Oktober, November und Dezember: Corona-Pandemie zwingt zum erneuten Lockdown

Donnerstag, 31.12.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE
REGION - Es gibt Momente, die brennen sich in das kollektive Gedächtnis ein. Und so wird sich wohl jeder daran erinnern, wann und wo er erfahren hat, dass im März 2020 das komplette öffentliche Leben heruntergefahren werden soll.
Sowas gab es in Deutschland nicht mehr seit dem Zweiten Weltkrieg. In vierten Teil unseres Jahresrückblicks schauen wir auf die Monate Oktober, November und Dezember 2020.
Oktober - Corona-Pandemie sorgt für Diskussionen
Die Corona-Pandemie beschäftigt die Menschen weiter. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt, die Politik diskutiert über Einschränkungen. "Im privaten Bereich gilt die "dringliche Empfehlung", sich mit maximal 25 Personen zu treffen. Bei den Veranstaltungen bleibt es bei 250 Personen etwa bei Kultur- oder Sportveranstaltungen - oder mit Genehmigung des jeweiligen Gesundheitsamtes vor Ort mit mehr Besuchern", schreibt das Corona-Kabinett im Oktober vor. Ziel sei es, den Betrieb in den Kindergärten und Schulen offenzuhalten. Die Maßnahmen reichen jedoch nicht aus und werden weiter verschärft.
Eine gute Nachricht: In Bad Orb eröffnet ein neuer Kneipp-Parcours. "Die neu geschaffene Anlage ist als ein Ort der Begegnung und des Austausches der Generationen gedacht. Obendrein soll sie ein Ort der Gesundheit sein. Beide Aspekte spiegeln sich in der architektonischen Gestaltung der wohl schönsten Kneipp-Anlage Hessens wider", sagt Bürgermeister Roland Weiß. Die sechsstellige Investitionssumme wurde komplett durch die Orber Familie Kerstin und Henning Strauss zur Verfügung gestellt.
Der ehemalige CDU-Generalsekretär Peter Tauber beendet seine politische Karriere. Das gab der Gelnhäuser auf seiner Facebook-Seite bekannt. Als Grund nennt der 46-Jährige, er wolle sich mehr Zeit für seine Familie und sich selbst nehmen. Der Verteidigungs-Staatssekretär kündigt an, zur Bundestagswahl 2021 nicht mehr kandidieren zu wollen.
Derweil laufen in Schlüchtern die Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Langer-Areal auf Hochtouren. Dort entsteht ein Kultur- und Begegnungszentrum.
In der Nachbarstadt Steinau an der Straße sorgen unbekannte Täter für erheblichen Sachschaden. Sie haben einen Geldautomaten der Sparkasse gesprengt und dabei auch das Gebäude massiv beschädigt.
Die Corona-Pandemie sorgt auch in der Wirtschaft für Herausforderungen. Der Automobilzulieferer Woco aus Bad Soden-Salmünster erklärte, dass das Unternehmen einen "mittleren einstelligen Millionenbereich" einsparen müsse. Betroffen seien vor allem die Bereiche Entwicklung und Fertigungstechnik sowie diverse Servicebereiche. Später heißt es, dass rund 60 Arbeitsplätze abgebaut werden müssten.
November - Bürgermeisterwahlen, Lottogewinner und der Lockdown-Light
Am ersten November werden hessenweit zahlreiche Kommunalwahlen nachgeholt. Wegen der Corona-Pandemie wurden diese zuvor verschoben. Gleich neun Kandidaten stellten sich der Bürgermeisterwahl in Steinau an der Straße. Timo Jacob-da Rosa (SPD) mit 25,16 Prozent und Christian Zimmermann (parteiunabhängig) mit 21,53 Prozent schafften es in die Stichwahl. Zwei Wochen später macht dann Zimmermann das Rennen und wird neuer Bürgermeister in Steinau an der Straße. Er setzte sich mit 56,8 Prozent gegen seinen Mitbewerber durch.
Auch in Rodenbach wurde gewählt - und Amtsinhaber Klaus Schejna (SPD) konnte sich mit ganzen 65,94 Prozent seinen Platz im Rathaus sichern. Zwischen dem Rathauschef der letzten 18 Jahre und den Herausfordern Marina Lehmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Thorsten Zillinger (parteilos) konnten die Bürgerinnen und Bürger wählen.
