222 Tage Bundestag: Die Meilensteine des Lennard Oehl (SPD)

Sonntag, 05.06.2022
von TobiTheBayer
HANAU / BERLIN - Keine 16 Quadratmeter ist Lennard Oehls Wahlkreisbüro am Hanauer Freiheitsplatz groß. Manchmal sitzen sie zu dritt in diesem Büro: Lennard Oehl, der SPD-MdB aus dem westlichen MKK, Jan Lukas, sein Büroleiter und Ronaldo de Sousa Cunha, sein Sachbearbeiter. Dieses kleine, schlichte Büro passt zum Nidderauer Lennard Oehl und seinem bescheiden-zurückhaltenden Auftreten.
KINZIG.NEWS trifft Oehl an einem heißen Nachmittag in seinem Büro im 5. Stock der Parteizentrale der Main-Kinzig-SPD. Klimaanlage gibt es keine, dafür surrende Ventilatoren und einen traumhaften Ausblick auf die alte Johanneskirche. Mitten im Geschehen ist Oehl hier. Sein Zimmernachbar: Niemand geringeres als Hessens SPD-General Christoph Degen.
80 Stunden-Wochen in Berlin
Seit mehr als 222 Tagen ist Oehl mittlerweile Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Während der Sitzungswochen in Berlin arbeitet der U30-MdB "zwischen 60 und 70 Stunden". Oehl: „Wahnsinn, was in der Zeit alles passiert ist."
Nach der konstituierten Sitzung im Bundestag ging es weiter mit einer erneuten Corona-Welle samt Lockdown, Ausschusswahl („Habe meinen Wunsch des Finanzausschusses ermöglicht bekommen"), Abstimmung über die Impfpflicht ("Nach langer Abwägung und anfänglicher Skepsis für JA gestimmt"), erster Rede im Deutschen Bundestag („Als Hanaus direktgewählter MdB zum 2. Jahrestag des Hanauer Attentats vom 19. Februar. Ich war aufgeregt, aber zufrieden mit dem Ergebnis") und schließlich dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine („Lieferungen von schweren Waffen an die Ukraine sind richtig, auch wenn mich viele Bürger ansprechen und sich mehr Zurückhaltung Deutschlands wünschen"). Derweil schenke man Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder „zu viel Beachtung, er hat keine bedeutende Rolle mehr."
Dutzende Anfragen, keine Wohnung
Auch abseits der inhaltlichen Arbeit hat sich viel getan. Zwischenzeitlich hat Oehl eine Wohnung in Berlin gesucht ("Über Immobilien-Portale trotz dutzender Bewerbungen nichts bekommen"), gefunden ("Glück dank privatem Kontakt") und eingerichtet ("Habe mir mittlerweile alles doppelt gekauft: Mantel, Schuhe, Gürtel"). Dazu hat Oehl das Büro von Wahlkreis-Vorgänger-MdB Sascha Raabe (SPD) am Hanauer Freiheitsplatz übernommen ("Haben einiges neu eingerichtet") und in Berlin nach provosorischem Büro im März endlich das finale Büro im neuen Modulbau "Luisenblock" bezogen ("Tolles Gefühl").
Wenn Oehl nicht in Berlin, sondern in seinem Wahlkreis ist, ist es ihm wichtig viele Veranstaltungen zu besuchen. So erkenne er am besten wo er unsere Region unterstützen, den Menschen bei ihren Problemen helfen kann. Der direkte und intensive Kontakt zu seinen Mitbürgern sei ihm wichtig. Oehl sei „Sprachrohr" und „Lobbyist" für die Menschen in seinem Wahlkreis. Facebook, Instagram und Co. sieht er dabei als großen Gewinn für dieses Vorhaben: „Ich kann transparent und ohne Umwege direkt aus dem Bundestag und über meine Arbeit berichten.“
Bund soll Brüder-Grimm-Festspiele fördern
Demnächst möchte sich Oehl etwa für eine Bundes-Förderung der Brüder-Grimm-Festspiele in Hanau stark machen. Oehl: „Es kann doch nicht sein, dass Bad Hersfeld Fördergelder bekommt, aber Hanau nicht."
Ein besonderes Anliegen ist Oehl auch der Austausch mit Schülern. Bei einem kürzlichen Schulbesuch der Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau habe er sich über die direkten, unverblümten Fragen der Schüler gefreut. Überrascht war Oehl "wie viel Gedanken sich die Schüler über das politische Geschehen machen." In seiner Generation (nur zehn Jahre älter), sei das zu Schulzeiten noch ganz anders gewesen.
Hintergrund
KINZIG.NEWS begleitet Lennard Oehl seit fast einem Jahr regelmäßig. Damals wurde bekannt, dass Oehl für die SPD im Wahlkreis Hanau bei der Bundestagswahl 2021 um das Direktmandat kämpft. Er galt als Außenseiter und hat sich völlig überraschend gegen die prominente CDU-Kandidatin Katja Leikert durchgesetzt, die vier Jahre zuvor direkt gewählt wurde.