LINSENGERICHT/GELNHAUSEN

Integration per Busfahrkarte: Lions Club Gelnhausen spendet an Flüchtlingsfamilie

Weil die Fahrkarten für die Kinder nicht mehr bezahlt wurden, musste die Familie die täglichen Einzelfahrkarten nach Eidengesäß aus eigener Tasche zahlen. - Foto: Gelnhäuser Neue Zeitung


Donnerstag, 16.01.2020

LINSENGERICHT/GELNHAUSEN - Die große Flüchtlingswelle von 2015 ist nun knapp fünf Jahre her. Doch noch immer benötigen zahlreiche geflüchtete Menschen, die mittlerweile eine neue Heimat im Main-Kinzig-Kreis gefunden haben, Unterstützung. Damit Integration nicht von vermeintlichen Kleinigkeiten wie der Finanzierung von Busfahrkarten abhängig ist, hat der Lions Club Gelnhausen einer Flüchtlingsfamilie in Linsengericht nun 1095 Euro gespendet. 

Die betroffene Familie – vier Kinder, ihr Vater und ihr Onkel – flüchtete 2015 aus dem Irak nach Deutschland, unter anderem auf einem völlig überladenen Schlauchboot. Die Mutter war im Irak auf tragische Weise ums Leben gekommen. Als auch die Kinder in Gefahr gerieten, beschloss der alleinerziehende Vater, die Heimat zu verlassen.

Über Schlüchtern verschlug es die Familie nach Geislitz. Die beiden ältesten Kinder, ein damals achtjähriges Mädchen und ihr sechs Jahre alter Bruder, wurden in die Geisbergschule Eidengesäß eingeschult. „Die Kinder wurden sofort in die Klassengemeinschaft integriert“, erinnert sich Lehrerin Claudia Volcksdorff.

2017 zog die Familie nach Altenhaßlau, wo das drittälteste Kind mit sechs Jahren in der Hasela-Schule eingeschult wurde. Der Vater fand eine Festanstellung als KFZ-Mechaniker. Rund ein Jahr später tat sich bei den Kindern jedoch ein Problem auf: Da die Familie nun in Altenhaßlau lebte, die ältesten beiden Geschwister aber weiterhin in Eidengesäß zur Schule gingen, wurde ihre Busfahrkarte dorthin vom Land Hessen nicht mehr bezahlt. Der Grund: Die Kinder hätten mit dem Umzug eigentlich in die Grundschule nach Altenhaßlau wechseln sollen. Das lehnten die Lehrerinnen der Kinder, allen voran Claudia Volcksdorff und Verena Middendorf, jedoch ab. „Kontinuität ist bei der Integration sehr wichtig“, betonen sie. Die von ihren Erlebnissen der Flucht traumatisierten Kinder hatten 2017 gerade begonnen, „aufzutauen“, erinnern sich die beiden engagierten Lehrkräfte. Ein Schulwechsel sei daher nicht sinnvoll gewesen.

Doch weil die Fahrkarten für die Kinder nun nicht mehr bezahlt wurden, musste die Familie die täglichen Einzelfahrkarten nach Eidengesäß aus eigener Tasche zahlen – eine kaum zu bewältigende Hürde für einen alleinerziehenden berufstätigen Vater von vier Kindern. (Gelnhäuser Neue Zeitung) +++

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