Der Stadtpfarrer bei KN

Impuls von Stefan Buß: Der verlorene Sohn – der barmherzige Vater

Stadtpfarrer aus Fulda - Stefan Buß - Foto: KN/Hendrik Urbin


Samstag, 21.01.2023
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - In vielen seiner lebensnahen biblischen Erzählungen verkündet uns Jesus durch einen Vergleich der Verhaltensweisen der Menschen mit dem Handeln Gottes und bezeugt die Barmherzigkeit Gottes. So eine geniale Geschichte ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk.15, 11- 32). Oder doch besser gesagt: das Gleichnis vom barmherzigen Vater. 

Ein Sohn will das elterliche Haus verlassen, verlangt die Auszahlung seines Erbes und bringt binnen kürzester Zeit dieses Erbe durch. Da merkt er, am untersten Ende der Nahrungskette angekommen, wie falsch seine Entscheidung war. Er will umkehren, geht zum Vater zurück, hofft wenigstens auf ein bisschen Barmherzigkeit. Der Vater indes wartet bereits auf den Sohn, er rennt ihm entgegen und verzeiht ihm, noch bevor der Sohn sich entschuldigen kann. Deswegen ist es das Gleichnis vom barmherzigen Vater: Jesus beschreibt in dieser Erzählung die Barmherzigkeit Gottes. Gleichzeitig beleuchtet er in den wenigen Versen auch die Situation jedes Menschen: 

Jeder Mensch macht Fehler, schlägt falsche Wege ein, braucht jemanden, der verzeiht, ihn umarmt und wieder in die Gemeinschaft aufnimmt. Auch davon berichtet das Gleichnis. Aber da ist noch eine dritte Person, die allzu oft untergeht: Der zweite Sohn dieses Vaters, der alles richtig gemacht hat. Dieser Sohn war geblieben, hatte immer fleißig im väterlichen Betrieb gearbeitet, sein Erbe nicht in fremden Landen mit zweifelhaftem Vergnügen durchgebracht. Er kann sich nicht so recht über die Haltung seines Vaters freuen. 

Er war treu an seiner Seite und das wird nicht einmal richtig gewürdigt. Damit wird das Gleichnis nicht nur zum Bild des barmherzigen Vaters, sondern auch zur Anfrage an den Christen: Wie gehen Menschen damit um, wenn die Barmherzigkeit andere trifft? Das Gleichnis vom barmherzigen Vater ist eine radikale Anfrage an jeden Christen: Wie geht man mit diesem Gott um, der immer - und davon spricht die ganze heilige Schrift von der ersten Zeile bist zum letzten Punkt - auf der Seite der Schwachen steht, der Heimatlosen, der Vertriebenen, der Sünder und Unreinen, der Ausgeschlossenen und Aussätzigen? Übertragen wir das in unsere Welt. Wer ist damit heute gemeint? Und wie gehen Menschen damit um, dass Gott bei diesen Menschen zuerst sein will? Wie würden wir reagieren, wenn das Mastkalb nicht unseretwegen geschlachtet wird, sondern um des verlorenen Bruders willen? 

Jedenfalls eine Geschichte, die einiges in mir anrührt. In einem Lied des Pallottinerpaters Heinz Perne (8.11.1930 – 17.1.2008), dass auch unsere Erstkommunionkinder sehr gerne mögen, wird das ganze anschaulich auf den Punkt gebracht.
„Ja, ich will wieder heim und zu meinem Vater gehen!“

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