Nachjustierung: Quarantäne-Strategie in Kindertagesstätten und Schulen

Montag, 08.03.2021
OFFENBACH - Seit dem Start des Wechselunterrichts an Schulen und der Wiederaufnahme des Kita-Betriebs im Februar folgt das Stadtgesundheitsamt einer neuen Quarantäne- und Teststrategie. Das geänderte Vorgehen ist eine Reaktion auf die Ausbreitung der britischen Virusvariante in Offenbach.
Neue Corona-Fälle in Kitas und Schulen werden seit der Öffnung konsequent auf mögliche Mutationen untersucht. Parallel dazu müssen sich positiv Getestete und Kontaktpersonen, auch Klassen und Gruppen, in Quarantäne begeben. „Erste Erfahrungen des Stadtgesundheitsamts zeigen,“ so Gesundheitsdezernentin Sabine Groß, „dass es aktuell noch mehrere Tage dauern kann, bis klar ist, ob es sich um eine Virusvariante handelt. Um Unsicherheit in dieser Zeit über die Dauer der Quarantäne und weitere Corona-Tests für Kontaktpersonen zu vermeiden, hat der Verwaltungsstab daher die Strategie in Schulen und Kitas nochmals angepasst, in dem Quarantänedauer und durchzuführende Tests konkret festgelegt werden – auch im Fall einer Virusvariante.“
Über die Quarantäneregeln zieht der Stab gut drei Wochen nach Wiederaufnahme des Schulbetriebs in seiner Sitzung am 16. März Bilanz. Bis dann, hofft der Verwaltungsstab, haben Bund und Land hoffentlich für Klarheit über die von ihnen geplanten Schnelltests für Schulen und Kitas gesorgt. Sobald feststeht, welche Rolle die Kommunen dabei einnehmen sollen, wird Offenbach alles beitragen, was erwartet wird.
Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke zum Grund für die Anpassungen: „Unser Anspruch war vom ersten Tag an, alle vorhandenen Erkenntnisse für unsere Entscheidungen hier vor Ort zu nutzen. Wir begrüßen es sehr, dass die Kinder wieder in die Schule und die Kita können. Gleichzeitig wissen wir, dass sich die britische Virusvariante gerade in Offenbach ausbreitet. Und auch wenn über die Wirkung der Variante bisher wenig bekannt ist, steht eines bereits fest: sie ist wesentlich ansteckender als der ursprüngliche Virus. Deshalb sind wir für vorerst einen kurzen Zeitraum von drei Wochen mit unserer Quarantänestrategie vorsichtig. Auch wenn das mehr Quarantäne bedeutet, halten wir diese Strategie zumindest für diese kurze Zeit für richtig: Wir wollen das Risiko für die Kinder in den geöffneten Schulen und Kitas so gering wie möglich halten. Wir beobachten die Situation sehr präzise, sammeln Erkenntnisse und passen die Strategie dann umgehend wieder an das gesammelte Wissen an, so wie es unser Anspruch ist. Dabei beschreiten wir keinen Offenbacher Sonderweg, sondern haben über den Tellerrand geschaut und unser Vorgehen an Rheinland-Pfalz angelehnt.“
Anpassungen im Detail
Gesundheits- und Kitadezernentin Sabine Groß und Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß stellen die Anpassungen im Detail vor: „Nach Meldung eines positiven Testergebnisses eines Kindes (Indexperson) werden das Kind und enge Kontaktpersonen (wie Familie) für 14 Tage in Quarantäne gestellt. Die gesamte Unterrichts- oder Betreuungsgruppe des Kindes wird ebenfalls, allerdings für 9 Tage, unter Quarantäne gestellt. Dazu gehören auch Erzieherinnen und Erzieher, beziehungsweise Lehrerinnen und Lehrer nach Rücksprache. Für das positiv getestete Kind (Indexperson) wird nach dem ersten Testergebnis zusätzlich ein Varianten-PCR-Test aus dem Labor angefordert. Sollte dieser PCR-Varianten-Test den Nachweis einer Mutation liefern, wird aus der 14-tägigen Quarantäne eine Quarantäne von 21 Tagen, da Virusvarianten länger ansteckend sein können. Die Verlängerung auf 21 Tage gilt auch für enge Kontaktpersonen wie Familienangehörige aus dem Hausstand. Für alle, die sich daheim befinden, wird am 7. Tag der Quarantäne ein PCR-Test erfolgen. Es wird auch getestet, ob eine Virusvariante vorliegt. Ist das Testergebnis negativ, wird die Quarantäne am 14., beziehungsweise am 9. Tag beendet. Liegt eine Mutation vor, wird die Quarantäne entsprechend verlängert.“
Groß erläutert auch nochmal die Hintergründe zum weiteren Vorgehen in Schulen und Kitas: „Durch die Ausweitung der Quarantäne auf einen größeren Kontaktpersonen-Kreis und die zeitliche Festlegung ist es möglich, dass weitere Übertragungen in Klassen und Gruppen festgestellt und gleichzeitig die Inkubationszeiten erfasst werden können. Das sind wichtige Informationen, die uns insbesondere bei den Virusvarianten noch fehlen.“
Auch Weiß bekräftigt das Nachjustieren: „Es wurde gemeinsam beraten und unsere Test- und Quarantänestrategie in Schulen und Kitas angepasst, weil sich hier Viruseinträge sehr schnell unter vielen Menschen verbreiten könnten. Bisher war das nicht der Fall, die Schulen zeigten sich in unseren Tests nicht als auffallende Orte des Infektionsgeschehens. Aber wir wollen wegen der neuen Varianten vorsichtig vorgehen. Die konkrete Festlegung der Quarantänetage und die vorgesehenen Tests helfen uns, Zeit für den eindeutigen Nachweis von Virusvarianten zu gewinnen. In der Zeit der Quarantäne kann sich das Virus nicht weiterverbreiten und wir haben die Chance, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Falls sich die Maßnahme als zu vorsichtig herausstellt, passen wir sie kurzfristig wieder an.“ (pm) +++