Keinen Nachfolger gefunden

Jetzt übernimmt die Stadt das Traditionshaus Brachmann

Die städtische BauProjekt GmbH wird die Immobilie von Spielwaren Brachmann übernehmen und den Laden an die Hanau Marketing GmbH (HMG) vermieten. - Fotos: Stadt Hanau


Donnerstag, 10.02.2022

HANAU - Die Stadt Hanau will die erfolgserprobten Instrumente ihres Stadtentwicklungsprogramms "Hanau aufLADEN" anwenden, um das ansonsten drohende Aus für das Traditionsgeschäft Spielwaren Brachmann zu verhindern. Hintergrund ist, dass die Inhaber keinen Nachfolger finden konnten und die Immobilie zum Verkauf anbieten wollten. 

Für das Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Rosen-/Salzstraße sollen Leerstand und ungewollte Nutzung abgewendet, eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Stadt eingeleitet, die Kündigung der betroffenen Mitarbeiter vermieden und eine Tradition fortgeführt werden, kündigt Oberbürgermeister Claus Kaminsky an. Es ist geplant, den Gebäudekomplex über die städtische BauProjekt GmbH zu erwerben und das seit 176 Jahren bestehende Geschäft samt Personal und Waren durch die Hanau Marketing GmbH (HMG) zu übernehmen, um es von ihr mit einem neuen Konzept weiter zu betreiben. Die Stadtverordnetenversammlung muss der dafür erforderlichen Bürgschaft zum Immobilienerwerb durch die BauProjekt noch zustimmen, der Magistrat hat bereits zugestimmt.

"Wir stehen in besonderer Verantwortung"

Spielwaren-Brachmann an der Ecke Rosen-/Salzstraße blickt auf eine über 175-jährige Geschichte zurück.

Spielwaren-Brachmann an der Ecke Rosen-/Salzstraße blickt auf eine über 175-jährige Geschichte zurück.

"Wir stehen in besonderer Verantwortung, nicht nur eine zukunftsfähige Innenstadt für morgen zu gestalten, sondern auch dafür, Spekulantentum abzuwenden", betont Kaminsky, der die Mechanismen des Stadtentwicklungsprogramms "Hanau aufLADEN" auch in diesem Fall "bestens und rechtzeitig greifen" sieht. Dabei gehe es auch darum, ein Stück "Hanauer Kulturgut" mit dem über 175 Jahre bestehenden Spielwarenladen an dieser prominenten Lage in der Innenstadt zu erhalten, sagt der Oberbürgermeister. "Nahezu jedes Kind und jeder Erwachsene in Hanau kennt dieses Traditionsgeschäft, das genauso wie das Hessische Puppenmuseum mit der Stadt verwachsen ist, und das dort aufgrund seiner langen Geschichte ganze Vitrinen mit kulturhistorischen Spielzeugen füllen könnte."

Ausgelöst durch die Vorkaufsrechtssatzung, einem wesentlichen Instrument des Stadtentwicklungsprogramms, das die Stadt Hanau Ende 2019 erlassen hat, war der Immobilieneigentümer proaktiv in Verhandlungen mit der Stadt eingetreten. "Ein großartiges Beispiel, welche Wirkungen das Vorkaufsrecht hat, schon bevor es überhaupt ausgeübt wird. Unser Ziel war und ist es, über dieses Instrument frühzeitig in den Dialog mit Verkäufern und Käufern zu kommen, um gemeinsam Zukunftsideen zu finden. Das hat bei der Immobilie Brachmann ganz herausragend funktioniert", sagt Kaminsky, der der Familie Lülow für "die vorbildliche Vorgehensweise im Sinne der Entwicklung unserer Innenstadt" dankt.

Kaminsky: "Damit beweist Edgar Lülow einmal mehr, dass ihm Hanau und die Innenstadt sehr am Herzen liegen – eine Eigenschaft, die ihn schon als Vorsitzender der einstigen Citywerbung, Initiator des Hanau Marketing Vereins und als langjähriger Sprecher des Einzelhandelsverbands ausgezeichnet hat."

Mit dem bundesweit beachteten und prämierten Stadtentwicklungsprogramm "Hanau aufLADEN" steuert Hanau angesichts wachsender Probleme für den stationären Einzelhandel allgemeinen Trading-down-Effekten entgegen. Neben der zunehmenden Konkurrenz durch große Online-Anbieter gibt es für viele inhabergeführte Geschäfte das zusätzliche Problem, keine Nachfolger zu finden. Wenn sie ausbleiben, droht den betroffenen Lagen Leerstand oder angesichts steigender Immobilienpreise eine Nachnutzung, die nicht im Sinne einer lebendigen und nachhaltigen Einkaufsstadt sind.

Durch Anmietung oder Kauf entsprechender Einzelhandelsimmobilien seitens der Stadt soll im Rahmen des umfassenden Programms ein insgesamt attraktiver Mix aus inhabergeführtem Handel und Filialisten, aus Gastronomie, kulturellen Veranstaltungen, Märkten und neuen Konzepten wie Pop-up-Läden geschaffen beziehungsweise erhalten werden.

Marina und Edgar Lülow, Geschäftsführer und Inhaber der Heinrich Brachmann GmbH, werden den Spielzeugladen noch bis Ende Juni betreiben. Geplant ist, dass die Hanau Marketing GmbH die Namensrechte und damit die Firmierung Spielwaren Brachmann übernimmt, ab 1. Juli das 300 Quadratmeter große Ladengeschäft bei der städtischen Baupro GmbH anmietet und unter neuem Konzept weiter betreibt. Dafür wird die HMG einen Storemanager einsetzen und auch Personal der Heinrich Brachmann GmbH übernehmen. (pm/ts)

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 833 712
    E-Mail: redaktion@kinzig.news
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 833 711
    E-Mail: vertrieb@kinzig.news
    Kinzig.Termine