Jossgrunds Bald-Bürgermeister: "Wir sind kein Kuhkaff" (Teil 2)

Montag, 01.05.2023
JOSSGRUND - Der langjährige Jossgrund-Bürgermeister Rainer Schreiber (SPD) hört im Sommer auf. Bei der Wahl am 29. Januar setzte sich sein Genosse Victor Röder gegen zwei Mitbewerber durch. KINZIG.NEWS hat Röder zwischen Wahl und Amtsantritt im Jossgrund zu Cappuccino, Spaziergang und Erkundungs-Tour mit dem E-Auto getroffen. Heute Teil 2.
Neu-Jossgründer im Rhein-Main-Gebiet fischen
Jedes Jahr verliere der Jossgrund 20 Einwohner. Einige ziehen weg, andere sterben. Die Geburten könnten das nicht ausgleichen. Daher hat Röder einen Plan: "Ich will im Rhein-Main-Gebiet fischen." Damit das gelingt, möchte sich Röder auch hinter Themen wie "Kindergartenbetreuung und bezahlbare Bauplätze" klemmen. Sorge er mit dem Jossgrund weiter für bessere Infrastruktur-Bedingungen, steige auch die Attraktivität der Kommune, ist Röder überzeugt. Wie passend, dass bereits im Wahlkampf Röders Slogan "Wurzeln und Wachstum" war.
Stolz ist Röder auf die Akzeptanz des Glasfaserausbaus im Jossgrund. "Wir haben eine Registrierungsrate von über 80 Prozent - das ist die höchste im ganzen MKK." Schnelles Internet sei somit fast garantiert im Jossgrund. Zwar habe man nichtmal 4.000 Einwohner im gesamten Jossgrund, doch Röder hält viel von "seiner" kleinen Kommune. Er ist überzeugt: "Wir sind kein Kuhkaff."
Die Vorteile lägen auf der Hand. Viel Natur gebe es, schöne Natur, eine gut ausgestattete Feuerwehr, eine vielfältige Vereinslandschaft (46 Vereine). Und das angesprochene Bauland. Bauland, welches man sich noch leisten könne. Deutlich weniger als 100 Euro kostet der Quadratmeter in der Spessart-Kommune. Viel weniger als in Gelnhausen oder gar im Rhein-Main-Gebiet. Damit es im Jossgrund ruhiger und sicherer wird, will Röder auch den Rasern an den Kragen. Zunächst wolle er dafür das Gespräch suchen, gelinge das nicht, müssten Blitzer in die Spessart-Kommune.
Bürger-Anliegen ernst nehmen
Ein Vorteil der wenigen Einwohner: Keine fünf Minuten kann man mit Röder durch den Jossgrund gehen, bevor ihn nicht jemand anspricht. Die Leute haben Fragen, Anliegen, Sorgen. Röder hört sich alles an, schreibt mit. “Würde ich es nicht tun, würde ich das längst alles vergessen.” Nach und nach meldet sich Röder dann bei den Jossgründern mit Antworten zurück. Sein Bürgermeisteramt, gefühlt hat es irgendwie ja längst begonnen, ein bisschen zumindest.
Überrascht habe Röder am meisten, wie viele Experten zu den unterschiedlichsten Themen es im Jossgrund doch gebe, wie engagiert die Menschen seien. Fähigkeiten, die er als Bürgermeister abrufen und einbeziehen wolle.
Walk of Shame zum Penis-Brunnen
Und dann wäre da ja noch das Thema, bei welchem Röder froh wäre, wenn es das nie gegeben hätte ("Kann mir bis heute nicht erklären, wie das mit der Form passieren konnte."). Kaum hundert Meter von der Eisdiele entfernt sorgte im Sommer 2020 der Brunnen am Franz-Korn-Platz für einen "Walk of Shame". Der Penisbrunnen sorgte für Medienberichte in Deutschland und der Welt, für Influencer, die in den Jossgrund kamen und dort mit Selfie-Kamera neben dem XL-Phallus posierten. Zu Hochzeiten gab es ein Penis-Eis und ein Penis-Gebäck. Irgendwie ist der Penis-Brunnen ja zum inoffiziellen Wahrzeichen in Jossgrund-Oberndorf geworden.
Auch wenn der Hype mittlerweile etwas abgeklungen sei, hätte Röder gerne auf den Penis-Brunnen verzichtet. “Mir wäre lieber, wir hätten ihn nicht bekommen, doch jetzt müssen wir mit ihm leben.” Freudentropfen: Immerhin habe der Penis-Brunnen ja Touristen angelockt.
So verbringt "der private Victor" seine Freizeit
Doch all die Vorhaben mal bei Seite. Was macht der Bald-Bürgermeister Röder eigentlich, wenn er einfach mal Victor sein will? Dann stehen neben Europa-Erkundungstouren mit seinem Wohnmobil Spaziergänge in der Heimat, im Langen Tal an. Manchmal, wenn er die Zeit findet, geht Röder auch rauf, zu seinem absoluten Lieblingsort im Jossgrund: Dem Küppel. (tby)
Ihr kennt Teil 1 noch nicht? HIER lang.