MAIN-KINZIG-KREIS

Finanzielle Kraftanstrengung soll Main-Kinzig-Kliniken stärken

Der Main-Kinzig-Kreis will die kreiseigenen Main-Kinzig-Kliniken stärken und dafür das Eigenkapital um 22 Millionen Euro aufstocken. Dadurch sollen die Kliniken zukunftsfähig gemacht sowie die medizinische Versorgung in der Region gesichert. - Foto: privat


Samstag, 30.01.2021

MAIN-KINZIG-KREIS - Mit einer enormen finanziellen Kraftanstrengung will der Main-Kinzig-Kreis das Eigenkapital der kreiseigenen Main-Kinzig-Kliniken um 22 Millionen Euro erhöhen und damit die Zukunft der Klinikstandorte in Gelnhausen und Schlüchtern langfristig sichern. Der Kreistag befasst sich in seiner Sitzung am 5. Februar mit einer entsprechenden Vorlage des Kreisausschusses.

„Es ist dringend notwendig, die wirtschaftliche Situation der Main-Kinzig-Kliniken zu stabilisieren und mit einer Erhöhung des Eigenkapitals ein starkes Fundament für eine weiterhin gute Entwicklung unserer kommunalen Kliniken zu legen. Unser klares Ziel ist es, die Zukunftsfähigkeit der Main-Kinzig-Kliniken zu sichern. Schließlich bieten sie Arbeitsplätze für mehr als 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sind tragende Säule der medizinischen Versorgung im Main-Kinzig-Kreis“, erklärt Landrat und Krankenhausdezernent Thorsten Stolz. In einem ersten Schritt sollen noch in diesem Jahr 10 Millionen Euro bereitgestellt werden, um das Eigenkapital der Kliniken zu erhöhen. In den nächsten drei Jahren soll das Eigenkapital um weitere insgesamt 12 Millionen Euro aufgestockt werden. „Dieser Schritt ist ein klares Bekenntnis des Main-Kinzig-Kreises zu seinen kreiseigenen Kliniken, zur wohnortnahen medizinischen Versorgung in der gesamten Region und ist darüber hinaus auch ein wichtiges Signal an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betont Thorsten Stolz.

Die Corona-Pandemie habe wie durch ein Vergrößerungsglas die ohnehin schon bestehenden problematischen Rahmenbedingungen bei der Krankenhausfinanzierung sichtbar gemacht. Den Krankenhäusern sei es aufgrund des unzureichenden Finanzierungssystems nicht möglich gewesen, wirtschaftliche Reserven aufzubauen, im Gegenteil. „Diese jahrelange Unterfinanzierung rächt sich jetzt. Denn das Abrechnungssystem mit Fallpauschalen ist nicht dazu geeignet, die finanziellen Folgen der Corona-Krise für die Kliniken in angemessener Weise auszugleichen und die vom Bund zur Verfügung gestellten Ausgleichszahlungen reichen nicht aus, um die seit dem Herbst aufgelaufenen Defizite zu decken. Die Krankenhäuser mussten ihre Leistungen einschränken, haben aber die gleichen Betriebs- und Personalkosten. Hier brauchen wir eine verlässliche Perspektive. Denn die Pandemie hat uns eines gelehrt: Das Gesundheitssystem immer weiter herunterzufahren, ist nicht der richtige Weg und kann am Ende schlimmstenfalls dazu führen, dass die medizinische Versorgung zusammenbricht“, gibt Thorsten Stolz zu bedenken. Bund und Land seien gefordert: Denn: „Auch sie tragen maßgeblich Verantwortung. Hier müssen bessere Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser geschaffen werden, wenn wir auch künftig kommunale Krankenhäuser und Kliniken haben wollen“, erklärt der Landrat. Ein weiterer wichtiger Baustein seien gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Kranken- und Altenpflege. Der Main-Kinzig-Kreis hat deshalb bereits frühzeitig die Weichen gestellt, um die Akademie für Gesundheit und Pflege zu etablieren und die Ausbildung für die pflegerischen Berufe zusammenzuführen. „Wir wissen, welchen Stellenwert gut ausgebildete Kräfte haben und dass mit einem gut aufgestellten Pool an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine möglichst wohnortnahe, gute medizinische und pflegerische Versorgung steht und fällt“, sagte der Landrat.

„Die Aufstockung des Eigenkapitals um insgesamt 22 Millionen Euro ist keine Kleinigkeit und auch für den Haushalt des Main-Kinzig-Kreises bedeutet eine solche Investition eine enorme Kraftanstrengung. Aber wir sind überzeugt, dass dieser Schritt zwingend notwendig und richtig ist“, erläutert der Krankenhausdezernent die Strategie des Main-Kinzig-Kreises, durch kluge Investitionen die Attraktivität der kreiseigenen Krankenhäuser für Patientinnen und Patienten zu erhöhen und sie gleichzeitig auch als modernen Arbeitsplatz interessant zu machen. Mehr als 75 Millionen Euro haben die Main-Kinzig-Kliniken in den vergangenen Jahren in den Ausbau ihrer Infrastruktur investiert. 2019 wurden die Räumlichkeiten der Medizinischen Klinik II sowie der Palliativstation in Schlüchtern in Betrieb genommen. In Gelnhausen war der Neubau mit einem Investitionsvolumen von über 40 Millionen Euro das größte Projekt. Die Inbetriebnahme erfolgte im vergangenen Jahr. Zusätzlich wurden die Kinder- und Frauenklinik sowie die Intensivstation für Frühchen und kranke Kinder umgebaut und deutlich erweitert. Außerdem wurden weitere Mitarbeiter-Wohnmöglichkeiten an den Standorten in Gelnhausen und Schlüchtern geschaffen.

„Ein wichtiges Augenmerk liegt auf der wirtschaftlichen Stabilität, damit unsere Krankenhäuser nicht nur die gegenwärtigen Anforderungen bestens erfüllen, sondern auch gut gerüstet für die Zukunft sind“, erläutert Landrat Thorsten Stolz. Deshalb hatte der Kreistag bereits im Dezember 2020 eine Bürgschaft für die Kliniken beschlossen, um die Vorfinanzierung des neuen Pflegebudgets zu ermöglichen. Der Main-Kinzig-Kreis habe die Situation der Kliniken fest im Blick und handle entsprechend, um seiner Verantwortung für eine zukunftsfähige Daseinsvorsorge insbesondere im medizinischen Bereich gerecht zu werden.

Die Main-Kinzig-Kliniken im Jahr 2019 in Zahlen (Gelnhausen und Schlüchtern):

Gesamtumsatz: 155 Millionen Euro

34.250 stationäre Patienten und Patientinnen (+950 zum Vorjahr)

48.400 ambulante Patienten und Patientinnen

2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (+200 zum Vorjahr)

1.765 Geburten (siebtgrößte Geburtsklinik in Hessen) (pm) +++

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