Hessen wartet ab: Was wird aus der Freibad-Saison?

Samstag, 06.06.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE
MAIN-KINZIG-KREIS - An diesem Wochenende ist der Drang nach Erfrischung im Freibad kaum vorhanden. Dank Regen und kühlen Temperaturen - die Natur freut sich über das "Geschenk". Doch der Sommer steht bevor, heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad werden sicher kommen. Hitzewellen sind möglich.
Beste Voraussetzungen für volle Freibäder und großen Andrang an den Badeseen. Doch die Coronapandemie verhindert derzeit das Badevergnügen - außer für Vereine und Spitzensportler. Die Kommunen haben unterschiedlich reagiert. Einige haben ihre Freibäder vorbereitet und können relativ zeitnah öffnen, wenn sie denn dürfen. Andere Städte wie etwa Hanau sind defensiver und lassen durchblicken, dass es in diesem Jahr überhaupt keine Freibadsaison geben werde.
"Die Entscheidung über weitere Lockerungen sowie eine mögliche Öffnung der Frei- und Hallenbäder für größeren Publikumsverkehr ist der Entscheidung des Kabinetts vorbehalten", schreibt das zuständige Ministerium in Wiesbaden auf Anfrage von KINZIG.NEWS. "Die Hessische Landesregierung steht im regelmäßigen Austausch mit den Sport-Verbänden sowie Schwimmbad-Betreibern und hat die Aussagen der Stadt Frankfurt zur Kenntnis genommen", schreibt der Pressesprecher aus dem Innenministerium.
"Wir alle warten auf ein positives Signal aus Wiesbaden"
"Unsere Bäderbetriebe sind für eine Wiedereröffnung gewappnet", lobt Oberbürgermeister Peter Feldmann die Bäderbetriebe und den Sportdezernenten. Markus Frank sagt: „Gerade machen wir mit den Vereinssportlern gute Erfahrungen, wie Schwimmen in Corona-Zeiten funktionieren kann. Abstands- und Hygieneregeln lassen sich einhalten.“
Vier Wochen vor Beginn der Sommerferien in Hessen sei jetzt der richtige Moment gekommen, gerade Kindern und Jugendlichen eine positive Perspektive zu eröffnen. Viele von ihnen würden in diesem Jahr auf den Sommerurlaub verzichten müssen. "Wir alle warten auf ein positives Signal aus Wiesbaden", sagt der Oberbürgermeister. "Schwimmen ist gesund. Sport, Sonne und frische Luft stärken die Abwehrkräfte", sind Frankfurts Stadtoberhaupt und der Sportdezernent überzeugt.
Kein Jubel-Trubel-Freibadbetrieb
Lob erhalten die Verantwortlichen in der Mainmetropole von der Freibad-Initiative in Gelnhausen. "Dass sich der Frankfurter Magistrat nun proaktiv für eine rasche Öffnung der Schwimmbäder und ein zeitnahes positives Signal der Landesregierung stark macht, hat Vorbildcharakter und ist einzig das, was wir Bürgerinnen und Bürgern jetzt von allen politisch Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden erwarten", betonen Julia Hott und Alexander Schopbach, die Sprecher der Initiative, der alleine in Gelnhausen mittlerweile über 30 Menschen angehören.
"Wir reden nicht vom Jubel-Trubel-Freibadbetrieb. Uns geht es um die soziale und gesundheitsfördernde Funktion der Freibäder, um die Verantwortung von Kommunen gegenüber ihren Bürgern, die in diesem Jahr mehr denn je auf Schwimmbäder angewiesen sind", so Hott und Schopbach. Wenn Kommunen meinten, ausgerechnet auf deren Rücken Kosten einsparen zu können, sei das ein fatales Signal - besonders in Krisenzeiten, die den Menschen sehr viel abverlangten.
Privat-Pools als Alternative?
Schon jetzt hat der Kauf von kleineren Pools etwa aus Baumärkten zugenommen, immer mehr Hausbesitzer gönnen sich ihr eigenes Mini-Freibad, was wiederum bei längerer Trockenheit zu Wasser-Knappheit führen kann. Auch deshalb scheint es sinnvoll, die Freibäder zu öffnen. Im Nachbar-Bundesland Baden-Württemberg werden die Freibäder und Badeseen am Samstag wieder geöffnet - umfangreiche Abstands- und Hygieneregeln inklusive. Hessen wartet noch ab - Mitte Juni will das Kabinett erneut beraten. Bei heißem Sommerwetter wird der Drang der Menschen nach kühlem Nass sicher noch größer. +++