"Existenziell wichtig": Schausteller bangen um Weihnachtsmärkte

HANAU - Schimmernde Lichter, der Geruch von gebrannten Mandeln und heißer Glühwein: Wer sehnt sich nicht danach, warm eingepackt über einen Weihnachtsmarkt zu schlendern - gerade nach so einem Jahr. Doch die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei und damit gelten auch weiterhin Schutz- und Hygienemaßnahmen und zahlreiche Veranstaltungen können nicht stattfinden. Auch einige Weihnachtsmärkte fallen in diesem Jahr aus. Vor allem „für die Schaustellerbranche sind die Weihnachtsmärkte aber existenziell“, erklärt Monika Eiserloh, Betreiberin der süßen Mandelbar.

Während sich über 40 Prozent der KINZIG.NEWS-Leser in einer Umfrage gegen Weihnachtsmärkte in diesem Jahr aussprechen, weil das Risiko zu groß sei, steht für Familie Eiserloh fest: „Wir brauchen die Weihnachtsmärkte“. 

„Die Leute meinen es bestimmt nicht böse, aber sie vergessen die Hintergründe, nämlich, dass ganze Familienbetriebe von den Märkten abhängig sind“, erklärt die 39-jährige Hanauerin. Denn auch sie steht nicht allein in ihrer Mandelbar. Schon seit Generationen lebt die Familie Eiserloh vom Schausteller-Dasein. Gemeinsam mit ihren Ehefrauen Monika und Yvonne bieten die Brüder Markus und Wolfgang bereits in fünfter Generation jede Menge süße Leckereien, von gebrannten Mandeln, Zuckerwatte, Popcorn über Softeis, Schokoküssen und Schokofrüchten an.

Die Corona-Krise und die damit abgesagten Märkte werfen die Familie bereits jetzt schon „finanziell um Jahre zurück“. Weshalb die Weihnachtsmärkte, die die Haupteinnahmequellen der Schausteller darstellen, umso wichtiger seien. Für die meisten der bundesweit rund 5.000 Schaustellerfamilien blieb jeglicher Umsatz in diesem Jahr bereits aus. Zwar stehen die Eiserlohs mit ihren Süßwaren alternativ an Einkaufszentren, wie dem Hanauer Forum oder dem Hessen-Center in Frankfurt am Main, „große Einnahmen“ verzeichnen sie dadurch aber nicht, erklärt die Schaustellerin.

Es gehe aber auch nicht nur um Umsatz. „Der Weihnachtsmarkt ist mein Baby. Es ist nicht nur finanziell, sondern vor allem auch emotional schlimm“, betont die 39-Jährige. Denn es sei nicht nur ein Job, sondern eine Lebenseinstellung. Auch für die Besucher sei der Weihnachtsmarkt ein Stück Weihnachtszeit und „gerade nach so einem Jahr bestimmt auch gut für das Gemüt“.

Der Frankfurter Weihnachtsmarkt soll immerhin stattfinden. Selbstverständlich entzerrt und Corona konform, denn „Menschentrauben sind in diesem Jahr nicht erwünscht“, erklärt die Schaustellerin. Doch die extra für den Frankfurter Weihnachtsmarkt angefertigte Mandelbar kommt so wenigstens wieder zum Einsatz und darf ganz zur Freude der Familie auch auf dem 35 Jahre bewährten Stammplatz der Eiserlohs vor dem Kunstverein stehen. „Wenn ich in meinem Geschäft auf dem Weihnachtsmarkt stehe, dann wird das ein absolutes Glücksgefühl sein. Auch wenn der Umsatz in diesem Jahr kleiner ausfallen wird“, freut sich die Hanauerin und fügt hinzu: „Es muss natürlich Regeln und Konzepte geben. Aber wenn sich die Leute an diese halten, dann können sie auch mit einem guten Gefühl auf den Weihnachtsmarkt.“ +++