Wie ein Mini-Defibrillator Leben retten kann

Montag, 28.06.2021
von Adrian Böhm
- FULDA/ DÄNEMARK – Klein und unscheinbar ist er, der ICD (Implantable Cardioverter Defibrillator). Doch das kleine Gerät ist ein echter Lebensretter, es sagt dem plötzlichen Herztod den Kampf an.
Auch der in den vergangenen Wochen durch seinen Zusammenbruch zu großer Bekanntheit gekommene dänische Fußballprofi Christian Eriksen hat inzwischen einen ICD eingesetzt bekommen. Der implantierte Defibrillator könnte ihm ermöglichen, weiter als Profifußballer spielen zu können. Auch der deutschen Stabhochspringerin Katharina Bauer ermöglicht ein solches Gerät die Fortsetzung ihrer Karriere.
Nach seinem Zusammenbruch im Stadion mussten die Ärztinnen und Sanitäter mit einer Herzdruckmassage den Kreislauf des Fußballers aufrechterhalten. Mit einem Defibrillator, dessen Elektroden von außen auf die Brust des Patienten geklebt werden, konnte man ein Kammerflimmern feststellen. Dieses Flimmern konnte mit einem einzigen Elektroschock durchbrochen und Eriksens Leben gerettet werden. Nun soll ein ICD die Überwachungsfunktion des Herzrhythmus übernehmen und bei erneutem Kammerflimmern selbstständig einen Schock auslösen.
Wie implantierte Defibrillatoren Leben retten
KINZIG.NEWS hat mit Dr. Joachim Krug, dem Leitenden Abteilungsarzt der Elektrophysiologie der Medizinische Klinik I am Klinikum Fulda gesprochen. Der Kardiologe und Experte auf dem Gebiet der Herzrhythmusstörungen gibt einen Einblick in die Welt der kleinen Lebensretter. "ICD steht für Implantable Cardioverter Defibrillator, ein Gerät, das wie ein Herzschrittmacher implantiert wird. Ein ICD erkennt lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern oder –flattern" erklärt Krug.
Erkennt das Gerät eine solche Rhythmusstörung, könne es durch eine sog. Überstimulation oder einen "Elektroschock" die lebensbedrohliche Situation beenden. "Ein ICD besteht wie ein Schrittmacher aus einem Aggregat und Elektroden, also "Kabeln", die den ICD über die Venen mit dem Herzen verbinden. Darüber hinaus gibt es sog. Subkutane (unter der Haut platzierte) Systeme, die den Vorteil bieten, dass keine Elektroden im Herzen platziert werden müssen" so der Herzspezialist. ICD kommen entweder für Patienten in Frage, die bereits einen plötzlichen Herztod überlebt haben oder aber ein hohes Risiko für spezielle Herzrhythmusstörungen oder einen plötzlichen Herztod haben. Das sind Patienten mit einer ausgeprägten Herzschwäche oder mit angeborenen strukturellen oder elektrischen Erkrankungen des Herzens. Diese Erkrankungen sind oft genetisch bedingt und erfordern zum Teil eine spezielle Diagnostik. Sie können auch familiär gehäuft auftreten.
Unterschiede zur Herzschrittmacher-OP
Mit der Implantation, also mit dem Einsetzen der Geräte hat man in der Kardiologie des Klinikums Fulda große Erfahrung. "Letztlich unterscheidet sich eine ICD-Implantation nicht wesentlich von einer Herz-Schrittmacher-Implantation. Das Gerät wird unter die Haut oder den Brustmuskel gesetzt. Der Eingriff erfolgt in der Regel unter einer lokalen Betäubung oder wird seltener in Narkose durchgeführt" erklärt Dr. Krug. Die subkutane Variante werde links seitlich am Brustkorb implantiert und komme vor allem für jüngere aktive Menschen in Frage.
Fest steht: Nur durch das schnelle und besonnene Eingreifen des Notfallteams hat Eriksen das Leben retten können. Nun haben Medizinerinnen die Möglichkeit, dem Fußballprofi eine Fortführung seiner Karriere zu ermöglichen.
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