MAIN-KINZIG-KREIS

Klimaschutzplan 2025 vorgestellt: "Auf uns kommt eine Herkulesaufgabe zu"

Symbolbild


Donnerstag, 16.01.2020
von DIETMAR KELKEL

MAIN-KINZIG-KREIS - Christian Raupach, Geschäftsführer des Hessischen Waldbesitzerverbandes, brachte es auf den Punkt: „Die hessischen Wälder haben durch die Wetterextreme der Jahre 2018 und 2019 brutal gelitten. Auf uns kommt eine Herkulesaufgabe zu. Das kostet viel Arbeit und Geld“, betonte der Geschäftsführer bei der Versammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Bergwinkel am Montagabend in Herolz. Während der Main-Kinzig-Kreis noch mit einem blauen Auge davon gekommen wäre, sei die Lage in Nordhessen dramatisch. 

„Manche Forstbetriebe verlieren ein Fünftel der Waldfläche. Allein im Privat- und Kommunalwald sind fast alle Fichtenbestände durch Trockenheit und Borkenkäfer geschädigt.“ Der Boden sei hart wie Beton. Es müsse vier Monate anhaltend regnen, um die Bodenfeuchte eines normalen Jahres zu erreichen. Geradezu schizophren sei es, dass die Buchenholzsäger kein Holz hätten, die Nadelholzsäger dagegen mehr produzieren wollten, es aber an Fachkräften mangele. 

Fotos: Dietmar Kelkel
Fotos: Dietmar Kelkel

Im Mittelpunkt der Sitzung, in der Vorsitzender Walter Strauch auch zwei neue Mitglieder, die Gemeinden Birstein und Sinntal, begrüßte, stand der Vortrag von Dr. Heidi Döbbeler von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen zum Thema „Klimarisiko und Forstbestückungskarten“. Die Wissenschaftlerin betonte, dass der Klimawandel das Trockenstressrisiko deutlich erhöhe. Seit 1987 seien die Durchschnittstemperaturen in Hessen von 15,4 Grad auf 17,3 Grad gestiegen. Im Rahmen des Klimaschutzplans 2025 würden für die Hauptbaumarten Fichte, Buche, Eiche, Douglasie und Kiefer die Trockenstressrisikostufen der Standortswasserbilanz bewertet. Eine Baumart mit hohem Trockenstressrisiko scheide auf dem betroffenen Standort als Hauptbaumart aus. Bei einem mittleren Risiko könne sie als Mischbaumart bleiben. Es sei unbedingt notwendig, die Waldstrukturen zu verbessern und Stabilität zu gewährleisten. Neben dem digitalen Wissenstransfer sei ein weiteres Forschungsprojekt für alternative Baumarten geplant.

Bei der Auswahl der standortsgerechten Baumarten würden künftig die waldbauliche Ausgangssituation (Istbestockung, Vorverjüngung) sowie betriebliche Belange (Ertragserwartung, Risikobereitschaft, Schutzziele) berücksichtigt. Die Waldentwicklungsziele für beispielsweise Douglasie und Buche sähen einen natürlich verjüngenden Mischwald vor. Als Begleitbaumart kämen Lärche, Fichte, Eiche, Birke, Eberesche, Weide und Aspe vor. Die Anteile der Douglasie würden mittelfristig abgesenkt und der Buchenanteil durch Naturverjüngung oder Voranbau erhöht. Für ein abwechslungsreiches Waldbild müsse die einheimische Baumvegetation mit der dazugehörigen Flora und Fauna erhalten und gefördert werden.

Das Fazit der Referentin: „Die Klimaanpassung erfordert Anstrengungen über Jahrzehnte und ausreichend qualifiziertes Personal für den standortgemäßen Waldumbau.“ Die Karten der Standortswasserbilanzen und Trophiestufen würden in wenigen Wochen für die Waldflächen in Hessen allen Waldbesitzern auf dem Web-Server der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt zur Verfügung gestellt, kündigte Heidi Döbbeler an. Eine App zur Baumartenauswahl für Handy oder Tablet sei für Ende 2020 geplant. +++

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