Joana Gibbe: "Wenn dein Leben plötzlich die Geschichte schreibt" - Heiratsantrag auf dem Flugplatz

REICHELSHEIM - Von regionalen Nachrichten über Blaulicht-Einsätze bis hin zu emotionalen Geschichten: Der Beruf des Journalisten birgt viele Facetten und ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld. Dabei ist die Arbeit nicht immer einfach, denn oftmals warten nicht nur erfreuliche Nachrichten darauf erzählt zu werden. Gerade deshalb ist es umso schöner, auch mal über emotionale und bewegende Geschichten schreiben zu können. Einen völlig neuen Blickwinkel erhielt ich bei genau solch einer emotionalen Geschichte – denn statt eines „normalen“ Termins, stand plötzlich ich im Mittelpunkt dieser Story, die nur eine entscheidende Frage hatte, nämlich „Willst du meine Frau werden?“.

Ein unerwarteter Termin mit einem Piloten 

Alles fing an – zumindest für mich - mit einem kurzfristig eingegangen Termin für Samstag, den 18. Januar 2020, den meine liebe Kollegin Lena Eberhardt aufgrund anderer Termine nicht hätte wahrnehmen können. Die Informationen, die ich vorab erhielt, waren nicht gerade umfangreich: „Reichelsheim: Profis bei der Arbeit – Porträt mit Pilot Udo Ziegler und Rundflug Helikopter.“ Für unsere neue Serie „Profis bei der Arbeit“ stand sowieso ein Pilot auf meiner Liste, also dachte ich mir, nehme ich die Gelegenheit eben wahr. Vor allem in der Hoffnung, wirklich einen Hubschrauber-Rundflug abstauben zu können. Denn seit vielen Jahren war es ein großer Traum von mir, in einem Helikopter mitzufliegen. Die einzige Bedingung meinerseits: Der Termin dürfe nicht zu lange dauern, denn der 18. Januar 2020 war auch der zweite Jahrestag mit meinem Partner. Sowieso habe ich dem Termin nur zugestimmt, da Steven, mein Partner, schon Wochen vorher betrübt mitteilte, an unserem Jahrestag selbst noch einen Arbeitstermin zu haben. Also dachte ich mir, ergreife ich die Möglichkeit, solange ich pünktlich wieder Zuhause bin, um Jahrestag zu feiern.

Um vorab noch ein paar Informationen zu meinem vermeintlichen Interviewpartner zu erhalten, telefonierte ich freitags noch mit unserem Geschäftsführer Christian P. Stadtfeld. Doch auch von ihm erhielt ich keine weiteren Auskünfte, lediglich die Information, dass Udo Ziegler nur an diesem Samstag Zeit hätte und ein Termin ansonsten erst in ein paar Monaten zustande kommen würde. Der Termin stand also fest und meine einzige Hoffnung war: „Hoffentlich spielt das Wetter mit, damit ich wirklich im Heli mitfliegen kann.“

Ein Traum geht in Erfüllung

Um 13:00 Uhr sollte ich mich am Samstag auf dem Flugplatz in Reichelsheim (Wetteraukreis) mit Berufspilot Udo Ziegler treffen. Auf dem Weg dorthin machte ich noch Halt bei meiner Familie und alles schien wie immer. Selbst meine Mutter, die Geheimnisse sonst wirklich nur schwer vor mir verbergen kann, war die Ruhe in Person – zumindest augenscheinlich für mich. Dann machte ich mich auf den Weg zu meinem „Termin“. Udo Ziegler und seine Kollegin Sabrina kamen mir am Flugplatz auch direkt entgegen und wir liefen zum Hubschrauber – und ich kam meinem Traum Stück für Stück näher. Doch bevor es in den Helikopter ging, unterhielten wir uns und ich interviewte Ziegler zu seinem (Neben-)Beruf als Pilot. Dann ging es auch schon los und ich durfte tatsächlich einsteigen.

Trotz unbeständigem Wetter war die Sicht frei genug und wir hoben ab. Bereits zu diesem Zeitpunkt erklärte ich den Termin zu meinem persönlichen Favoriten in meiner Journalisten-Laufbahn. Und es wurde nur noch besser: Die Sonne kam raus und wir flogen über den Main-Kinzig-Kreis und mein Zuhause Bad Soden-Salmünster. Kilometerweit konnten wir in die Ferne schauen, hinter uns eine Wand aus dunkleren Regenwolken, vor uns sich lichtende Wolken und strahlender Sonnenschein. Nach etwa 20 Minuten sollte nur noch die Landung anstehen und der Termin wäre vorbei – und ich war einfach nur unendlich glücklich über meinen wahr gewordenen Traum.

