DUBAI/ GELNHAUSEN

Stewardess Yoko Schmidt (22) fernab der Heimat: Erfahrungsbericht aus Dubai - Teil 2

An meiner Graduierungsfeier im Aviation College mit meinem Portfolio (Scrapbook über meine Erlebnisse bei Emirates) - Fotos: Yoko Schmidt


Samstag, 28.03.2020
von YOKO SCHMIDT

DUBAI/ GELNHAUSEN - In vielen Ländern der Welt herrscht derzeit Ausnahmezustand wegen der Corona-Krise. Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Yoko Schmidt aus Gelnhausen lebt dort seit einem Jahr. Die 22-jährige arbeitet als Stewardess bei der Fluggesellschaft Emirates. In einer dreiteiligen Serie auf KINZIG.NEWS berichtet sie über ihre aktuelle Situation fernab der Heimat. Zum ersten Teil geht es hier. 

"Vor ein paar Tagen habe ich eine Stunde vor Arbeitsbeginn einen Anruf bekommen. Ich war gerade aufgestanden. „Am I talking to Miss Yoko?“ – „Yes, that’s me.“ – „Miss Yoko, you are not flying to Dhaka, Bangladesh tonight. You are flying to Manila, Philippines. You have three more hours to get ready.“ Spontanität und schnelle Lösungsfindung werden in unserem Beruf großgeschrieben. So bin ich auf solche Situationen eingestellt. An diesem Abend bin ich einfach im Bett geblieben, habe zwei Stunden weitergeschlafen und habe mich dann fertig gemacht. Mein Koffer ist inzwischen stets auf vier Jahreszeiten und sämtliche Aktivitäten wie Strandbesuch, Wandern, Joggen, eine Rooftopparty, ein Spaziergang durch den Schnee, oder einen entspannten Aufenthalt im Hotelzimmer eingestellt. Kurzfristige Umplanungen gab es eben in den letzten Wochen häufiger als üblich.

Was Schutzmaßnahmen auf unseren Flügen betrifft, hat Emirates in Etappen reagiert. Zunächst einmal ist es wichtig anzuführen, dass es uns Flugbegleitern bereits vor der Corona-Situation in diversen Phasen des Fluges erlaubt war, Handschuhe zu tragen. Aufgrund unseres Arbeitsumfeldes befinden wir uns täglich mit über 500 fremden Menschen auf engem Raum und sind somit potentiell Viren und Krankheiten ausgesetzt. Nicht unüblich ist es, dass Menschen in der Kabine husten, niesen, Schwindelanfälle bekommen, oder andere Symptome erleiden. Verantwortlich für das Wohlempfinden unserer Passagiere sind wir, was oft Körperkontakt erfordert.

Mein Lieblingsteil meiner Uniform – der rote Hut mit weißem Schleier
Mein Lieblingsteil meiner Uniform – der rote Hut mit weißem Schleier

Konsequenzen von COVID-19 in Dubai

 Handschuhe dürfen wir somit schon immer während unserer Sicherheitschecks in der Kabine, während des Einsammelns der Tabletts nach einer Mahlzeit, als auch während des Einsammelns der Decken und Kopfhörer am Ende des Fluges tragen. Vor einigen Wochen wurde meinen Kollegen und mir das Tragen von Masken sowie Handschuhen auf Flügen in Krisengebiete wie nach China, Italien und Thailand freigestellt, zu manchen Zeitpunkten wurden Masken sogar Pflicht. Diese Regel wurde später, am 18. März, ausgedehnt auf alle unserer Flugziele. Dank dieser Maßnahmen haben wir uns alle verstanden und etwas sicherer gefühlt.

