Nach mildem Corona-Verlauf: Wann man sich beim Hausarzt vorstellen sollte

Mittwoch, 12.01.2022
DEUTSCHLAND - In Deutschland haben sich seit Beginn der Pandemie mehr als 6,5 Millionen Menschen nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Auch wenn Covid-19 eine ernstzunehmende Erkrankung ist, die gerade bei Risikogruppen schwere Verläufe verursachen kann, haben glücklicherweise die meisten Infizierten einen milden Verlauf. Durch eine Vielzahl an Erkrankten war jedoch das Gesundheitssystem in Deutschland mehrfach unter Druck und Intensivstationen kamen immer wieder an die Grenzen der Belastbarkeit.
Forschende des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf haben nun im European Heart Journal eine Studie veröffentlicht, in der die Folgen einer Coronainfektion mit mildem Verlauf untersucht werden. 443 Menschen zwischen 45 und 74 Jahren, die nachweislich an Covid-19 erkrankt waren, jedoch zumeist nicht in ein Krankenhaus mussten, wurden in die Hamburger Studie eingeschlossen. Lediglich 31 Patienten waren wegen der Infektion letztendlich in einem Krankenhaus gewesen. Die Untersuchung erfolgte im Schnitt 9,6 Monate nach der Infektion. Die Daten wurden mit 1.328 gesunden Menschen in gleichem Alter verglichen.
Keine Nebenwirkungen bei Hirnfunktion
Genesene hatten ein reduziertes Lungenvolumen um bis zu drei Prozent. Außerdem hatten von Covid-19 Genese eine leicht eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens um ein bis zwei Prozent. Auch die Nierenfunktion wurde durch die Infektion mit dem Corona-Virus um etwa zwei Prozent eingeschränkt. Bei Tests der Hirnfunktion konnte man keinen Unterschied zwischen genesenen und gesunden Menschen feststellen. Auch wenn sie nach ihrer Lebensqualität befragt wurden, fand sich kein nennenswerter Unterschied. Bei ehemaligen Coronainfizierten fanden sich zwei bis dreimal häufiger Zeichen einer Beinvenenthrombose, also einem Blutgerinnsel in den Beinvenen.
"Die umfassenden Datensätze
inklusive der Magnetresonanz-Tomographie des Herzens und des Gehirns -
sowohl bei SARS-CoV-2-Betroffenen wie auch in der Kontrollgruppe -
erlaubte eine organübergreifende Analyse. Die Erkenntnis, dass selbst
ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser
Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick
auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen
Symptomen einherzugehen scheint", fasst Prof. Dr. Raphael Twerenbold die
Daten zusammen.
Herz- und Nierenfunktion kontrollieren
Die Forscher werten die Einschränkungen als messbar, aber geringfügig. Dies erklärt auch, warum die Betroffenen sich nicht schlechter fühlen, auch wenn eine Abnahme der Organfunktionen messbar ist. Was diese Einschränkungen in der Zukunft bedeuten werden, ist aktuell noch unklar und bedarf weiterer Untersuchungen.
Was aber schon jetzt aus der
Studie abgeleitet werden kann, ist: Wer an Covid-19 erkrankt ist, sollte
sich die Herz- und Nierenfunktion kontrollieren lassen. Die Hamburger
Forscher schlagen hier ein systematisches Vorgehen nach sechs bis neun
Monaten vor. Hat man schon früher Probleme, sollte man direkt ärztliche
Hilfe in Anspruch nehmen. Ziel sei es bei diesen Gesundheitschecks
nicht, minimale Veränderungen der Organfunktion festzustellen, sondern
die Patienten zu entdecken, die trotz einer leichten Infektion eine
größere Einschränkung der Organleistung davontragen. (ab)
Hier der Link zur Studie:https://academic.oup.com/eurheartj/advance article/doi/10.1093/eurheartj/ehab914/6499078.