Mit meinem Smartphone und meiner Arbeitskamera bewaffnet wollte ich auch die Landung möglichst umfangreich aufnehmen. Gerade noch flogen wir entlang der Landebahn, dann bog Ziegler nach rechts zum Hubschrauberlandeplatz.

Herzen, Luftballons und mittendrin mein Partner

Alles, was mir dann ins Auge fiel, war eine Gruppe von Menschen – in Herzformation und mit roten Herzluftballons in der Hand. Und dann sah ich ihn. An der Spitze der Formation stand mein Freund Steven. Ich würde zwar gerne erklären, was in diesem Moment in meinem Kopf vorging – doch ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr. Die Gedanken überschlugen sich und irgendwie dachte ich auch gar nicht mehr. Nach und nach erkannte ich Familie und Freunde in der Formation. Und ich saß in diesem Hubschrauber - sprachlos und völlig überwältigt. Mein ganzer Körper zitterte und Freudentränen liefen mir übers Gesicht.

Mit Blick auf alle Anwesenden landeten wir, Zieglers Kollegin Sabrina öffnete mir die Tür und ich stieg aus dem Helikopter. Ich hörte unser Lied laufen und ging auf Steven zu, dem die Emotionen und Aufregung mindestens genauso ins Gesicht geschrieben waren wie mir. Mit wundervollen Worten fasste Steven unsere zwei Jahre zusammen – die schönsten, die ich in meinem bisherigen Leben hatte. Und dann war es soweit..

„Und deswegen, wollte ich dich fragen“, strahlte er übers ganze Gesicht, während er sich vor mich kniete. „Willst du meine Frau werden?“, und öffnete die Ringschatulle mit einem wunderschönen Verlobungsring. Auch wenn der starke Wind und die Rotorblätter des Hubschraubers seine Worte für alle anderen kaum vernehmbar machten, mein „Ja!“ hörte wirklich jeder.

Es fühlte sich alles an wie im Traum. Sichtlich erleichtert rief Steven: „Darf ich vorstellen: Meine Verlobte!“ und unsere Liebsten beglückwünschten uns herzlich. Auch bei ihnen zeigten sich die Emotionen, denn kaum ein Auge blieb trocken. Nach jeder Menge Umarmungen und Beglückwünschungen ging es dann zum liebevoll hergerichteten „Verlobungstisch“ mit Sekt, Blumen und Geschenken und wir stießen an.

Danach gönnten sich mein Verlobter und ich noch etwas Zweisamkeit beim romantischen Dinner, bevor wir am nächsten Morgen in den Kurzurlaub starteten. Und ich muss sagen, selbst Tage später konnte ich es nicht so richtig fassen und die Überwältigung ließ nicht nach.

Perfekter Tag und ganz viel Dankbarkeit

Auch knapp zwei Wochen später sind die Emotionen noch gigantisch und ich bin unendlich dankbar für diesen perfekten Tag, diesen perfekten Antrag und diesen wundervollen Menschen an meiner Seite. Doch der Dank gilt nicht nur ihm. Der Dank gilt auch unseren Familien und unseren Freunden sowie Kinzig.News-Geschäftsführer Christian P. Stadtfeld und meiner Kollegin Lena Eberhardt, die Steven alle in seinem Vorhaben und seiner Planung unterstützt und mich gekonnt hinters Licht geführt haben. Besonderer Dank gilt auch meinem Zwillingsbruder André, dafür, dass er diesen Moment mit Videos und Fotos so umfangreich eingefangen und festgehalten hat.

Es ist immer wieder aufregend und spannend als Journalist, die Geschichten und Emotionen von Menschen zu erfahren. Besonders überwältigend ist es, plötzlich selbst so eine große, überwältigend schöne Geschichte erzählen zu können. 

Und weil das Leben die schönsten Geschichten schreibt, suchen wir auch Eure "Lovestorys" zum Valentinstag. Ob romantisch, dramatisch oder besonders skurril - wir freuen uns auf Eure Geschichten! Schickt uns eine Mail an redaktion@kinzig.news +++