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Impuls von Stefan Buß: Die Bedeutung des heiligen Benedikt v. Nursia (480 – 547) als Gründer des Mönchtums und Patron Europas

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda. - Foto: KN/Hendrik Urbin


Samstag, 12.07.2025
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - Er hat das geistliche Fundament Europas geprägt, wie kaum ein anderer: der heilige Benedikt von Nursia (480 – 547). Als Gründer des abendländischen Mönchtums und Patron Europas ist seine Botschaft heute aktueller denn je – in einer Zeit der Unruhe, der Orientierungslosigkeit und des geistlichen Hungers.

 Geboren um das Jahr 480 in Nursia, im Herzen Italiens, wuchs Benedikt in einer Epoche auf, in der das Römische Reich zerfallen war. Chaos, Gewalt und kultureller Verfall prägten das Bild seiner Zeit. Inmitten dieser Zerrissenheit suchte Benedikt nicht Macht oder Einfluss – er suchte Gott. Er zog sich in die Einsamkeit von Subiaco zurück, lebte als Einsiedler und hörte in der Stille auf das, was wirklich trägt. Diese Entscheidung für ein Leben im Gebet und in der Gottsuche war nicht Weltflucht, sondern eine tief geistliche Antwort auf die Nöte seiner Zeit. 

Aus dieser Erfahrung heraus entstand später das berühmte Werk des Benedikt: die Regula Benedicti, die Benediktsregel. „Ora et labora – bete und arbeite“ – dieses kurze, prägnante Motto fasst ihren Geist zusammen. Diese Regel war kein starres Gesetz, sondern eine Lebensordnung, die auf Gleichgewicht, Gemeinschaft und Gottesnähe aufbaute. In ihr geht es um Demut, Gehorsam, Maßhaltung, aber auch um Menschenfreundlichkeit und Weisheit. Der Abt soll „mehr durch sein Leben als durch seine Worte lehren“. Was für ein Kontrast zu vielen Leitern unserer Zeit! Die Regel wurde zur Grundlage des abendländischen Mönchtums, zur geistigen Achse unzähliger Klöster, die wiederum über Jahrhunderte Zentren des Glaubens, der Bildung, der Kultur und der Nächstenliebe waren.

Im Jahr 1964, mitten in der Zeit des Kalten Krieges, ernannte Papst Paul VI. den heiligen Benedikt zum Patron Europas. Es war ein prophetisches Zeichen. Denn Benedikt hat Europa nicht durch Politik geeint, sondern durch das Evangelium. Durch seine Mönche wurde das Evangelium verbreitet, die Kulturlandschaft Europas gepflegt, alte Texte bewahrt, Krankenpflege betrieben, Schulen gegründet. Benedikts Geist ist ein europäischer Geist – nicht der des Konsums, sondern der Verantwortung, der des Dienens, der der Transzendenz. 

Heute, wo Europa seine Seele zu verlieren droht, wo Nationalismen wieder wachsen und der Glaube oft zur Randerscheinung wird, erinnert uns Benedikt an unsere geistlichen Wurzeln. Ein Europa ohne Gott, ohne geistliche Tiefe, verliert seinen inneren Kompass. Die Botschaft des heiligen Benedikt ist nicht nur für Klöster geschrieben. Sie richtet sich an alle Gläubigen. Jede und jeder ist gerufen, ein Mensch des Gebets und der Arbeit zu sein. Menschen, die sich Zeit nehmen für Stille und Begegnung mit Gott. Menschen, die in Gemeinschaft leben, Verantwortung übernehmen, aufeinander achten.

Gerade in einer Welt voller Zerstreuung und Hast ist der benediktinische Rhythmus ein Gegenentwurf: regelmäßig beten, sinnvoll arbeiten, das Maß wahren, in allem Gott suchen.
Der heilige Benedikt ist kein Held vergangener Zeiten. Er ist ein Wegweiser für uns heute – persönlich und für unser gemeinsames Haus Europa. Sein Leben ruft uns zur Umkehr, zur Einfachheit, zur Treue im Kleinen. Lassen wir uns anstecken von seinem Geist, damit auch wir Baumeister einer Zukunft werden, die auf Christus gründet. 

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