Ewige Profess: Ein Feiertag für Josua und Guelord Christian

Dienstag, 28.06.2022
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Ein großer und bedeutender Tag war für Pater Josua Schwab der vergangene Sonntag. Der Salesianer Don Boscos, der im Jugendhilfezentrum in Sannerz tätig ist, legte nämlich seine Ewige Profess ab. Nach sechs Jahren Ausbildung und Berufung bindet sich ein Bruder für das ganze Leben an die drittgrößte Ordensgemeinschaft.
Und weil das eine weitreichende Entscheidung ist, fand sie im Rahmen eines Festgottesdienstes statt. Nicht in der nahen Pfarrkirche Mariae-Himmelfahrt, sondern im Freien auf dem Platz vor den Werkstätten. Hauptzelebrant war der Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, Pater Reinhard Gesing aus München.
Patres aus dem In- und Ausland
Zusätzlich legte Pater Gue´lord Christian Mudingunzu seine Ewige Profess ab, ein Bruder aus dem Kongo, der zurzeit in Turin studiert und sich für den Einsatz in Istanbul vorbereitet. Zu dem Festgottesdienst waren Patres aus dem In- und Ausland, Verwandte und Freunde sowie Kollegen der beiden Salesianerbrüder in die Sinntal-Gemeinde gekommen. Auch Bürgermeister Carsten Ullrich wohnte der Feierstunde bei. Josua Schwab stammt aus Altdorf in Südbaden. In dem ländlichen Ort ist er an einem historisch-bedeutenden Tag geboren: am Tag der Grenzöffnung in Berlin am 9. November 1989. Er wuchs er in einem christlich-geborgenen familiären Rahmen auf.
Ministrant war er 15 Jahre lang in der Pfarrgemeinde Sankt Nikolaus, wo Schwab von Pfarrer Saum begeistert war und auch von einer 40-köpfigen freundschaftlich verbundenen Ministrantentruppe, die immer auf Achse war und viel zusammen unternahm. Den Glauben an Gott, der so lebendig ist, mit anderen zu teilen, ist sein Ding. Schon mit 12 Jahren wollte Josua Schwab Priester werden. Diesen Berufswunsch nahm sein vier Jahre älteren Bruder Benjamin, der damals schon eine Freundin hatte, nicht ab.
"Warte mal ab..."
„Warte mal ab, das geht schon wieder weg,“ sagte der. Nach dem Abitur studierte Schwab Theologie und Philosophie an der Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern. Bei den Salesianern fand er heraus, dass es das ist, was er sucht: bei den Menschen am Rande der Gesellschaft zu sein. Zur Teilnahme an einem Priesterseminar im Jugendhilfezentrum Sankt Anton in Riegel am Kaiserstuhl wechselte Schwab 2012 dorthin. Er arbeitete, nahm am Priesterseminar teil und studierte an der Uni in Freiburg. Dass in der Theologie und in der Jugendhilfe das Evangelium konkret und Gott gegenwärtig werde, sagte Schwab. Nach dem Vornoviziat 2015 in Sannerz folgte ab September 2015 das Noviziat mit 16 Novizen aus acht Ländern in Italien.
Das Noviziat ist eine geistliche Zeit, ein innerer Weg mit dem Herrn im Herzen. Offen zu sein für Gott im Gebet, den Ruf Gottes zu hören, das Wort Gottes aufzunehmen und im Herz Platz zu machen, dass es in Fleisch und Blut übergeht. „Das Leben mit den Mitbrüdern zu erleben war eine Herausforderung und lässt einen gemeinsam wachsen,“ so der 32jährige Schwab. Auf die zeitliche Profess bereiten sich die Aspiranten intensiv vor, da es ein wichtiger Moment ist, der ihr Leben verändert. Gott nehme den ganzen Raum ein, er schenke sich, dass man voll von seiner Liebe, von seinem Evangelium und ganz für ihn und die Jugendlichen, die Mitbrüder und Menschen da sind. „Ein Leben lang dem Herrn zu gehören, war der glücklichste Moment in meinem Leben,“ erklärte Schwab nach der zeitlichen Profess 2016.
In
Sannerz arbeitete Schwab in der dortigen Wohngruppe Magone – auch eine
prägende Zeit. Während einem Studium „Soziale Arbeit“ 2017 in
Benediktbeuern absolvierte Schwab ein zweijähriges
E-Learning-Weiterbildungsstudium „Straßenpädagogik“ über die Universität
Heidelberg. Seit 2020 arbeitet Schwab selbst in der Betreuung und
Weiterentwicklung dieses Studienganges mit. Ein Praxissemester führte
Schwab 2019 nach Lyon/Frankreich. Auf den Straßen der Banlieues, einem
sehr prekären Vorstadtbezirk mit Drogen, Gewalt und Kriminalität,
sammelte Schwab wertvolle prägende Erfahrungen – als Mensch, als Christ
und als Pädagoge.
Wo es am meisten "brennt"
Soziale Exklusion und Ghettoisierung sind in Lyon an der Tagesordnung. In Le Valdocco, einer Einrichtung der Salesianer Don Boscos, versuchen die Patres, Gewalt- und Kriminalprävention zu machen, wo es am meisten „brennt“ durch nachhaltige und ganzheitliche Pädagogik – zusammen mit den Menschen vor Ort. „Chancen für eine gelingende Zukunft nutzen ist meine Profession als Sozialarbeiter und meine Berufung als Salesianer Don Boscos,“ so Schwab.
So führte ein Sommercamp in den Alpen Jugendliche aus zerrütteten Familienverhältnissen und welche zusammen, die schon mehrere Jugendheime hinter sich haben. Abenteuer im Kletterwald, Wildwassertouren, die Natur entdecken, ein Biwak oder Lagerfeuer sind pädagogische Elemente, die bei den Jugendlichen für einen Tapetenwechsel und nicht selten zu einem Umdenken sorgen. Berge bieten einen optimalen Rahmen und Berge sind geduldig,“ sagt Schwab.
Alles mit Liebe, nichts mit Zwang, sei ein Grundprinzip der salesianischen Pädagogik. Seit März 2021 ist Schwab wieder bei Don Bosco in Sannerz und ist als Gruppenleiter der Wohngruppe Savio für acht intensiv pädagogisch-therapeutisch zu betreuende Jugendliche und zehn Mitarbeiter verantwortlich.
„Es ist immer wieder schön, die Potenziale zu entdecken, gemeinsam die zum Wachsen bringen zu können und nicht nur die Probleme und Defizite zu sehen, sondern eine andere Brille aufzusetzen, um gemeinsam die Dinge voranzubringen.“ Am 16. Oktober 2022 steht die Diakonweihe an und im Sommer 2023 wird vermutlich die Priesterweihe in Benediktbeuern sein.