Maintaler Grundschulkinder befragen Forscher in der Antarktis live per Funk

Dienstag, 11.03.2025
MAINTAL - Einmal im Jahr findet an der Maintaler Büchertalschule eine Projektwoche statt.
Die Grundschule zwischen Wachenbuchen und Mittelbuchen wird von rund 280 Schülerinnen und Schülern besucht. Sie ist zudem seit einigen Jahren „MINT-freundliche Schule“, fördert also insbesondere die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Während der Projektwoche spielt der normale Stundenplan keine Rolle. Alle Kinder können sich nach ihrem Interesse für ein Thema entscheiden, das sie intensiv behandeln wollen. Der Titel eines dieser Projekte klingt trotzdem ungewöhnlich: „Antarktis und Amateurfunk“.
Auf diese interessante Kombination kam Helmut Müller, der Vater eines Viertklässlers. Er betreibt Hobby-Amateurfunk leidenschaftlich und hat unter anderem Kontakte zur deutschen Forschungsstation „Neumayer III“ in der Antarktis.
Spezielle Stationsausrüstung notwendig
„Der südlichste Kontinent der Erde wäre doch ein lohnendes Thema für eine Projektwoche“, schlug Müller den Lehrkräften Natalie Krieger und Christian Kraus vor. „Die Kinder könnten ihre erarbeiteten Fragen per Funk direkt und live einem Forscher am Südpol stellen“, so Müller weiter. Schnell war die Lehrer überzeugt. Christian Kraus ist selbst aktiver Funkamateur und war sofort begeistert.
Für diesen Kontakt über einen Amateurfunksatelliten ist allerdings eine spezielle Stationsausrüstung notwendig. Die stellte der Ortsverband Schöneck des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC e.V.) zur Verfügung, dem Müller angehört. Einige Mitglieder standen zudem für den Aufbau und die sichere Durchführung des Kontakts helfend zur Seite.
Vorher vermittelte der funkende Vater den Kindern altersgerechte Informationen zum Amateurfunk und einfache Grundlagen der Astrophysik. Wie weit entfernt ist ein Satellit, wie weit der Mond, die Sonne oder der Mars? Wozu nutzen wir Satelliten? Wie meldet man sich per Funk korrekt mit einem Rufzeichen?
Lehrerin Natalie Krieger und ihr Kollege stellten vielfältige Informationen, Medien und Materialien zur Geografie, Tierwelt, Natur und Forschung in der Antarktis und zum Amateurfunk zusammen. Auch eine einfache Morse-Taste konnte jedes Kind im Rahmen der Projektwoche selbst bauen.
Am vergangenen Freitag um 9.00 Uhr war es dann so weit:
Helmut Müller und seine Helfer hatte die portable Satellitenantenne auf dem Schulhof installiert. Das eigentliche Funkgerät wurde im Klassenzimmer aufgebaut. Am anderen Ende der Erde, rund 80.000 km Funkstrecke entfernt, wartete bereits Alexander Schengber, der als IT-Ingenieur und Funker die diesjährige Überwinterung auf der Forschungsstation betreut.
Schon vor Beginn waren Aufregung und Spannung im Klassenraum zu greifen. Als aus dem Rauschen endlich die Stimme des Forschers aus der Antarktis drang, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Mutig wagten sich dann Lena, Emma, Jan, Oli, Henry und Emil, alle zwischen neun und zehn Jahre alt, nacheinander ans Mikrofon und stellten die Fragen, die die Gruppe vorher erarbeitet hatte:
- "Spricht etwas gesundheitlich dagegen, dass man für immer in der Antarktis lebt?"
- "Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Kann man auch Ausflüge machen?"
- "Haben Sie mal einen Wal gesehen und wenn ja, welchen?"
- "Wie oft passiert ein Stromausfall?"
- "Bricht das Eis dort häufig ab?"
- "Gibt es in der Nähe der Station Pinguine?"
- "Wie tief gehen die Stelzen der Neumayer Station III ins Eis?"
- "Was ist die kälteste Temperatur, die Sie je gemessen haben?"
- "Um wie viele Millimeter steigt der Meeresspiegel pro Jahr?“
„Alex“ in der Antarktis freute sich über das Interesse der Schülerinnen und Schüler und gab bereitwillig Auskunft. Er selbst hat seine Amateurfunklizenz bereits mit elf Jahren erworben und nach dem Abitur seine Technikbegeisterung zum Beruf gemacht.
Nachdem alle Fragen geklärt waren, bedankte sich auch Helmut Müller abschließend per Funk und hielt das Mikrofon in die Höhe, damit der Applaus der Kinder per Satellit seinen Weg in den Süden finden konnte. Zu den begeisterten Zuhörenden zählte auch die Schulleiterin der Büchertalschule, Gesa Lückhoff, die den Kontakt staunend verfolgt hatte und allen Beteiligten sehr herzlich dankte.
Den Kindern wird dieses Projekt und insbesondere der Live-Kontakt sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Ihre Begeisterung für Forschung und Technik ist dabei ganz sicher geweckt worden, wie einst bei Alexander Schengber. Vielleicht gibt es in 20 Jahren ja Forscherinnen und Forscher in der Antarktis, die einst die Büchertalschule besucht haben. (red)