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So ausgelassen wird in Gundhelm Kirmes gefeiert

In diesem Jahr haben die Gundhelmer mal wieder ihre Kirmes ganz intensiv gefeiert. - Fotos: Walter Dörr


Dienstag, 18.10.2022
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - In diesem Jahr haben die Gundhelmer mal wieder ihre Kirmes ganz intensiv gefeiert. Fünf Tage lang mit Fußballspielen, weil der Fußballsportverein das Dorffest ausrichtete, und Musikveranstaltungen im Dorfgemeinschaftshaus und Zelt am Sportplatz. Der Höhepunkt war natürlich das Aufsagen des Kirmesspruches am Sonntag.

Zuvor wurde aber erst der Kirmesgottesdienst in der 1749 erbauten evangelischen Kirche mit Pfarrerin Eva-Katharina Gericke gefeiert. Für eine Dreiviertelstunde legten deshalb die 28 Blooburschen und Mädchen ihre mit bunten Bändern geschmückten Weinflaschen auf einer Bank in der Aussegnungshalle ab. Nach dem Gottesdienst war die große Steintrepppe am nahe gelegenen Pfarrhaus Ziel der Bloogesellschaft. Die Treppe nutzt man schon seit Jahrzehnten für das obligatorische „Familienfoto“. Hier warteten auch die Kapelle „Original Rhönadler“, um den Bloo bei seinem Marsch durch den Schlüchterner Stadtteil musikalisch zu begleiten.

Wilder Zillertaler Hochzeitsmarsch

Im Ellerweg stand der mit bunten Bändern geschmückte große Kirmesstrauß bereit. Nach einer flüssigen Labung und sonstigen Stärkungen ging es weiter über die Schwarzbachstraße zum Haus von Schirmherr Matthias Elm. Auch hier war natürlich für das leibliche Wohl gesorgt. Und die so gewonnenen Kräfte legten die Damen und Herren gleich in einem wilden Zillertaler Hochzeitsmarsch durch den ganzen Hof frei. Weil zahlreiche Bürger aus allen Richtungen zum Dorfgemeinschaftshaus strömten, um dort den Spruch zu hören, machte sich die Bloogesellschaft auch wieder auf den Weg. Voll war die DGH-Terrasse, als der Zug ankam.

Daniel Möller und Julio Horvath trugen hier auf einem Gerüst den Kirmesspruch mit den Geschehnissen des vergangenen Jahres vor. Wie immer erfolgte jedoch erst die höfliche Begrüßung: „Hochverehrtes Publikum, liebe Gäste, Dorfschönheite, Bombelecher, Wirtshausläffer, Zugezogene, Ehemalige, Zukünftige Querchese un sonstige. Zur Gondhalmer Kirches seid all willkomme, vor de Fakte wird erscht emo en Schluck Bier genomme.“ Bei der örtlichen Prominenz galt Ortsvorsteher Karl-Ernst Kohlhepp (KEK) ein Gruß, der sehr engagiert sei: „Bos Du als OB in deiner Amtszeit dust erzwinge, wird em Scholz nie gelinge.“ Auch eine, die Gottes Segen verbreitet (Pfarrerin Eva-Katharina Gericke), grüßte das Bloo-Duo: „Als Porrin senn se bei jedem wohl beliebt un dunn im Durf viel treibe, mir hoffe, dass sie uns noch lang erhalte bleibe.“

"De Bloo hot zu dir en besondere Draht"


In die Schirmherrgesellschaft neu eingereiht hat sich Matthias Elm – überall Teasy genannt. Von Spegetz sei er ausgesiedelt, erzählte Daniel Möller, und habe jetzt eine Ranch mit Wasserbüffel und Pinzgauer gebaut. „Im Durf bist du motiviert un in ville Vereine engagiert. Für ons Red host du ömmer wos parat, ah de Bloo hot zu dir en besondere Draht.“ Und eine Geschichte lieferte der Schirmherr halt auch wieder. Ein Diebstahl am letzten Kirmesmontag – nein, nicht von denen aus dem Nachbardorf Hutten, die in Vergangenheit schon mal den Kirmesstrauß entführt haben, ein richtig großer Sonnenschirm war dem Wirt abhanden gekommen. Den Kawenzmann einfach so mitgenommen zu haben, davon wusste der Überführte angeblich nichts. Nach dem Fotobeweis: „Do sieht me mo wie Kirmes passiert, wenn me in de richtige Stoff investiert, zwar is es Gedächtnis zu rette schwer, dofür hot me halt Kroft wie en Bär“.

Ein landwirtschaftliches Problem haben die Gundhelmer, weil beim Viehtrieb „die Viecher äfach ihr Geschäft auf de Gass dun verrichte. Weil die konne dos nier eigehall, losse die ihr Geschäft äfach überohl fall. Un bann dann e Auto frösch gewasche is, geht’s mit Vollgas durch de Schiss. En Gondhalmer wollt das Zenario erzwinge, un das Ganze zur Anzeige bringe.“ Der Bloo: „Ons hon se die Maske für die Nohse gemocht, vielleicht wär e Pampers für die Küh ah ohgebrocht.“

Da jetzt kleinere Milchkannen an den Straßenrand zum Leeren gestellt werden, führte in Gundhelm fast zu einem Diebstahl. Beim letzten Sperrmülltag sah nämlich ein Schrotthändler die Kannen und lud sie als Sperrmüll ein. „Nur gut, dass die Gondhelmer Durfpolizei funktioniert, sunst wär e mittelschwere Katastrophe passiert. De Nachbor guckt aus em Fenster, bie de Schrotti die Kanne löd ei, un denkt sich, dos kann doch net gesei. Mit en Satz is der dem Kollech fürs Auto geronne, dass em Schrotthändler wurd Angst un Bange.“ Im Kirmesspruch: „Beim nächste Sperrmüll wird anner hiegestellt, der die Konne im Aach behält. Net dass es wiere gid e Mallöhr, un die ganz Mellich selber gedronke muss wer.“

Der alte Hochzeitsbrauch, dass das Paar nach der kirchlichen Trauung ein Stück Holz durchsägt, ging in Gundhelm schief, denn die alte Schrotsäge fraß sich nicht in das Holz. Die Braut kapitulierte und bat die Spalier stehende Feuerwehr um Hilfe. „Die honn es dann geschafft, mit maschineller Manneskraft.“ Von einem „Löth-technisch krachenden“ Geburtstagsfrühschoppen wurde im Kirmesspruch berichtet, ebenso von einem mysteriösen Müllsack, und  dass bei einem Baggerfahrer nach der Hälfte der Arbeit schon das ganze Bier all war.

Noch etwas Geschichtliches


273 Jahre Kirchweih in Gundhelm. Traditionell feiern am dritten Wochenende im Oktober die Blooburschen und Mädchen nach altem Brauch. 1999 war die Gundhelmer „250 Jahre Jubiläumskirmes“ etwas ganz Besonderes. 1749 ist die Kirche nach Erweiterungsarbeiten geweiht worden.

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