An unseren freien Tagen in Dubai haben wir die außergewöhnlichen Konsequenzen von COVID-19 auch gespürt, doch im Vergleich zu Deutschland verzögert. Die Zahl der Infizierten als auch die der Todesopfer ist deutlich niedriger. Maßnahmen wie die Schließung der öffentlichen Einrichtungen und Restaurants wurden später und noch nicht vollständig umgesetzt. Bis vor ein paar Tagen waren Beach Clubs noch offen, Pools, Strände, Bars, Restaurants, und Malls ebenso. Als eine der ersten Maßnahmen haben Fitnessstudios geschlossen, gefolgt von öffentlichen und privaten Stränden am 22. März. Seit dem 16. März sind sogar Gottesdienste in Moscheen für vier Wochen abgesagt worden. Sheikh Mohamed bin Zayed, Kronprinz Abu Dhabis und stellvertretender Oberbefehlshaber des Militärs der VAE, betonte in seiner Ansprache, die Traditionen der Emirati seien wichtig, doch solle man in diesen Zeiten praktisch handeln. Traditionen dürfen kein Risiko für Familien und die Gesellschaft darstellen.

Hotels in Dubai haben zum Teil geschlossen, Gäste verteilen sich auf die übrigen Hotels. Mein Zuhause auf der Sheikh Zayed Road ist nahe an vielen Hotels gelegen. So sehe ich beispielsweise täglich noch Gäste in das Voco Hotel nebenan ein- und ausgehen. Dubais berühmtes Atlantis the Palm Resort hingegen lässt nur noch Gästen den Zutritt, die ihren Aufenthalt bereits im Voraus gebucht haben. Neue Buchungen nimmt es vorerst vom 24. März bis zum 2. April nicht an.

Zugfahrt in der Umgebung von Melbourne, Australien
Zugfahrt in der Umgebung von Melbourne, Australien
London Eye, London, Great Britain
London Eye, London, Great Britain

Keine Hamsterkäufe in Dubai

Einkaufszentren wie die Mall of the Emirates als auch die Dubai Mall hatten bisher ihre Öffnungszeiten verkürzt und schließen nun am 25. März vollständig für zwei Wochen. Supermärkte, Apotheken, und andere wichtige Betriebe sind weiterhin geöffnet, hierzu sehe ich Ähnlichkeiten zu meiner Heimat Deutschland. Über einen Mangel an Lebensmitteln oder Drogerieartikeln müssen wir uns hier keine Gedanken machen. In Dubai findet man an jeder Ecke Supermärkte, Apotheken, und die Nutzung von Food Delivery Apps ist hierzulande sehr fortgeschritten. Die meisten meiner Freunde haben sich in den letzten Tagen ihre Einkäufe aus dem Supermarkt vor die Tür liefern lassen. Hamsterkäufe gibt es in Dubai eher selten. Da ich noch selbst einkaufen gehe, sehe ich täglich die gefüllten Regale. Die ausreichende Lebensmittelversorgung in den VAE bestätigte auch Sheikh Mohamed.

Das Bildungsministerium der VAE hat verlängerte Frühjahrsferien für alle staatlichen Schulen angeordnet. Die vierwöchige Pause begann am 8. März und wird am 2. April enden. Nach Beendigung der üblichen zwei Wochen Ferien werden die Schüler ab dem 22. März via Fernstudium unterrichtet.

Die Sicherheit der Bürger wird hier vor Ort von der Polizei kontrolliert. Eine Ausgangssperre gibt es nicht, doch sollen Aktivitäten außerhalb der eigenen Wohnung bzw. des Hauses beschränkt auf die notwendigsten Tätigkeiten sein. Strafen im Falle einer vorsätzlichen Übertragung des Virus auf andere Personen variieren zwischen einer Geldstrafe von 50.000 bis 100.000 Dirham und/oder bis zu fünf Jahren Gefängnisstrafe. Mildere Strafen im Falle des Nichteinhaltens der Vorsichtsmaßnahmen und Selbstquarantäne können mit bis zu drei Jahren Gefängnis und/oder einer Geldstrafe von 10.000 bis 50.000 Dirham ausfallen. 

Teil drei folgt am Montag!+++

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