Zwei Lottogewinner können sich im Main-Kinzig-Kreis über viel Geld freuen. Während eine Frau künftig zehn Jahre lang monatlich 5.000 Euro Sofortrente erhält, gelang einem unbekannten Lottospieler ein kurioser Doppeltreffer. Er gewann doppelt und damit insgesamt 799.658,20 Euro. Der gewinnträchtige Spielschein wurde in einer LOTTO-Verkaufsstelle im Main-Kinzig-Kreis abgegeben, anonym und ohne Kundenkarte.
Ansonsten bestimmt die Corona-Pandemie mehr und mehr den Alltag der Menschen. Die Zahl der Neuinfektionen steigt und steigt. Die Politik beschließt einen "Lockdown light". Unter anderem werden die Restaurants, Kinos, Theater und Sporteinrichtungen geschlossen. Nur die Kindergärten und Schulen bleiben weiter offen. Der Main-Kinzig-Kreis beschließt, in den Schulen ab der siebten Klasse Wechselunterricht anzubieten.
Der Inzidenzwert, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, wächst jedoch weiter an. Weitere Maßnahmen werden diskutiert. Hoffnung macht dagegen die Meldung, dass Biontech / Pfizer einen Impfstoff entwickelt haben, welcher möglichst bald zugelassen werden solle. Im Hintergrund laufen die Planungen für die größte Impfaktion der Geschichte. Ziel sei es, täglich 30.000 Menschen in Hessen gegen das Coronavirus zu impfen.
Die Adventszeit beginnt. Klar ist, dass Weihnachtsmärkte in diesem Jahr allesamt abgesagt werden. Nur die Beleuchtung und Weihnachtsbäume sorgen in den Innenstädten für vorweihnachtliche Stimmung. In Gelnhausen erfreute der "Kranz der Hoffnung" die Besucher. Er leuchtet auch in diesem Jahr.
Einen Blick in den Spessart: Dem Wald im hessischen Spessart geht es vergleichsweise gut. Das sagt Christian Münch, er ist Leiter im Forstamt Jossgrund. Elf Revierförstereien gehören zu seinem Bereich. Den Käferbefall an den Fichten konnten er und seine rund 60 Mitarbeiter in diesem Jahr in den Griff bekommen. "Wir konnten bei der Aufarbeitung mit dem Käfer schritthalten", sagt Münch im Gespräch mit KINZIG.NEWS. In vielen anderen Gebieten in Hessen ist die Situation schlechter.
"Wir sind bislang mit einem blauen Auge davon gekommen", sagt Bernhard Mosbacher, Geschäftsführer der Spessart Tourismus und Marketing GmbH in Gelnhausen im Gespräch mit KINZIG.NEWS über die Urlaubssaison. Der Trend zeige, dass immer mehr Menschen in Deutschland Urlaub machen. Doch sie bevorzugen Ferienhäuser oder Wohnmobile und Wohnwagen - gerade während der Corona-Pandemie. Für die Gasthöfe, Hotels und die Betriebe in den Kurstädten Bad Soden-Salmünster und Bad Orb sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie enorm. Zudem fehlen die Tagungs- und Kurgäste in der Region.
Dezember - Corona-Pandemie, Lockdown und die ersten Impfdosen
Zwei spektakuläre Einbrüche sorgen in Bad Soden-Salmünster und Schlüchtern für Aufregung. Die Täter fuhren zunächst mit einem Auto gegen die Eingangstür der Elektronikmärkte und klauten anschließend hochwertige Handys und Tablets aus den Vitrinen. Das Fluchtauto nach dem Blitzeinbruch bei Euronics in Bad Soden-Salmünster haben die Täter offenbar wenig später bei Birstein angezündet. Wenige Tage später nahm die Polizei drei junge Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren fest. Sie stehen laut Polizei unter dringendem Tatverdacht.
