Das sind seine Aufgaben

Jens Helbing sorgt für den guten Ton im Hessischen Landtag

Jens Helbing vor der Regiekabine - Fotos: Hessischer Landtag


Mittwoch, 18.08.2021

WIESBADEN - Der Hessische Landtag galt einst als das härteste Parlament Deutschlands und war für seinen rauen Ton und schlagkräftige Debatten bekannt. Doch das hat sich geändert, seit Jens Helbing seinen Dienst im Landtag angetreten hat: Der Medien- und Veranstaltungstechniker sorgt seit mehr als zehn Jahren für den guten Ton, nicht nur in den Plenardebatten, sondern auch bei Veranstaltungen.

Begleiten wir Helbing einen Tag. Es ist Dienstagvormittag, ein Plenartag, und in Kürze tagen die Landtagsfraktionen im hessischen Parlament. Helbing, ein drahtiger Mann, der Elektriker gelernt hat, kontrolliert gerade die Konferenzanlage im größten Sitzungsraum, in dem die Abgeordneten der CDU zusammenkommen werden. „Test 1, 2, 3“ – die Mikrofone reagieren auf Knopfdruck. Und in den Sitzungssälen der insgesamt sechs Fraktionen funktioniert die Technik ebenfalls.

In den Sitzungssälen, aber auch in den Büros der Abgeordneten, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auf allen Fluren gibt es Lautsprecher, die die Plenarsitzung live übertragen. Damit ist sichergestellt, dass die Worte von Landtagspräsident Boris Rhein (CDU), der die Sitzung leitet, und die Reden der Abgeordneten überall im Haus zu hören sind. So kann auch niemand den Aufruf zu einer namentlichen Abstimmung verpassen, bei der jede Stimme zählt. Helbing prüft, ob alle Lautsprecher funktionieren. Das muss sicher sein, weil über die Lautsprecher in den Büros auch Notfalldurchsagen gemacht werden.

Inzwischen ist es Mittag. Es dauert nicht mehr lange bis zum Beginn der Plenarsitzung um 14 Uhr. In dem mit modernster Technik ausgestatteten Plenarsaal gibt es noch einiges zu tun. Die hochempfindlichen Mikrofone auf den Sitzplätzen der Abgeordneten und auf der Regierungsbank hat Helbing schon am Vortag kontrolliert. An den rund 150 Geräten wird „gerne mal rumgespielt“, wie der Familienvater sagt. Da kann sich leicht etwas verstellen und muss dann wieder in Ordnung gebracht werden. Jetzt werden noch die Klimaanlage und die Beleuchtung angeschaltet. Dann schlüpft Helbing in den kleinen Regieraum an der Rückseite des Plenarsaals.

das Touchpad, mit dem die Technik im Plenarsaal gesteuert wird

das Touchpad, mit dem die Technik im Plenarsaal gesteuert wird

Jens Helbing hat alles im Blick

Auf drei Bildschirmen hat der Techniker alles im Blick. Er kann auf zwei sogenannte Presets zurückgreifen, also auf Voreinstellungen. Bei der einen Einstellung wird der Ton aus dem Plenarsaal über die Lautsprecher in das gesamte Haus übertragen, bei der anderen bleibt der Ton im Saal.

Ein Bildschirm zeigt eine schematisierte Sitzordnung des Saals. Dort sieht Helbing sofort, wenn ein Mikrofon nicht richtig funktioniert. Es kann immer nur ein Mikrofon aktiv sein, das ist dann grün markiert. Leuchtet es an zwei Stellen gleichzeitig, markiert ein Kreuz die fehlerhafte Stelle, und der Techniker muss nachsehen, was da nicht in Ordnung ist. Und zwar möglichst, ohne die laufende Sitzung zu stören. Für einen reibungslosen Ablauf der Plenarsitzung wird die Tonanlage zweimal im Jahr gewartet. Um ganz sicher zu gehen, ist die gesamte Technik außerdem doppelt vorhanden. Das heißt, wenn doch einmal ein Gerät ausfällt, kann es schnell gegen ein neues ausgetauscht werden.

Kurz vor Beginn der Plenarsitzung aktiviert der Medientechniker dann den Livestream und schaltet die Videoaufzeichnung ein. Damit kann jeder die Sitzung über die Landtagshomepage (https://hessischer-landtag.de) verfolgen. Später sind die bearbeiteten Videos der Redebeiträge auch auf dem Youtube-Kanal des Parlaments abrufbar.

Veranstaltungen gibt es zurzeit kaum, deshalb drängen sich auch keine Besucher durch die Flure. Das erleichtert die Arbeit, lässt es aber an Abwechslung fehlen. So stellen Veranstaltungen in der Ausstellungshalle den Techniker in normalen Zeiten immer wieder vor große Aufgaben. Denn die Ausstellungshalle befindet sich im Erdgeschoss des Plenargebäudes, zwischen Garderobe und Medienraum, in dem die Besucherinnen und Besucher einen Vortrag über die Arbeits- und Funktionsweise des Parlaments hören können. Die Halle ist aber nach oben offen bis hin zur Lobby im ersten Stock vor dem Plenarsaal. Deshalb muss Helbing die mobile Beschallungsanlage ganz genau einstellen, damit im Erdgeschoss zum einen der Vortragsredner gut zu hören ist, zum anderen aber nicht die Abgeordneten oben im Gespräch gestört werden.

Es wird Abend, die Plenarsitzung geht in die Schlussrunde. Medientechniker Helbing hat Stunden im Regieraum verbracht, das Geschehen im Plenarsaal und auf den Bildschirmen immer im Blick. Dabei achtet er nicht nur auf Tonqualität und Lautstärke, er hört auch gerne zu, was die Abgeordneten sagen.

Der Landtagspräsident schließt die Sitzung, die Abgeordneten verlassen den Saal und Helbing schaltet das Licht aus. Der Techniker mag seinen Job, auch wenn es hin und wieder später wird. Denn er weiß, dass er gebraucht wird. Helbing sagt: „Das ist mein Beitrag für ein besseres Politikverständnis.“ (pm)

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