure dürfen wieder öffnen. Die Auftragsbücher sind bis mindestens Ende des Monats voll, vor allem die Frauen freuen sich, dass die Dauerwelle wieder schön aussieht. Aber auch hier gilt: Der Mund- und Nasenschutz ist immer mit dabei. Während also die Einzelhändler und Dienstleister wieder ihr Geschäft machen dürfen, ist es in der Veranstaltungsbranche nach wie vor mau. Großveranstaltungen sind undenkbar. Und so kommt das Autokino wieder in Mode.
Rund 350 Autos kamen und sorgten für ein ausverkauftes Kino auf dem Gelände der Messe Wächtersbach. In ihren Autos machten es sich die Menschen bequem. Auf der riesigen Leinwand wurde übrigens der Film "Nightlife" gezeigt. Derweil entwickelt sich das Regenbogen-Lied von Musiktherapeutin Silke Knoll aus Gelnhausen zu einem echten Welthit. Mittlerweile wird das Lied in über 30 Sprachen gesungen, täglich bekommt Knoll E-Mails aus aller Welt.
Für ganz andere Schlagzeilen sorgt der zwölfjährige Vincent Kretz aus Bieber. Er bestellt sich heimlich einen Sessellift in der Schweiz. Der Sessellift stammt aus dem Lieblingsskiort des Jungen. Dort wurden die Sessellift-Teile verkauft, um Platz zu machen für eine neue Bahn und Lifte. Ganz schön lässig der junge Kerl aus Bieber.
Ob er sich den Mut für außergewöhnliche Ideen bei Engelbert Strauss abgeschaut hat? Schließlich haben die Strauss-Macher ihren Firmen-Hauptsitz in der Nachbarschaft. Arbeitsklamotten in einer neuen Dimension - so lässt sich das Familienunternehmen aus Biebergemünd beschreiben. Ein paar Autobahnkilometer Richtung Fulda haben sie direkt bei Schlüchtern ein neues Werk gebaut. Über 13 Kilometer Fördertechnik, ein 17 Meter hohes Hochregallager und aktuell über drei Millionen Waren im Lager: Die Ausmaße des neuen Logistikzentrums sind gigantisch. Täglich sollen sich in Zukunft über 350 Mitarbeiter um bis zu 4.000 Sendungen pro Stunde kümmern. Im Mai 2020 werden die ersten Kundenpakete verschickt.
So mancher Strauss-Fan wird seine Hosen, Pullover und Schuhe sicher auch für Outdoor-Aktivitäten in der Natur anziehen. Und die Region bietet viele schöne Möglichkeiten für Erlebnisse der besonderen Art. KINZIG.NEWS hat einige Freizeittipps vorgestellt. Zum Beispiel die Touren mit den Alpakas. Seit 2019 bieten Anat und ihr Ehemann Sohar unter dem Namen "Paka Paka" genau solche Ausflüge im Stadtteil Bellings an.
In regelmäßigen Gastkommentaren blickt Dr. med. Thomas Menzel auf die Corona-Pandemie. Im Mai 2020 schreibt der Sprecher des Vorstandes vom Klinikum Fulda: "Deutschland feiert sich (ein wenig)". Unser Umgang mit der Pandemie insgesamt werde weltweit als vorbildlich bezeichnet. Ob sich Deutschland weiter so vorbildlich verhält?
Juni 2020 - Weniger Corona-Neuinfektionen, Felix Moese, Mainfähre und Bomben-Entschärfungen
Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen gehen jedenfalls im Sommer 2020 zurück. Die meisten Städte und Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises sind seit Tagen "corona-frei". In 22 der 29 Kommunen liegen derzeit keine nachgewiesenen Coronavirus-Fälle vor. Das meldet der Main-Kinzig-Kreis am 19. Juni 2020. Und so gibt es in diesem Monat einige Meldungen, die mal nicht ganz so viel mit der Corona-Pandemie zu tun haben. Ein paar Beispiele: Felix Moese und Radio FFH haben sich getrennt. Ob Rauswurf - oder nicht. Der Star-Moderator taucht erst mal ab und später in den sozialen Medien wieder auf. Mit seiner Frau Jennifer "Jenny" Knäble hat er eine Podcast-Agentur gegründet.
Ebenso kreativ unterwegs: Der Graffiti-Künstler MONE, bürgerlich Daniel Mohn, sorgt in Bad Soden-Salmünster für Freude. Mit seiner Kunst verschönert er die Stromkästen in Bad Soden-Salmünster und macht sie deshalb zu echten Hinguckern.
Das Klinikum Hanau implantiert erstmals kleinsten Herzschrittmacher der Welt. Knapp zwei Gramm schwer, rund 2,6 Zentimeter groß, keine Kabel oder Elektroden und keine Ausbuchtung im Brustbereich. Die sogenannte Kardiokapsel, der kleinste Herzschrittmacher der Welt, bringt für Patienten mit Herzrhythmusstörungen viele Vorteile mit sich.
Für Ärger sorgt die Politik am Main. 120 Jahre brachte die MS Dörnigheim Fußgänger, Radfahrer und Autos über den Main von Maintal-Dörnigheim (Main-Kinzig-Kreis) nach Mühlheim (Offenbach) und andersherum. Jetzt ist die Fähre Geschichte. Es waren keine Fährleute zu finden, die Strecke ist anspruchsvoll und dem Kreis Offenbach zu teuer. Mit der Mehrheit von CDU und SPD wurde die endgültige Einstellung im Kreistag beschlossen. Inzwischen hat der Kreis die MS Dörnigheim im Internet versteigert. Heinz Uecke, Eigentümer des Maintaler Sportboothafens, hat sie für 6.850 Euro vom Kreis Offenbach ersteigert. In seinem Hafen soll die Mianfähre einen besonderen Platz bekommen. - die Bürgerinitiative ist froh, dass ihre Fähre nicht verschrottet wird.
Verschrottet werden dagegen einige Weltkriegsbomben - und das ohne großen Knall. Dafür sorgt der Kampfmittelräumdienst. Die Fachleute müssen im Jahr 2020 öfters nach Hanau. Auf dem Pioneer-Gelände in Hanau entschärften sie im Laufe des Jahres mehrere Weltkriegsbomben.
Zum Abschluss unseres zweiten Teils vom Jahresrückblick 2020 eine schöne Geschichte von der Feuerwehr Gelnhausen: Auf der Westspange waren Gänse mit acht Küken unterwegs. Ein beherzter Autofahrer leitete die Gänsefamilie auf die Parkplätze des Coleman Park. Dort konnte die Feuerwehr Gelnhausen mittels Köcher die Kleinen einfangen. Zu Fuß ging es dann unter lautem Geschnatter der Gänseeltern Richtung Kinzigaue, um die Familie wieder zusammenzuführen. Dies gelang sehr gut. Danach suchte die Gänsefamilie Richtung Kinzig das Weite. +++