Weitere Meldungen: Die Politik in den Städten und Kommunen planen für die Kommunalwahl am 21. März 2021 - und bereits auch für die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Kandidatenlisten werden aufgestellt. Die CDU geht mit dem 27-jährigen Johannes Wiegelmann in den Bundestagswahlkampf um den Wahlkreis 175 (Main-Kinzig-Wetterau-II-Schotten). Er folgt auf Peter Tauber, der wie erwähnt nicht mehr antreten will. Diese politische Personalie steht hier stellvertretend für die zahlreichen personellen Entscheidungen in Bezug auf die Kommunal- und die spätere Bundestagswahl.
Für Freude sorgt Nico Kurz bei der Darts-Weltmeisterschaft im berühmten Ally Pally in London. Die Fans müssen jedoch zu Hause bleiben - einzig zwei Kumpels durfte Kurz mitnehmen. Sie sehen live vor Ort den 3:1-Erfolg gegen Andy Hamilton. In der zweiten Runde kommt es zum ersten deutschen Duell in der Geschichte der Darts-WM. Gegen Gabriel Clemens unterliegt Kurz nach einem spannenden Match mit 1:3. Clemens sollte später weiter für Furore sorgen, er gewann in der nächsten Runde gegen den amtierenden Weltmeister Peter Wright.
Die Mainfähre zwischen Maintal-Dörnigheim und Mühlheim erhitzte die Gemüter. Der Kreis Offenbach hat die Fährverbindung eingestellt und das Schiff später sogar im Internet versteigert. Die Schrottpresse drohte. Doch Hafen-Besitzer Heinz Uecke ersteigerte die Fähre für 6.850 Euro. "Es wäre doch schade, wenn sie verschrottet worden wäre. Wir haben Platz", sagte der Besitzer vom Maintaler Sportboothafen zu den Beweggründen, bei der Versteigerung auf der Internetplattform mitzumischen.
Bischof Michael Gerber wünscht ein gesegnetes Weihnachtsfest
Bischof Dr. Michael Gerber grüßt in der exklusiven Videobotschaft alle KINZIG.NEWS-Leser:innen und wünscht ein "gnadenreiches und gesegnetes Weihnachtsfest". Weihnachten 2020 stehe unter ganz besonderen Vorzeichen. "Ich bin allen sehr dankbar, die sich jetzt im Dienst am nächsten - ob in unseren Krankenhäusern, ob in unseren Seniorenwohnheimen oder wo auch immer - besonders engagieren. Denen gilt unsere Solidarität", sagt der Fuldaer Bischof.
Die Situation bei der Corona-Pandemie macht immer weitere Einschränkungen notwendig. Mitte des Monats einigt sich die Politik auf einen Lockdown. Seit dem 16. Dezember dieses Jahres sind viele weitere Geschäfte geschlossen. Die Menschen sollen zu Hause bleiben. Auch an Weihnachten sind nur wenige private Kontakte erlaubt. Dazu kommt in vielen Landkreisen eine Ausgangsbeschränkung zwischen 21 und fünf Uhr. An vielen Orten werden die Gottesdienste an Weihnachten abgesagt oder es gibt Online-Angebote. Auch an Silvester sind keine Feiern erlaubt - der Verkauf von Feuerwerk wird verboten. Die Zahl der Neuinfektionen ist weiterhin zu hoch. Ende des Monats wird bereits klar, dass der Lockdown auch im Januar 2021 weitergeht.
Hoffnung machen die angelaufenen Impfungen. Kurz vor Weihnachten erhält der Impfstoff von Biontech / Pfizer die Zulassung in Europa - und damit auch in Deutschland. Doch zunächst sind die Impfdosen knapp. Zwei Impfzentren in Hanau und Gelnhausen sind betriebsbereit und wurden innerhalb kurzer Zeit aufgebaut. Seit dem 27. Dezember erhalten vor allem ältere Menschen und die Mitarbeiter in den Kliniken den Impfstoff von Biontech / Pfizer. Weitere Impfstoffe sollen in Kürze zugelassen werden, erklärt Gesundheitsminister Jens Spahn am 30. Dezember. Die Abstands- und Hygieneregeln sind weiter notwendig. Die Menschen hoffen, dass das Jahr 2021 besser wird und möglichst bald wieder zumindest eine "neue Normalität" den Menschen mehr Kontakte erlaubt. +++