MAIN-KINZIG-KREIS

Seminarteilnehmer entdecken Weinhähnchen im Steinbruch Altenmittlau

Mediterraner Neuankömmling unter den Heuschrecken im Kreis: das Weinhähnchen - Foto: Inga Hundertmark


Samstag, 07.09.2019
von Gelnhäuser Neue Zeitung

MAIN-KINZIG-KREIS - Bei der Heuschrecken-Fortbildung der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und der Naturschutzakademie Hessen (NAH) ist eine Population des Weinhähnchens in Altenmittlau bestätigt worden. Das vielen Urlaubern vertraute typische Mittelmeer-Grillenzirpen ist nun auch zwischen Hanau und Gelnhausen zu hören.

Das Weinhähnchen ist der einzige Vertreter der Blütengrillen. Schwerpunktmäßig besiedelt das Weinhähnchen Südeuropa, im Osten reicht die Verbreitung bis nach Westasien. Ende der 70er Jahre war das Weinhähnchen in Hessen nur auf den äußersten Süden, auf den Rheinverlauf zwischen dem Hessischen Ried und dem Mittelrheintal sowie auf die Bergstraße beschränkt. Seither hat es sein Areal infolge des Klimawandels aufsehenerregend ausgeweitet. Schon Ende der 90er Jahre war das gesamte Rhein-Main-Gebiet bis knapp nördlich des Mains besiedelt. Mittlerweile gehört auch Mittelhessen von Limburg bis an den Rand des Vogelsbergs zum Verbreitungsgebiet dieser ursprünglich mediterranen Art. Dabei besiedelt sie längst nicht mehr nur Weinbergslagen und Sandmagerrasen, sondern zum Beispiel in Darmstadt und Frankfurt regelmäßig auch niedrige Hecken an Parkplatzanlagen in Industriegebieten und sogar Verkehrsinseln.

Im Main-Kinzig-Kreis erfolgte bereits bei Erfassungen der Vierpunktigen Sichelschrecke 2018 im Bereich Hanau der Nachweis des Weinhähnchens. Nun gelang den etwa 20 Seminarteilnehmern der Erstnachweis für den Altkreis Gelnhausen. Neben dem Weinhähnchen wurden sieben weitere Heuschreckenarten im ehemaligen Steinbruch in Altenmittlau nachgewiesen. Auf dem Gelände wurde ehemals von vier Kalkwerken Dolomitgestein abgebaut und zu Kalk gebrannt. Mittlerweile ist der Steinbruch größtenteils verfüllt, und es bestehen Pläne, diesen, trotz der Anwesenheit zahlreicher sogenannter Rote-Liste-Arten, komplett zu verfüllen und das einzigartige Habitat von internationaler Bekanntheit endgültig zu zerstören. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Weinhähnchen bereits weitere Teile des Main-Kinzig-Kreises besiedelt hat. In warmen Sommernächten mit Schwerpunkt im August bis Mitte September ist der Gesang des Weinhähnchens besonders gut zu hören.

Das Netzwerk Heuschrecken der HGON erfasst landesweit die Heuschreckenbestände, um auf Grundlage der Daten eine neue Rote Liste der Heuschrecken Hessens sowie einen Verbreitungsatlas zu veröffentlichen. Dabei sind auch die Arealausbreitungen von „Klimagewinnern“ wie dem Weinhähnchen oder der Gottesanbeterin von großem Interesse. Die HGON bittet darum, Nachweise des Weinhähnchens, aber auch anderer Heuschreckenarten sowie der Gottesanbeterin per E-Mail an info@hgon.de zu melden. +++