"Ich hab' sie ja nur auf die Schulter geküsst": Der Bettelstudent auf der Bühne

Freitag, 23.09.2022
NIDDERAU / SCHÖNECK - Im Bürgertreff Kilianstädten feierte die Aufführung der Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker kürzlich Premiere und riss mit ihrem Schwung und ihrer Lebendigkeit das Publikum von den Sitzen. Der Musical-Familie um Leonore Kleff gelang es wieder einmal ein Kulturereignis auf die Bühne zu zaubern, das seinesgleichen sucht.
In der Titelrolle brilliert Mykolas Nechajus, der den Zuschauern noch bestens aus der letzten Inszenierung „Der Vogelhändler“ bekannt ist. Ralf-Peter Hahn gibt seinen Gegenspieler, den Gouverneur Ollendorf. In einer Handlung, die im Barockzeitalter spielt, darf natürlich der Adel nicht fehlen, hier verkörpert von Andrea Einhoff als Gräfin Palmatica und ihren Töchtern Laura (Isabell Schäfer-Fricke) und Bronislawa (Romina Jungk). Der altgediente Oberst Ollendorf wagt es, der jungen, hübschen Komtesse Laura einen Kuss auf die Schulter zu drücken. Diese quittiert das mit einem Schlag mit dem Fächer ins Gesicht.
Wutentbrannt sinnt Ollendorf auf Rache und bringt damit eine Kette von Glückseligkeit und Enttäuschung, von Trauer und Hoffnung in Gang, die natürlich mit einem bombastischen Finale zur Zufriedenheit aller endet. „Ach, ich hab‘ sie ja nur auf die Schulter geküsst“ ist quasi die Titelmelodie der Operette und jedem Operettenliebhaber bekannt.
Während die zur Musical-Familie gehörende Michaele Scherenberg den Text für ein modernes Publikum bearbeitete, sorgte die neu zum Team gestoßene Daniela Weber als Regisseurin für eine glanzvolle Umsetzung.
Schauspielerisches Können
Isabell Schäfer-Fricke gab mit ihrer schönen Sopranstimme der Figur
der Laura Anmut und Leichtigkeit in den höchsten Stimmlagen. Gemeinsam
mit Andrea Einhoff und Romina Jungk präsentierte sie herrlichen Gesang
in wunderschönen Szenen. Ebenso harmonierten die Sänger Ralph-Peter
Hahn, Mykolas Nechajus und Martin Engel als Schlüsselfigur Jan. Sie
überzeugten mit kraftvollen Stimmen und schauspielerischem Können. Tenor
Peter Steffan brachte mit gekonntem Spiel als sächsisch sprechender
Gefängniswärter und später als Stadtmusikdirektor von Krakau Spannung
und Vergnügen in die Szenen. Seine Frau Eva, gesungen von Uta Mathea,
die als langjähriges Chormitglied erstmals solistisch auf der Bühne
stand, unterstützte ihn darin nach Kräften. Ebenfalls aus dem Chor
hervorgegangen sind die Darsteller der Offiziere (Ulrike Groß, Willi
Amend und Christian Schulmerich).
Die Damen und Herren des Chores
haben mit ihrem stimmlichen Einsatz und leidenschaftlicher Darstellung
dem Geschehen auf der Bühne Tiefe und Farbe verliehen. Ihre Spielfreude
und Stimmsicherheit erfreuten das Publikum. Den unnachahmlichen Diener
der Gräfinnen stellte Thomas Müller-Lühn dar. Ebenso spielte er zusammen
mit Christopher Prochaska die Helfer von Gefängnisaufseher „Enterich“.
Undenkbar
wäre eine Operettenaufführung ohne das Ballett. Mit graziösen
Tanzeinlagen und schönen Kostümen rundeten sie das Bühnengeschehen ab.
Seit der ersten Inszenierung im Jahr 1997 bereichern die jungen Damen
jede Aufführung. Anni Lenz, ebenfalls seit 25 Jahren bewährte,
unterstützende Kraft an der Seite Leonore Kleffs hat dieses Jahr die
Leitung an Karolin Weisenstein abgegeben und sorgt weiterhin für die
reiche Pracht und die farbliche Wirkung der Kostüme.
Mit
harmonischem Klang und präzisem Zusammenspiel trug das Projektorchester
einen großen Teil dazu bei, die Zuschauer zu verzaubern. Die Dirigentin
konnte während der langen Vorbereitungszeit ihre Musiker und das
Ensemble zu einer einheitlichen Truppe zusammenschmieden, die nun die
eingängigen Melodien Millöckers gekonnt zu Gehör brachte. (pm)
Es folgen noch sechs weitere Aufführungen
Sa. 01.10.2022 • 19:00 Uhr • Willi-Salzmann-Halle, Nidderau-Windecken
So. 02.10.2022 • 17:00 Uhr • Willi-Salzmann-Halle, Nidderau-Windecken
Sa. 15.10.2022 • 19:00 Uhr • Bürgerhaus, Nidderau-Ostheim
So. 16.10.2022 • 17:00 Uhr • Bürgerhaus, Nidderau-Ostheim
Sa. 22.10.2022 • 19:00 Uhr • Kultur- und Sporthalle, Nidderau-Heldenbergen
So. 23.10.2022 • 17:00 Uhr • Kultur- und Sporthalle, Nidderau-Heldenbergen