HANAU
Profis bei der Arbeit (4): Die mit den Wölfen tanzt - Wolfspflegerin Dr. Marion Ebel
Fotos: Joana Gibbe
Montag, 03.02.2020
Als "Wolfsmutter" ist Dr. Marion Ebel weit über die Grenzen Hanaus bekannt: In der Alten Fasanerie ist die Biologin für die weißen Tundrawölfe verantwortlich. Die zweite Generation hat sie mittlerweile mit der Flasche großgezogen und bringt mit dem "Wolfsheulen" regelmäßig Mensch und Natur ein Stück näher zusammen.
Marion Ebel steht in ihrem Büro und zieht die grell orangene Arbeitskleidung an. Draußen regnet es. Gemeinsam geht es durch den Wildpark Alte Fasanerie in Hanau. Hier arbeitet die Biologin bereits seit 26 Jahren. "Es war schon immer ein Traum von mir mit Wölfen zu arbeiten", erzählt die 61-Jährige. Nach dem Abitur in Gelnhausen ging es für sie an die Uni Marburg. Mit einer Promotion in Verhaltensforschung verließ Ebel die Universitätsstadt und fand eine Anstellung im Wildpark.
"Ein besonderes Fable für die Hundeartigen hatte ich schon immer", berichtet Ebel. Schon zu ihren Anfangszeiten im Park hatte sie die Arbeit mit den Wölfen interessiert. "Ein eigenes Rudel wäre schön gewesen. Es sollte jedoch noch einmal zehn Jahre dauern bis sich dieser Wunsch erfüllte", so die Biologin. Die Pflege von Wölfen hatte damals jedoch einen negativen Beigeschmack - Tierpfleger seien von den Raubtieren angefallen worden. "Das Problem war damals, dass die Pfleger die Wölfe zu autoritär aufgezogen haben. Der Mensch wollte der Chef im Ring sein, aber das funktioniert bei Wölfen nicht. Der Wolf ist von Natur aus immer bestrebt das Rudel anzuführen", erklärt Ebel.
Ein Rudel für eine Biologin
Aus diesem Grund ging Ebel die Aufzucht ihrer Wölfe ganz anders an: "Als meine Wölfe noch Welpen waren, habe ich sie auf mich geprägt und völlig antiautoritär aufgezogen." Damit steht die Biologin außerhalb der Rangordnung. "Ich bin eine Besucherin und kein Mitglied des Rudels. Da muss man sich auch nicht auf Diskussionen einlassen", lacht die Doktorin.
In der Futterküche angekommen packt die Biologin Fleischstücke in einen Eimer und stellt diesen in den Kofferraum ihres Autos. Sie unterhält sich kurz mit einem anderen Pfleger und steigt zu uns ins Auto. "Die Mader haben Durchfall", sagte Ebel schmunzelnd. Neben den Wölfen hat die Biologin noch viele weitere Aufgaben im Wildpark. Sie koordiniert unter anderem die Wildbestände, Umbaumaßnahmen und kümmert sich um die Pressearbeit für den Park - eine Biologin für alles.
Hautnah bei den weißen Wölfen
Es geht im Park über Stock und Stein. Die Wölfe erkennen schon von weitem das Auto ihrer Pflegerin. Aufgeregt laufen sie am Zaun entlang und warten sehnsüchtig auf die "Wolfsmutter". "Ich war jetzt zwei Wochen im Urlaub, sieht so aus als hätten sie mich vermisst", lächelt die 61-Jährige. Mit dem Eimer voll Fleisch geht es ins Gehege.
Hier begrüßen Inuqu, Aslan und Monja aufgeregt die Wildbiologin. Die Wölfe lassen ihrer Freude über das Wiedersehen mit ihrer Pflegerin freien Lauf. Ausgiebig muss gekuschelt und gestreichelt werden. Es erweckt beinahe den Anschein, der ein oder andere Wolf möchte auf Ebels Schoß. Kein Spaß, da die Tiere bis zu 70 Kilogramm schwer werden können. "Die Wölfe sind nur zu mir so zugänglich. Alle anderen Pfleger meiden sie", erzählt Ebel. "Auch wenn ich hier mit den Tieren so friedlich sitzen kann, darf man nicht vergessen es sind Raubtiere."
Mensch und Natur ein Stück näher bringen: die Wolfsheul-Nächte
In den Wolfsheul-Nächten im Wildpark versucht die Biologin den Besuchern die Tiere ein Stück näherzubringen. Dabei stimmt die 61-Jährige zum gemeinsamen Heulen mit den Tieren ein. Das schaurig schöne Ereignis findet regelmäßig im Park statt. "Das Wolfsheulen ist großartig, ob sechs, 16 oder 60 - jeder der dabei war, ist begeistert", so Ebel - und wir sind es auch. +++
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