Lernen und Feiern in der Natur

60 Jahre Freizeitgelände Schulwald Weichersbach: Tausende Bäume gepflanzt

Das Freizeitgelände Schulwald Weichersbach gibt es seit 60 Jahren. - Fotos: Walter Dörr


Dienstag, 19.09.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Das Freizeitgelände Schulwald Weichersbach gibt es seit 60 Jahren. Ein Grund für den Ortsbeirat des Sinntaler Ortsteils, die Bürger zum Feiern einzuladen. Ortsvorsteher Alfred Appel freute sich, dass so viele gekommen waren.

Der Ortsbeirat habe schon beim 40-Jährigen und 50-Jährigen ein Schulwaldfest begleitet. Und jetzt stehe das 60-Jährige an. Er wünschte einen schönen Tag. Der stellvertretende Ortsvorsteher Frank Dörpfeld erzählte vor seinem Rückblick von einem besonderen Ereignis, das sich im Schulwald zugetragen hat und das sogar am 2. Juli 1980 auf der Titelseite der BILD-Zeitung gestanden habe.

Beim Betriebsausflug des Rauschgiftkommissariats der Frankfurter Kriminalpolizei hatte ein Beamter für seine Kollegen für den Betriebsausflug zum Schulwald Weichersbach Mürbegebäckplätzchen gebacken. Wie sich herausstellte, hatte er 300 Gramm Haschisch mit verbacken, was elf Kriminalbeamten nicht gut bekam. Fünf mussten ins Krankenhaus und sechs wurden ambulant behandelt.

Bedeutung des Waldes für Klima und Leben


Bei der Geschichte des Schulwaldes begann Dörpfeld mit dem Hinweis, dass der amerikanische Politiker Julius Sterling Morton 1872 den „Tag des Baumes“ initiierte, den die vereinten Nationen dann am 27. November 1951 offiziell beschlossen. Für Deutschland sei ebenfalls 1951 ein „Tag des Baumes“ von den Alliierten empfohlen worden, um die großen Verluste an Bäumen durch den 2. Weltkrieg auszugleichen. Am 25. April 1952 wurde erstmals ein derartiger Tag begangen. „Bereits damals war man sich der Bedeutung des Waldes für Klima und Leben bewusst“, so Dörpfeld.

Durch die Gründung der Forstbetriebsvereinigung Weichersbach am 13. Dezember 1960 konnte die seit Jahren gärende Idee, eine große Baumpflanzaktion durchzuführen, Fahrt aufnehmen. Am 6. Mai 1962 wurde die „Helmut-Vollkommer-Linde“ gepflanzt in Würdigung eines Hauptakteurs. Die Forstbetriebvereinigung pflanzte schon Bäume, aber durch die Zusammenarbeit mit Lehrer Bruno Engel habe das Vorhaben einen größeren Schub erfahren. Auch wurde der heutige Hessenforst mit ins Boot genommen. Und nicht zuletzt haben sich die Schüler beteiligt. 13.925 Bäume wurden gepflanzt, und mit den Vor- und Nachpflanzungen insgesamt 15.000. Allein im April 1963 wurden an sechs Tagen 2.100 Bäume gepflanzt, wie Lehrer Engel akribisch Buch führte. 

Das Rausgehen zum Bäume pflanzen machte den Schülern übrigens damals viel Spaß. Und es wurde beim Jubiläum erzählt, dass sich alle immer schnell gemeldet hätten. Auch wie die Erde aufgehackt werden musste, ist in Erinnerung geblieben. Mit einem Zirkel wurde der Abstand zwischen den jungen Bäumen vermessen. Der Schulwald wurde am 23. Juni 1963 eingeweiht. 1966 hoben - auch Schüler - die Fundamente für die Schutzhütte aus, die am 19. Mai 1968 eingeweiht wurde.

Mit Weitsicht und Engagement


Sinntals Bürgermeister Thomas Henfling sagte in seinem Grußwort, dass man kaum erahnen konnte, welch positive Auswirkungen die Idee für einen Schulwald im Mai 1962 einmal habe. Der damalige Forstmeister Pfnorr habe den Impuls gegeben und die Lehrer Helmut Friedrich und Bruno Engel gewonnen. Ihnen gebühre der Dank für die Weitsicht und ihr Engagement. Mit tatkräftiger Unterstützung der Weichersbacher Schüler, die diesen Ort mit ihren eigenen Händen gestaltet haben, sei der Schulwald zu einem besonders wertvollen Erholungs- und Freizeitort geworden. Zum 60-jährigen Bestehen gelte denen zu danken, die diesen Wald seit seiner Gründung gepflegt und mitgestaltet haben und denen, die ihn auch heute noch so lebendig halten.

Grünes Klassenzimmer


„Ohne sie wäre dieser Ort nicht, was er heute ist: ein lebendiges Denkmal der Bildung und Natur“, so Henfling. Mit dem Pflanzen der ersten Fichten in 1963 sei der Schulwald zu einem lebendigen Lernraum geworden, in dem Generationen von Schülern das Wunder und die Verantwortung der Naturpflege erfahren haben. Deshalb habe der Landkreis auch die Errichtung einer Schutzhütte ermöglicht. „Sie ist bis heute ein beliebter Treffpunkt für Menschen aus Nah und Fern und ein Raum für viele freudigen Feste und Veranstaltungen“, sagte der Bürgermeister. Der Schulwald biete das ganze Jahr über Erholung, Bildung und Spaß – ein grünes Klassenzimmer.

Besonders erfreulich sei, dass der Schulwald auch heute noch regelmäßig genutzt werde, um den Jüngsten die Chance zu geben, die Natur zu entdecken und die Liebe zur Natur zu entfachen. Ein außergewöhnlicher Ort, der über die Jahre gemeinsam durch Forst, Schule und Gemeinde gestaltet, gehegt und gepflegt wurde. Henfling dankte den „Träumern“ von damals, den Gründern, den Betreuern und den Unterstützern, die diesen Edelstein der Gemeinschaft – den Schulwald – zum Erblühen gebracht haben und ihn weiterhin pflegen. „Feiern wir zusammen diesen großartigen Meilenstein und freuen wir uns auf viele weitere Jahre, in denen dieser Wald Generationen von Menschen begeistert“, wünschte Henfling.

Für das leibliche Wohl der Gäste beim Jubiläum war bestens gesorgt. Ein Schätzspiel für Jung und Alt, wie viele Zapfen sich in einem Glas befinden, reizte, denn es konnte eine Geburtstagstorte, Pizzen oder ein Eisgutschein gewonnen werden. Spaß machten auch Geländespiele, eine Malaktion oder die Herstellung von Butter – mit anschließender Verkostung auf frischem Weichersbacher Bauernbrot.

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