REICHELSHEIM

Johanniter-Unfall-Hilfe: Die Luftretter feiern 50-jähriges Jubiläum

Seit knapp 50 Jahren heben die Luftretter der Johanniter ab. In Hessen vom Standort in Reichelsheim - Fotos: Johanniter Luftrettung


Samstag, 15.08.2020
von TOBIAS REHBEIN

REICHELSHEIM - Über den Wolken: Die Johanniter-Unfall-Hilfe kann im Bereich Luftrettung auf fast 50 Jahre Erfahrung zurückblicken. Den Anfang machten die Johanniter Ende der 70er Jahre in Niedersachsen. Danach wuchs der Bereich immer weiter bis Ende der 90er Jahre der Schwerpunkt in Hessen gesetzt wurde.

Seither sind die Johanniter aus dem Bereich Luftrettung nicht mehr wegzudenken. So wandelhaft, wie die letzten 50 Jahre waren, hat sich auch die Johanniter Luftrettung weiterentwickelt. Heute ist sie durch ihre Vielzahl von Primäreinsätzen und Verlegungen von Hochrisiko- und instabilen Patienten ein starkes Bindeglied im öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst. Patienten mit einem Gewicht von 300 Gramm oder 300 Kilogramm stellen für die Teams der Johanniter Luftrettung kein Problem dar. Jeder Einsatz ist etwas Besonderes und jeder Patient, ob groß oder klein, bekommt eine individuell angepasste Betreuung für den Transport.

Unser junger Freier Mitarbeiter Tobias Rehbein (16) im Gespräch mit Daniel Rowan (37), Stationsleiter des Luftrettungszentrums in Reichelsheim (Wetterau):

Der Bereich der Johanniter Luftrettung besteht aus 61 Mitarbeitern, verteilt auf vier Luftrettungszentren in Gießen, Reichelsheim, Rostock, Nürburgring. Eine Crew im Tagbetrieb besteht aus einem erfahrenen Piloten (mind. 1500 Flugstunden), einem Notfallsanitäter mit spezieller Zusatzausbildung für die Luftrettung, dem sogenannten HEMS-TC (Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member), sowie einem Notarzt. Im Nachtbetrieb fliegt die Crew mit zwei Piloten.

Daniel Rowan (37), Stationsleiter des Luftrettungszentrums in Reichelsheim (Wetterau)

Daniel Rowan (37), Stationsleiter des Luftrettungszentrums in Reichelsheim (Wetterau)


Das Einsatzspektrum reicht von einer Sportverletzung, einem Schlaganfall oder einem akuten Notfall, bei dem ein Notarzt benötigt wird, bis hin zu den medizinisch hochaufwendigen Verlegungen in der gesamten Bundesrepublik. Durch ihre langjährige Kooperation mit der Firma HeliFlight GmbH verfügen die Johanniter über die größten, geräumigsten und schnellsten Intensivtransporthubschrauber (ITH) im zivilen Luftfahrtbereich. Mit ihrer medizinischen Ausstattung und dem großen Platz im Inneren der Kabine werden die ITHs auch umgangssprachlich „fliegende Intensivstationen“ genannt. Wird einer der beiden Hubschrauber in Hessen durch die Rettungsleitstelle in Gießen alarmiert, ist der Hubschrauber je nach Dringlichkeit innerhalb von zwei Minuten in der Luft und auf dem Weg zur Einsatzstelle.

Einsätze unterscheiden sich in zwei Kategorien 

Die Einsätze unterscheiden sich grundsätzlich in zwei Kategorien. Zum einen gibt es den Primäreinsatz zu einer Unfallstelle oder einem Notfallort, zum anderen den Sekundäreinsatz: Eine Verlegung von einem behandelnden in ein weiterführendes Krankenhaus. Der Primäreinsatz stellt in der Regel den anspruchsvolleren Einsatz dar, da hier im Vorfeld keine genauen Angaben über die Einsatzstelle und den Patientenzustand vorliegen. Dies bekommt der ITH erst während des Anflugs von der anfordernden Leitstelle über Funk mitgeteilt und der Notarzt kann sich dadurch ein Bild machen.

Die Verlegung von Patienten ist in der Regel geplant und wird erst nach Rücksprache mit beiden Kliniken durchführt. Hier ist das Ziel der Johanniter, die Maßnahmen und die Therapie, die der Patient schon bekommen hat, weiterzuführen. Ein Sekundäreinsatz kann je nach Distanz und Grunderkrankung des Patienten bis zu acht Stunden dauern. „Wer HEMS-TC bei der Johanniter Luftrettung werden möchte, braucht eine Ausbildung zum Notfallsanitäter mit weiteren sieben Jahren Berufserfahrung nach Abschluss der Berufsausbildung zum Notfallsanitäter. Gut ist zudem eine Ausbildung zum Krankenpfleger mit der Weiterbildung Intensivmedizin“, erklärt der 37-Jährige weiter.

Hubschrauber nachtflugtauglich

Die Firma Heliflight GmbH in Reichelsheim betreibt die Hubschraubertypen Eurocopter 4x AS365 N3 und 1x EC155 B1. Das Besondere: Alle bei der Johanniter Luftrettung eingesetzten Hubschrauber sind nachtflugtauglich. Zudem greifen die Piloten im Dunkeln auf Nachtsichtgeräte zurück, um auch in der Dunkelheit den Einsatz sicher und professionell abzuarbeiten. So hat die ganze Crew ihren Aufgabenbereich und ist durch langjährige Zusammenarbeit ein eingespieltes Team. Ein Rettungshubschrauber / Intensivtransporthubschrauber kostet zwischen "500.000 Euro (gebraucht) bis hin zu 40 Millionen Euro". Privat könnten die Kosten für einen Hubschrauber je nach Bauart die Kosten eines RTH/ITH weit überschreiten. +++

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