SCHLÜCHTERN

"Handwerk hat Deutschland am Leben gehalten" - Junge Leute gesucht

Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern im Landhotel Weining in Schlüchtern-Breitenbach - Fotos: Carina Jirsch


Freitag, 11.09.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE

SCHLÜCHTERN - "Wir werden auch diese Krise gemeinsam meistern", sagt Andreas Haberl, Geschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden. Gut 25 Delegierte von Betrieben aus dem Gebiet der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern kamen am Donnerstagabend (endlich) wieder einmal gemeinsam ins Gespräch - bei der Mitgliederversammlung im Landhotel Weining. Ein Stimmungsbild zu erstellen, ist allerdings eher schwierig.

Auf der einen Seite freuen sich viele Betriebe über gut gefüllte Auftragsbücher, andere Branchen wie das KfZ-Gewerbe beispielsweise haben mehr Bauchschmerzen. Dazu kommt die Ungewissheit, wie lange die Corona-Pandemie das gewohnte "normale" Leben einschränkt.

Einen zweiten Lockdown jedenfalls braucht niemand. "Ich hoffe, dass wir mit einem blauen Auge davon kommen", sagt Haberl. Positiv gestimmt ist auch Klaus Zeller: "Ich ziehe vor dem Handwerk den Hut, es hat Deutschland am Leben gehalten", sagt Zeller und ist sich sicher: "Wir werden die Delle ausbeulen".

Kontakte zu jungen Leuten fehlen

Aufstehen, kämpfen und weitermachen: Die Handwerksbetriebe sind seither ein Fels in der Brandung. Und doch haben sie große Sorgen. Allen voran steht das Thema Nachwuchsmangel. Einige Betriebe tun sich derzeit schwer, junge Leute einzustellen. Die Mehrzahl aber findet schlichtweg keinen Nachwuchs. Hat es das Handwerk generell schon schwer, bei den jungen Leuten anzukommen, macht es die Corona-Pandemie noch komplizierter. "Uns fehlt einfach der Kontakt", machen die Verantwortlichen klar. Keine Ausbildungsmessen, keine Schulbesuche, keine direkten Kontakte. Deshalb bleiben viele offene Ausbildungsstellen bislang unbesetzt.

In ihren kurzen Ansprachen blickten Kreishandwerksmeisterin Esther Hummel, Geschäftsführer Klaus Zeller und Andreas Haberl auch zurück. Handwerkspolitische Erfolge wie die Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken oder auch die Reform im Berufsfortbildungsgesetz zu Jahresbeginn sind schnell in Vergessenheit geraten. "Wir mussten schlagartig in den Krisenmodus schalten", sagt Haberl. Der Lockdown machte viele Planungen zunichte. "Stattdessen waren wir plötzlich mit einem ganz neuen Thema beschäftigt: Hygienepläne, Infektionsschutz und so weiter", sagt Hummel.

Hoher Beratungsbedarf während der Corona-Pandemie

Die Kreishandwerkerschaft und die Handwerkskammer kümmerten sich um die vielen Fragen der Betriebe - etwa zu den Verordnungen von Bund und Ländern, Kurzarbeit und Vorgaben, was auf den Baustellen erlaubt ist und was nicht. Telefonberatungen wurden angeboten - auch an den Wochenenden arbeiteten 17 Menschen an der Corona-Hotline der Kammer. Zahlreiche Veranstaltungen mussten abgesagt werden. "Auch unser 100-jähriges Jubiläum, auf das wir alle uns schon sehr gefreut haben", sagt Hummel.

Mittlerweile ist ein Stück weit "neue Normalität" eingekehrt. Das Stimmungsbarometer zeigt nach oben. Auch an den Berufsbildungszentren herrscht wieder voller Betrieb. Viele Gewerke haben viel zu tun - das Dilemma: Es fehlt einfach an Nachwuchs. Hier liegt die große Herausforderung - neben all den Hygienevorgaben, die wohl noch einige Monate das Leben beherrschen werden.

Doch das Handwerk hat schon ganz andere Krisen gemeistert. +++

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