Seit vielen Jahren bieten in der Passionszeit die Capella Cathedralis - unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber - exquisite Chorkonzerte im Hochchor des Fuldaer Domes an.

In diesem Jahr erleben die Zuhörerinnen und Zuhörer etwas ganz Besonderes: Aufgeführt wird die älteste erhaltene ORATORISCHE MATTHÄUSPASSION Mitteldeutschlands aus dem Jahr 1697, komponiert für die Stadtkirche in Sondershausen/Thüringen. Hier wirkte seit 1693 als Kammerdiener, Kammermusikus und Leiter der Fürstlichen Kapelle in Fürstlichen Diensten JOHANN CHRISTOPH ROTHE. Dieser wurde 1653 im sächsischen Rosswein (bei Meißen) geboren. Bei seinem Vater erfuhr er dort die Ausbildung zum Sänger und Violinisten. Er starb 1700 in Sondershausen.

Das Textbuch zu dieser Matthäuspassion erhält Rothe von seinem Kollegen Domkantor Christian Clajus, Halberstadt. Für die bescheideneren Verhältnisse in Sondershausen kürzt Rothe diesen umfangreichen Oratorientext auf 78 Teile. Neben und zusammen mit einem vier- bis fünfstimmigen Chor wirken als Solisten zwei Soprane, ein Altus und ein Tenor. Diese gestalten die Rezitative und zahlreiche Arien, die in der Länge nie ausufern. Dem Basssolisten sind die Gestaltung der Jesusworte übertragen, sie haben jeweils ein besonders tiefes musikalisches Gewicht. In die musikalischen Aussagen sind sensibel und prägend zwei Violinen, ein vierstimmiges Gambenensemble und die Generalbassinstrumente, diesmal auch mit einer Theorbe, einbezogen.

Rothes gesamtes Passionsoratorium beherrscht eine große musikalische Breite: bewegende Instrumentalteile, schlichte und vitale Chorpartien, Choralsätze, ergreifende Arien, ausdrucksstarke Rezitative; der Stil der zeitgenössischen Oper ist häufig zu hören. In alle instrumentalen und vokalen Teile fließt die hohe berufliche Qualifikation des Komponisten Rothe als ausgebildeter Sänger und Geiger deutlich und überzeugend ein.

Wer heute die unübertroffene Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach - viele Jahre später nach Rothes Werk in Leipzig komponiert - kennt oder "im Ohr hat", wird vermuten können, dass der junge Bach (geb.1685), eventuell von Arnstadt aus, dieses Rothe-Werk, es wurde noch viele Jahre nach Rothes Tod weiterhin aufgeführt, gekannt hat. Die uns bekannte Bachsche Dramatik zeichnet sich schon in der Musik, die wir jetzt im Fuldaer Dom erstmalig hören, ab.

Passionskonzert

"Matthäus-Passion" von Johann Christoph Rothe

Freitag, 17.03.2023

Hochchor des Domes zu Fulda

Franziska Bobe, Sopran

Johannes Euler, Altus

Sebastian Hübner, Tenor

Dominik Wörner, Bass

Originalklangorchester L’arpa festante München

Capella Cathedralis

Leitung: DKM Franz-Peter Huber