Kritische Lage durch Corona: Handel begrüßt aber verschärfte Maßnahmen

Mittwoch, 26.08.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE
HANAU - "Es ist mein Sommer und ich genieße ihn" - nach diesem Motto hätten viele Menschen in den vergangenen Wochen die Corona-Pandemie verdrängt, ist sich Kerstin Keil sicher. Bei warmem Wetter gingen die Leute wieder nach draußen, trafen sich, um zu feiern.
Wer kann es ihnen verdenken, vor allem nach dem wochenlangen Lockdown im Frühjahr. Doch die Zahl der Neuinfektionen ist wieder deutlich angestiegen - in Hanau auf 67,5 pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.
Die Verantwortlichen des Main-Kinzig-Kreises und der Stadt Hanau haben reagiert und für sechs Kommunen im Altkreis Hanau die Corona-Maßnahmen deutlich verschärft (KN berichtete ausführlich: Lockdown vermeiden ). Keil betreibt ein Fachgeschäft für Tisch- und Wohnkultur - Porzellan Clemens - am Marktplatz in der Innenstadt von Hanau. Sie begrüßt die Entscheidung der Stadt. "Die Aufmerksamkeit ist wieder da", sagt Keil. Bisher ist sie mit ihrem Geschäft gut durch die Corona-Pandemie gekommen. "Der Herbst/Winter wird entscheiden", sagt sie. Sie hofft, dass die Menschen sich an die Abstands- und Hygieneregeln halten.
"Ich hätte die Maskenpflicht so gelassen"
Welche Folgen die neuen Maßnahmen für das Café und Bar habe, sei "eine offene Frage", sagt Dominik Roger vom Gastronomiebetrieb Central im Herzen der Stadt. Seitdem die Zahlen wieder steigen, sei die Angst bei den Leuten größer geworden. Der Thekenleiter begrüßt die Maßnahmen der Behörden. Auch, dass die Gäste wieder Mund- und Nasenmasken tragen müssen, bis sie an ihrem Platz sind, findet Roger richtig und hätte es auch nicht gelockert. Er und seine Kolleginnen und Kollegen schützen sich sowieso mit den Masken. Normal hat das Central am Wochenende bis nach ein Uhr geöffnet, nun beginnt die Sperrstunde bereits um Mitternacht. Ansonsten hat der Betrieb normal geöffnet und freut sich auf die Gäste.
Weniger Kundenfrequenz
Dass der Betrieb in der Stadt seit Beginn der Corona-Pandemie rückläufig ist, spürt Manuel Roldan-Lippert. Er führt am Markt einen traditionsreichen Kiosk. "Die Corona-Pandemie merken wir seit März", sagt seine Frau Melanie Lippert. Die Kundenfrequenz ist geringer. Viele Menschen arbeiten im Home Office und kämen deshalb nicht in die Büros in der Stadt. "Die Entscheidung vom Oberbürgermeister ist richtig", sagt Roldan-Lippert. Es brauche klare Anweisungen, nur so funktioniere es. "Ein Lockdown wäre fatal", sagt der Inhaber des Kiosks, während ein Kunde ohne Maske ("ich habe sie vergessen") Zigaretten kaufen möchte. In das Geschäft kommt er nicht.
Mehr Kontrollen notwendig
Sonja Muno, Filialleiterin vom Modegeschäft Ulla Popken begrüßt ebenso die neue Regeln, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Ihre Kundinnen halten sich an die Hygieneregeln, von daher habe die Corona-Pandemie bislang keine Auswirkungen für ihr Geschäft. Nun aber komme auch Angst dazu. Einige Kunden kommen nun zusätzlich, um einzukaufen, weil sie einen erneuten Lockdown befürchten. Die Kontaktbeschränkungen begrüßt sie. Zuletzt habe auch sie beobachtet, dass viele Menschen es zu locker genommen hätten und die Maskenpflicht vernachlässigt haben. "Wir hoffen, dass die Maßnahmen greifen", sagt Muno und fordert, "mehr Kontrollen".
Erst seit fünf Tagen können Thomas Kreisel und seine Frau Ruth Adam-Kreisel ihre Haushaltswaren anbieten. "Normalerweise sind wir auf den großen Jahrmärkten in der Region. Diese sind in diesem Jahr bislang alle ausgefallen", sagt Kreisel. "Es kann nur besser werden", sagt er und ist der Stadt Hanau dankbar, dass sie ihren Verkaufswagen an vier Tagen in der Woche (Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag) auf dem Marktplatz öffnen können. Mit den Imbisswagen-Betreibern nebenan wechseln sie die Position. In der schwierigen Zeit halten die Händler zusammen. Jeweils von zehn bis 16 Uhr bieten Thomas Kreisel und seine Frau unter anderem Töpfe, Pfannen und Küchenzubehör an.
Nicht die Zeit für Genießer
Die Einzelhändler, Gastronomen und Kaufleute hoffen allesamt, dass die Menschen so wie im Frühjahr die Abstands- und Hygieneregeln einhalten, auf große Feiern und Zusammenkünfte verzichten. Und so gemeinsam einen erneuten Lockdown verhindern können. Es ist nicht die Zeit für Genießer. +++