Besoffener auf der Strecke

PAPPERT PLAPPERT: Zugfahrt mit 4 Stunden Verspätung - die Bahn war nicht Schuld

K.N-Kolumnist Moritz Pappert - Foto: Marius Auth


Montag, 10.07.2023
von MORITZ PAPPERT

MAIN-KINZIG-KREIS - Eigentlich sollte diese Kolumne übers Bahnfahren handeln. Das tut sie zwar auch, aber mit einem anderen Thema. Ich wollte eigentlich darüber schreiben, wie nervig es sein kann, neben jemandem in der Bahn zu sitzen, der lautstark telefoniert und sich offenbar sehr gerne selbst reden hört. Aber es gibt noch etwas deutlich Nervigeres, musste ich während der Fahrt feststellen. Verspätungen. Und zwar solche, für die die Bahn selbst gar nichts kann.

Das Hessenfest ist ein jährliches Highlight im Terminkalender der hessischen Politik und Wirtschaft. Nicht zuletzt wegen des guten Weins und dem reichhaltigen Essen. Aber auch zum Netzwerken bietet sich das Fest super an. Alles Gründe, für mich nach Berlin zu fahren.

Doch die Fahrt war beschwerlich. Erst der nervige Fahrgast neben mir und dann drei unterschiedliche (und teilweise skurrile) Gründe für Verspätungen. Den Anfang machte ein Polizeieinsatz im Zug vor uns. Die Strecke war gesperrt. Auch die Folgezüge mussten warten. Dann, nach einer Stunde Stillstand, ging es weiter. Zwischen Lutherstadt Wittenberg und Berlin dann wieder Stillstand. Ein Personenunfall auf der Strecke – Klassiker.

Ein besoffener Mann auf der Strecke

Dann ging es wieder zurück Richtung Wittenberg. In Bitterfeld musste das Zugpersonal auf die andere Seite des Zuges wechseln, da es jetzt in der anderen Richtung über eine Umleitung durch die Wälder Brandenburgs weiter ging. Auch hier wieder ein Stopp von einer Stunde. Mittlerweile sind es schon rund 2 Stunden Verspätung.

Alle im Zug dachten, das Gröbste wäre überstanden. Aber weit gefehlt. Kurz vor Potsdam wieder Stillstand. Ein betrunkener Mann auf der Strecke. Als plötzlich ein Fahrgast ruft: „Da ist er ja“, sieht man, wer uns den Stillstand eingebrockt hat. Ein halbnackter und schwankender Mann mit einem Bier in der Hand läuft direkt neben den Gleisen am ICE vorbei. Die Bundespolizei muss eingreifen. Und zu allem Überfluss muss dann auch noch das Bordrestaurant schließen, weil das Personal Feierabend hatte – Stichwort „Arbeitszeitenüberschreitung.“

Dann geht es endlich weiter und ich komme mit fast 4! Stunden Verspätung in Berlin an. Bei dieser langen Fahrtzeit fahre ich das nächste Mal lieber direkt nach Sylt. Aber hier sieht man gut, dass die Bahn nichts für die Verspätung konnte. Glücklicherweise nahmen es alle mit Humor, auch das Bahnpersonal. Das machte das ganze auch deutlich angenehmer.

Jeden Sonntag schreibt KINZIG.NEWS-Reporter Moritz Pappert in dieser Kolumne über Themen, die ihn in der vergangenen Woche bewegt haben. Immer mit einem Augenzwinkern und immer extrem subjektiv. Ein Pappert plappert halt einfach drauf los. Autogrammwünsche bitte per E-Mail an [email protected]

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